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Trump stoppt „Geheimdienst-Daten“ für die Ukraine

Trump vorm Kongress

Laut Medienmeldungen hat die USA „Geheimdienstdaten“ an die Ukraine gestoppt.
Wir haben die übliche Situation: Die Medien berichten mangelhaft, die Leute schnappen irgendetwas auf und alle rennen aufgeregt durcheinander, schreien, posten irgendwas und drücken irgendwo drauf.
Zeit für Grundlagen.

Als wir Mitte der 90er mit vier Leuten in einem ollen VW-Bulli zum ersten Mal nach Belgien gefahren sind, war es meine Rolle, den Weg zu finden. Ich hatte mir die militärischen Karten kommen lassen. Navigationssysteme gab es noch nicht, das Navigationssystem war ich.

Die anderen nervten mich. Ob ich auch sicher sei. Ob das auch der richtige Weg sei.
Irgendwann sagte ich „Nach den nächsten Häusern kommt in etwa 500 Metern rechts von der Landstraße ein kleiner Wall, niedriger als 50 Zentimeter.“ Und der Wall kam. Mit jungen Bäumen bepflanzt, er war also recht neu. Allgemeines Erstaunen.
Diese Narren.

Behalten wir das für einen Moment im Hinterkopf.

Lost in Translation

Das erste Verständnisproblem ergibt sich aus einem Übersetzungsfehler. Den – soweit ich gesehen habe – alle Medien reproduzieren. Vermutlich, weil die Redakteurinnen und Redakteure keine Ahnung haben. Tut mir leid, das immer wieder so deutlich sagen zu müssen.

Es wird berichtet, die USA hätten die „Geheimdienstinformationen“ an die Ukraine beendet.
Das Wort, um das es geht, ist aber nicht „secret“, also „geheim“, sondern „intelligence“, was in diesem Fall „Aufklärung“ bedeutet.

Die CIA ist die „Central Intelligence Agency“. Die NATO Bezeichnung meiner Einheit war die „Aerial Photo Intelligence Section“, die „Luftbildaufklärung“. Wozu jedes Bildmaterial gehörte, von Satelliten und Videos bis zu Fotos, die Flugzeugbesatzungen mit einer Handkamera gemacht hatten. Und zu dieser „Intelligence“ gehört auch das Abhören und die elektronische Aufklärung.
Es sind aber nicht immer Geheimdienste, die diese Aufklärung betreiben. In diesem Falle so gut wie gar nicht.

Der Direktor der CIA John Ratcliffe hat bestätigt, dass die Weitergabe von Daten an die Ukraine „angehalten“ wurde. „Paused“ bedeutet zwar nicht „pausiert“, aber es ist ein eher vorläufiger Zustand. Die Weitergabe wurde nicht „stopped“, sondern „paused“ oder „halted“.
Dass es ein Direktor der CIA war, der sich äußerte, liegt schlicht daran, dass die CIA die Oberaufsicht über die Kommunikation mit anderen Staaten – noch dazu im Krieg – hat. Da ruft man ja nicht mal eben auf dem Handy an. Das Militär und die NSA äußern sich so gut wie nie. Ebensowenig wie in anderen Ländern.
Die Daten selber kommen also eher vom Militär als von Geheimdiensten.
Und nur um das vorweg zu nehmen: er hat selber beschwichtigt. Das klang fast nach Bedauern, es ist also definitiv eine Anweisung von oben.

Die Aufklärung

Wenn wir wissen wollen, was der Feind so treibt, dann haben wir mehrere Möglichkeiten, das herauszufinden.
Eine Möglichkeit ist auf Satelliten zu gucken. Was aber Nachteile hat, denn ein Satellit ist ja nur einmal am Tag über einer bestimmten Stelle und die Auflösung ist nicht so gut.
Eine Möglichkeit ist Telefone und Funk abzuhören. Das ist in dem Fall aber sehr aufwändig und man kann nicht immer sicher sein, was dabei herauskommt. Oder man kann Flugzeuge oder Drohnen schicken. Die „Eye in the Sky“, die Augen im Himmel.

Eine US-amerikanische MQ-9 Reaper Drohne.

Foto: Eine US-amerikanische MQ-9 Reaper Drohne. In der Kuppel unter der Spitze sitzen die Sensoren, die „Kameras“.

Wenn wir bereits Mitte der 90er auf einer deutschen Militär-Karte einen kleinen, neuen Wall neben einer Landstraße in Belgien eingezeichnet hatten, was wird die Ukraine wohl über Russland und über die eigenen, besetzten Gebiete wissen?
Richtig: Annähernd alles.
Die Ukraine weiß, wo die Kasernen sind, wo die Bunker sind und wo der Hafen Sewastopol ist. Und jedes einzelne Gebäude, auf den Meter genau.

