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Folge 11 

Etwas Altes: Meine Hochbegabung zum Drogenhandel

Ich, Typ technikunsentimentaler Geräteöko, habe wieder ein Spielzeug von meinem gadgetversessenen Freund geerbt, dieses Mal einen „Personal Digital Assistant“, den Palm Pilot I. Ich solle sorgsam damit umgehen, heißt es bei der feierlichen Übergabe, der Palm werde unweigerlich museal.

Es ist Liebe. Zum einen erinnert mich das Gerät mit seinem blindschleichengrauen Touchscreengriffelchen an meine analogen Zaubertafeln aus der Kindheit, zum anderen kann ich darauf Dope Wars spielen: „Acid, Cocaine, Ecstasy, PCP, Heroin, Weed, Shrooms, Speed“.

Vermutlich spielt niemand auf der Welt so gut Dope Wars wie ich, es ist die eine Sache im Leben, in der ich mir selbst eine Hochbegabung attestieren würde. Im Spiel bestätigt sich, was Freunde immer wieder sagen: Mit meinem nachhaltig unschuldigen Appeal wäre ich eine unschlagbare Dealerin.

Von nichts kommt aber nichts, und so ist die unwahrscheinlichste Geheimwaffe im virtuellen Drogenkrieg nicht die von mir praktizierte strenge Konzentration auf den PCP-Handel, sondern meine absolute Gewaltfreiheit: Ich erschieße grundsätzlich keine Polizisten, sondern laufe sehr schnell weg. Man kann ein Strategiespiel erfolgreich als Jump ‘n’ Run spielen, denn Jump ‘n’ Run ist auch eine Strategie.

Zuerst 2015 (für das Jahr 2000) im Techniktagebuch veröffentlicht (Abre numa nova janela).

Etwas Neues: Lernen von Laser

Neulich hat Christine M. Korsgaard im Radio gesagt, dass einen Katzen zu besseren Philosoph*innen machen würden. (Abre numa nova janela). Ich stimme natürlich zu. Von Katzen kann man auch lernen, was für ein unfassbares Drama man teilweise abzieht, nur weil man komplett zufällig etwas oder jemanden gesehen hat, während man vorher ganz gelassen und bester Dinge war. 

Wir sehen auf den Fotos Laser Frohmann friedlich in der Morgensonne schlafen, bis er meine Stimme hört. Binnen Sekunden befinden wir uns gemeinsam in einem Charles-Dickens-Roman, in dem Laser das arme gequälte Kindchen und ich der hartherzige Geizhals bin. Laser leidet sehr, Morgensonne und Schläfchen fanden in einem anderen Universum statt, nichts davon fühlt er jetzt mehr. Auch das erschriene Füttern wird ihm nicht seine Zufriedenheit von eben zurückbringen können, allenfalls noch größeres Leid verhindern. Das ist doch bedauerlich. 

Ähnlich verhält es sich mit den großen Aufregungen, in die man, wenn man es nicht aktiv verhindert, tagtäglich im Internet hineingerät. Gerade hat man noch halbwegs gelassen einen Kaffee in der Morgensonne getrunken, einen Augenblick später ist man schon ohne jede Hoffnung im allertiefsten Höllenschlund. Wäre man nicht online gegangen oder hätte wenigstens nicht auf dieses nichts Gutes verheißende Hashtag geklickt, wäre man ein anderer Mensch geblieben. 

Dies ist kein Aufruf, sich nicht mehr berühren zu lassen, sich um nichts mehr zu scheren und alle Menschen auf der Welt und im Internet ihrem Schicksal zu überlassn. Nur eine Empfehlung, etwas aufmerksamer zu werden, wo das Netz aktuell Fleischwölfe parat hält, aus denen man nicht mit Erkenntnisgewinn, sondern einfach nur geschreddert hervorkriecht. Hackfleisch fühlt gar nichts mehr.

Total erschöpfte Menschen werden die notwendigen gesellschaftlichen und ökologischen Transformationen nicht anstoßen, nicht organisieren und nicht umsetzen können. Es ist also auch politisch verantwortungsbewusst, sich bestimmten Mechanismen zu entziehen. Wenn die Internetaktivist*innen kaputtgehen, freuen sich nur die Herrschaften mit der klassischen Macht, die keine Veränderung wollen.

Etwas Geborgtes

 »Ich möchte weder mutig noch inspirierend sein, ich möchte einfach nur mein Leben leben dürfen.« – Linus Giese, Ich bin Linus (Abre numa nova janela), 185

Etwas Uncooles: Erschreckend freundlich

In meiner Anwohner*innen verstörenden Freundlichkeitsoffensive – wie soll es besser werden, wenn man selbst immer weiter zumacht? – habe ich eine neue Stufe gezündet, indem ich den ollen Wiesenstreifen vor dem Zaun mit Blumen bepflanzt habe (Akeleien, Vergissmeinnicht, Lupinen und Lavendel: den Insekten zur Freude) , auch auf die Gefahr hin, dass jemand sie abreißt oder ein Hund draufscheißt – ich nehme mir jetzt schon vor, mich gegebenenfalls nicht sehr aufzuregen. No risc, no fun, und zwar in der unromantisch harmlosen Variante. Meine direkte Nachbarin kam gestern nach einem Ausflug zurück, freute sich über den neuen Anblick und meinte, dass sie es mir nachmachen wolle. 

Außerdem grüße ich jetzt nicht nur sporadisch bzw. nach Laune, sondern konsequent alle Menschen, die die Straße entlangkommen, auch wenn ich keinen sozialen Tag habe. Naja, fast alle: Wenn der Naziopa kommt, verstecke ich mich schnell. Grüßen ist viel einfacher, als an Menschen vorbeizusehen und man merkt, dass manche zwar etwas erschrecken, aber sich doch eher freuen, und schlimm finden es ihrem Gesichtsausdruck nach nicht mal fremde Teens. Vielleicht denken aber auch alle, dass ich eine Serienkillerin wäre, weil es doch nicht normal ist, freundlich zu sein. Das Risiko nehme ich in Kauf.

Rubrikloses

Sternstunden der Kommunikation

Neue Metamorphosen 

Meine Zeitrechnung

Wer das nächste Blogdown-Paket (Abre numa nova janela) kauft, bekommt diese supercute Minizeichnung, ich muss mich selbst zusammenreißen.

Darauf freue ich mich mittelperspektivisch: mit Autor*innen und Freund*innen im Garten sitzen

Guerlica

Heute eine zusammenhängende Folge

Zurück zu den Ausschließenden, zu den Ausschluss Liebenden. Wir sehen uns nächste Woche wieder. Seid lieb, nur nicht zu Nazis.

Wer New Frohmanntic mag, bitte weiterempfehlen; wer nicht am Hungertuch nagt, gern zahlendes Mitglied werden (Abre numa nova janela). Oder über Paypal-Me (Abre numa nova janela) Laser eine Katzenmilch spendieren. Bitte kauft und lest auch Bücher aus dem Frohmann Verlag (Abre numa nova janela). Dankeschön.

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