Tempus AI - Beginn einer neuen Ära im Gesundheitswesen?
Stell dir vor, eine Plattform könnte Krebs früher erkennen, Therapien gezielter steuern und Millionen Patientenschicksale verbessern, genau das verspricht Tempus AI (Ticker: TEM). An der Schnittstelle von Genomik, Big Data und künstlicher Intelligenz entsteht ein Unternehmen, das den Code der modernen Medizin neu schreiben will. Doch zwischen Vision und Wirklichkeit liegt ein steiniger Weg.
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Geschichte
Tempus AI wurde im August 2015 von Eric Lefkofsky ins Leben gerufen, nachdem bei seiner Frau Brustkrebs festgestellt wurde. Diese persönliche Erfahrung motivierte ihn dazu, den Einsatz von Technologie und Künstlicher Intelligenz in der Krebsbehandlung voranzutreiben.
Kurz nach der Gründung gewann er Ryan Fukushima als ersten Mitarbeiter für die Idee.
Gemeinsam begannen sie mit dem Aufbau eines hochqualifizierten Teams, das sich der Entwicklung einer innovativen Plattform widmete. Ziel war es, eine Lösung zu schaffen, die in der Lage ist, medizinische Daten in Echtzeit zu verarbeiten, um die Diagnostik individuell auf Patienten abzustimmen.
Markt für KI
Der Markt für KI im Gesundheitswesen wird bis 2029 voraussichtlich 153,61 Milliarden US-Dollar erreichen, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 48,49 % entspricht. Tempus AI wird meiner Meinung ein dominanter Player im Bereich KI im Gesundheitswesen sein.
“AI is finally ready to transform healthcare. We believe the change will occur in diagnostics first.”
Das Unternehmen glaubt, dass diese Transformation zuerst in der Diagnostik stattfinden wird. Tempus AI nutzt KI, um klinische und molekulare Daten zu analysieren, um personalisierte Behandlungen zu ermöglichen, die Arzneimittelforschung voranzutreiben und eine frühere Krankheitsdiagnose erleichtern soll.
Durch Partnerschaften mit rund 4.000 Institutionen hat Tempus AI die weltweit größte Bibliothek klinischer und molekularer Daten aufgebaut. Tempus AI verfügt über mehr als 300 Petabyte an multimodalen Gesundheitsdaten.
Dies ermöglicht es Tempus AI, KI-Modelle zu entwickeln und zu trainieren sowie die gewonnenen Erkenntnisse an behandelnde Ärzte, Patienten und Forschende weiterzugeben.
65 % aller akademischen medizinischen Zentren und über 50 % der Onkologen in den USA sind über die Sequenzierungs- und Datenerfassungsaktivitäten mit den Algorithmen von Tempus AI verbunden. Dadurch entsteht ein starker Netzwerkeffekt.
In Zahlen ausgedrückt umfasst der Datensatz von Tempus AI:
ca. 40.000.000 Patientenakten
ca. 2.000.000 Bildgebungsdatensätze
ca. 3.000.000 sequenzierte Proben
ca. 300.000 kombinierte DNA- und RNA-Profile
Geschäftsbereiche
Tempus AI hat drei eng miteinander verknüpfte Produktlinien entwickelt, die sich gegenseitig verstärken und durch Netzwerkeffekte profitieren.
Die Plattform von Tempus AI ermöglicht es, die technologischen Netzwerkeffekte in die jeweiligen Märkte zu übertragen und so Produkte und die daraus entstehenden Daten auf vielfältige Weise zu monetarisieren. Je mehr Patienten sequenziert werden, desto mehr Daten werden gesammelt. Diese Daten ermöglichen neue Erkenntnisse, die wiederum das Genomik-Geschäft verbessern und zusätzliche Daten generieren, ein sich selbst verstärkender Zyklus, der den Wert des gesamten Daten- und KI-Geschäfts erhöht. Dieses geschlossene Kreislaufsystem steigert nicht nur den Wert der Angebote von Tempus AI, sondern ermöglicht auch nachhaltige Investitionen in seine Plattform und schafft so einen immensen Wettbewerbsvorteil.
Die drei Produktlinien von Tempus AI im Überblick:
Genomics (Genomik):
Bietet diagnostische Tests an, die entweder über Versicherungen abgerechnet oder direkt bezahlt werden können.Data Services (Datendienste):
Die aus Genomiktests gesammelten Daten werden über Lizenzvereinbarungen mit Pharma- und Biotechnologieunternehmen kommerzialisiert.Applications (Anwendungen):
Zusätzlich zur Bereitstellung der Daten nutzt Tempus KI, um praktische Tools zu entwickeln, die die Patientenversorgung verbessern und die Behandlungsergebnisse optimieren.