Was die Ukraine herausfinden muss ist, ob Russland irgendwo Munition lagert oder ob ein U-Boot gerade an einem Pier im Hafen liegt. Denn sonst macht es keinen Sinn darauf zu schießen, man verschwendet nur Munition.
Das sind die Echtzeit-Daten. Man spricht auch von „targeting data“, also „Zieldaten“. Und um die geht es. Zieldaten von mobilen Zielen.

Die Ukraine hat nur eingeschränkte Mittel, an solche Daten zu kommen. Die russischen Truppen in Echtzeit und „in der Tiefe“ aufzuklären.
Sie sind nicht blind. Sie haben ja vor allem sehr viele selbstgebaute Drohnen. Auch solche, die länger in der Luft bleiben können. Aber die Möglichkeiten sind eingeschränkt. Deshalb haben westliche „Geheimdienste“ da geholfen.

Der Zustand ist aber nicht überraschend.
Ein anonymer ukrainischer Offizier hat der Washington Post gesagt, dass eine Einheit für „Langstrecken-Angriffe“ schon seit vier Wochen keine Daten mehr für Ziele innerhalb Russlands bzw. für weiter als 40 km hinter der Front bekommt. Ein Offizier in der durch die Ukraine besetzten Region Kursk sagte, dass seit dem vergangenen Wochenende „Funkstille“ ist.
Trotzdem hat die Ukraine ja gerade erst die Baschneft Raffinerie in Ufa mit Drohnen angegriffen. Und die ist 1300 km von der Ukraine entfernt.

Die Folgen

Hat man solche Daten des Feindes, zwingt man ihn, seine Logistik weiter nach hinten zu ziehen.
Denn wenn vorne sofort gesehen wird, wo er beispielsweise Munition lagert, muss er sie weiter weg lagern und mühselig nach vorne bringen.
Entscheidend sind solche Daten bei den Flugabwehrsystemen, wie dem S-400. Denn die sind mobil. Das dauert zwar ein paar Stunden, aber die können alles einpacken und umziehen („verlegen“). Und wenn die ungestört sind, können die natürlich wiederum ukrainische Raketen, Flugzeuge und Bomben abfangen.

Da kommen aber nun wiederum zwei Faktoren hinzu.
Zum ersten hat die Ukraine gar nicht so viele solcher Waffen. Und zum zweiten hat sie schon viele der neuen „Langstrecken“-Systeme zerstört, die im Einsatz waren. Trotzdem ergeben sich da Unsicherheiten, zumal die Ukraine ja langsam wieder eigene Flugzeuge hat – aus europäischen Lieferungen -, die durch eben diese Systeme angegriffen werden könnten.

Resümee

Ist das also unwichtig?
Nein, ganz sicher nicht. Es ist ein Debakel.
Aber ein lösbares.
Es ist weit davon entfernt, die Ukraine hilflos zu machen.

Zudem ist es sehr schwer zu beurteilen. Weil kaum jemand wirklich weiß, welche Informationen die Ukraine von wem bekommt. Und diejenigen, die es wissen, sitzen nicht in Talk Shows.
Auch Großbritannien, Frankreich und sogar Deutschland haben Satelliten-Aufklärung. Und mindestens Großbritannien ist auch über dem Schwarzen Meer aktiv, kann also in die besetzten Gebiete gucken.

Dieses „Pausieren“ der Daten ist eindeutig ein politisches Druckmittel von Trump, um die Ukraine zu einem Rohstoff-Deal zu zwingen. Und ich denke, es ist kein besonders gutes. Da sind andere Druckmittel sicher viel entscheidender.
Erneut hat Trump seine wirtschaftlichen Interessen über alles andere gestellt. Und er zeigt, dass er bereit ist, Russland zu begünstigen, um zu bekommen, was er will. Das ist das eigentlich entscheidende Signal.
Damit schadet er den USA eher, als er ihnen nützt. Viele US-Militärs und Nachrichtendienstler schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Sie dürfen nur nicht öffentlich schlagen.
Ich zitiere nochmals Marc Polymeropoulos, CIA-Agent in Rente, aus der Washington Post (05.03.25):

„Dies wäre nicht nur ein Verrat an einem wichtigen Verbündeten, dem die Geheimdienstgemeinschaft ein Jahrzehnt lang geholfen hat, der russischen Aggression zu widerstehen, es wird auch spürbare Auswirkungen auf alle unsere globalen Verbindungsbeziehungen haben. Als Partner wird man uns einfach nicht vertrauen.“

Tópico Krieg

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