100cl im Test: Acht Liter-Weine, die Du (bald) auf jede Party mitnehmen kannst
"Un Litro" von Elisabetta Foradori. Cuvée aus ihrem Zweitweingut in der Toskana FOTO: #WEINLETTER
Am 18. März erscheint der erste #WeinLetter. Das Top-Thema: Der Liter-Wein und die soziale Frage. Hier schon mal acht Weine im Liter vorab im Test - und die Bewältigung meines Traumas.
von Thilo Knott
Wein in der Literflasche: Echt jetzt? Ja, das interessiert mich. Sie sind die Basis der Weingüter, an der man ihre Qualität und ihr Handwerk ablesen kann. Ich habe Ein-Liter-Weine verkostet von sehr guten Winzern mit hohen Bewertungen: acht Stück. Sieben Weine aus Deutschland – plus einen aus Italien. Alle besitzen sie hohe Qualität.
Mit der Verkostung habe ich gleichzeitig ein altes Trauma bewältigt. Ich muss gestehen: Zu Großflaschen hatte ich immer ein schlechtes Verhältnis. In den 70er und 80ern gab es meinen Stuttgarter Onkel Matthias, der bei uns in der Großfamilie als der Weinexperte galt (ich komme aus Hohenlohe, einer Bier-Gegend).
Zu großen Familienfesten über zwei Tage brachte er meist unzählige Weißweine aus dem Burgenland mit. In Zwei-Liter-Flaschen! Sie klackerten in seinem Kofferraum, als er in die Einfahrt fuhr. Die Wein-Bomben auf dem großen Esstisch sahen Respekt einflößend aus. Für mich als kleines Kind zumindest. Das war also - Wein! Meine Mutter ezählte mir neulich, als ich sie danach fragte, dass Onkel Matthias immerzu unter Kopfweh litt. Wir mussten beide lachen.
Liter für die After-Corona-Party: Silvaner (Weingut Weltner), Riesling (Forstmeister Geltz Zilliken), Trollinger (Weingut Wöhrwag, Spätburgunder (Weingut Schneider) FOTO: #WEINLETTER
Ich empfehle hier also acht Liter-Flaschen - in dieser Reihenfolge und mit Anti-Kopfweh-Garantie:
1. Franken: Weingut Paul Weltner, Silvaner, 2018. 1l., 7 Euro ab Hof. Sehr guter Basis-Wein einer außergewöhnlichen Silvaner-Kollektion. Jeder Qualitätsschritt ist schmeckbar. Unbedingt die Weltner-Silvaner vertikal testen.
2. Baden: Weingut Reinhold & Cornelia Schneider, Spätburgunder, 2016, 1 l., 9 Euro ab Hof. Erstaunlicher Spätburgunder, der zu meinen Best Buys unter 10 Euro im Rotwein-Bereich gehören. Auch wenn die neun Euro für den Liter viel erscheinen. Dass die Schneiders 2016er-Jahrgänge und jetzt erst 2017er-Jahrgänge in den Verkauf bringen, ist für einen Liter stark. Selbst diese Kategorie lagert also außergewöhnlich lange im Fass und in der Flasche.
3. Pfalz: Matthias Gaul, Grauburgunder, 2019, 1l. Nur in der Gastronomie und bei ausgewählten Händlern erhältlich (da bei 7,50 Euro). Ein knarziger Grauburgunder, den es leider nich ab Hof gibt. Berlin-Service: Es gibt ihn in der Weinhandlung Bruhn in der Güntzelstraße in Schöneberg.
4. Mosel: Zilliken, Riesling trocken, 2019, 1l. 12,50 Euro ab Hof. Fünf Trauben im Gault & Millau - aber einen Literwein machen. Das ist - wie gesagt - kein Widerspruch. Sondern hoher Qualitätsanspruch. Der Preis? Klar, er liegt über der 10-Euro-Grenze. Aber er hat es absolut verdient.
5. Baden-Württemberg: Hans-Peter Wöhrwag, Trollinger, 2019, 1l. 2019 ist ausverkauft, 2020 hat der Untertürkheimer keinen Liter produziert, sondern nur den Trollinger „Rädles“ für 7,50 Euro. Also wenn man Trollinger mag: Zugreifen!
6. Pfalz: Matthias Gaul, Riesling, 2019, 1l. 6,50 Euro ab Hof. Auch der Riesling von Matthias Gaul besticht durch sehr präzises Handwerk.
7. Pfalz: Jülg, Grauburgunder, 2019, 1l. 13 % vol. 5,60 Euro. Ein erstaunliches Preis-Leistungs-Verhältnis. Preis klein, Leistung stark.
8. Toskana: Foradori, Un litro, 2019, 12 % vol., 12,50 Euro im Weinladen. Die Südtirolerin hat in der Toskana ein Zweitweingut. Diese Cuvée solltest Du fast wie einen Rosé trinken - leicht angekühlt. Und der Sommer kann kommen!
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