Schauen wir uns die einzelnen Geschäftsbereiche an:
Genomics (Genomik)
Die Genomics-Produktlinie von Tempus AI konzentriert sich darauf, Ärzten intelligente und personalisierte molekulare Testergebnisse bereitzustellen. Dabei bietet Tempus AI eines der umfassendsten Testangebote im Bereich Onkologie und erblich bedingter Erkrankungen, ergänzt durch Lösungen in den Bereichen Neurologie, Kardiologie, seltene Krankheiten und reproduktive Gesundheit.
Alle Tests basieren auf wissenschaftlicher Validität, Reliabilität und Objektivität und werden durch umfangreiche Forschungsergebnisse gestützt, darunter über 2.000 wissenschaftliche Publikationen.
Zu den wichtigsten molekulardiagnostischen Angeboten zählen:
Tempus xT CDx: Ein 648-Gene umfassender Gewebe-basiertes NGS-Test für solide Tumore, von der FDA für Darmkrebs zugelassen.
Tempus xR: Analyse des vollständigen Transkriptoms (RNA).
Tempus xF/xF+: Liquid Biopsy Tests mit 105 bzw. 523 Genen.
Tempus xE: Whole-Exome-Test zur Krebsanalyse.
Tempus xG/xG+: Genetische Risikoprofile für vererbbaren Krebs mit 39 bzw. 76 Genen (u. a. CancerNext, CancerNext-Expanded), entwickelt mit Ambry Genetics.
BRCAplus / BRCANext: Risikobewertung für erblichen Brust- und gynäkologischen Krebs (13 bzw. 26 Gene).
ColoNext: 26-Gene-Test für erblichen Darm-, Magen- und Polypenkrebs.
Tempus xM: Methylierungsanalyse zur Erkennung minimaler Resterkrankung und Verlaufskontrolle bei Krebs.
Tempus xH: Analyse des gesamten Genoms (Whole Genome Sequencing, RUO).
Tempus AI entwickelt außerdem KI-gestützte Algorithmen zur verbesserten Therapieentscheidung:
HRD: Erkennung homologer Rekombinationsdefekte.
TO: Bestimmung des Tumorursprungs.
DPYD: Test auf DPD-Mangel zur Chemotherapie-Verträglichkeit.
UGT1A1: Algorithmus zur Risikoabschätzung erhöhter Toxizität.
PurIST: Subtypenklassifizierung bei Bauchspeicheldrüsenkrebs.
IPS: Analyse von DNA/RNA zur Bewertung von Immuntherapieansprechen bei soliden Tumoren.
Merlin: Früherkennung von Melanomen im Frühstadium.
Diese umfassende Genomics-Produktlinie macht Tempus AI zu einem führenden Anbieter intelligenter molekularer Diagnostiklösungen mit starker wissenschaftlicher Fundierung.
Die Onkologie-Testlinie von Tempus AI entwickelt sich rasant, sowohl hinsichtlich der gelieferten Testmengen als auch beim durchschnittlichen Ertrag pro Test. Dies unterstreicht das starke Wachstum und die zunehmende Bedeutung der molekulargenetischen Krebsdiagnostik innerhalb des Unternehmens.
Seit 2019 ist die Zahl der durchgeführten Tests jedes Jahr kontinuierlich gestiegen, von 40.600 Tests im Jahr 2019 auf 270.800 im Jahr 2024. Bereits im ersten Quartal 2024 wurden 62.700 Tests ausgeliefert, und für das erste Quartal 2025 liegt die Zahl bei 75.000, ein klarer Indikator für die anhaltende Nachfrage und Marktdurchdringung.
Auch die Einnahmen pro Test haben sich stark verbessert. Während der durchschnittliche Ertrag im Jahr 2019 noch bei 633 US-Dollar lag, stieg er bis 2022 auf 916 US-Dollar. Ab 2023 setzte ein markanter Anstieg ein, auf 1.452 US-Dollar und erreichte 2024 einen Wert von 1.530 US-Dollar. Im ersten Quartal 2025 liegt der durchschnittliche Erlös pro Test bereits bei 1.590 US-Dollar.
Diese Entwicklung zeigt, dass Tempus AI nicht nur mehr Tests liefert, sondern auch wirtschaftlich effizienter arbeitet. Höhere Erstattungen pro Test sowie das wachsende Testvolumen tragen entscheidend zur Stärkung des Geschäftsmodells bei.
Der Bereich erblich bedingter Gentests zeigt ebenfalls ein anhaltend starkes Wachstum. Im ersten Quartal 2024 wurden rund 63.500 Tests durchgeführt. Dieser Wert stieg im ersten Quartal 2025 auf etwa 78.000 Tests, was ein deutliches Plus im Volumen darstellt. Der durchschnittliche Erstattungsbetrag pro Test lag dabei im ersten Quartal 2025 bei 770 US-Dollar.
Der Bereich der erblichen Risikodiagnostik wächst rasant, angetrieben durch mehrere Faktoren:
Zunahme erblich bedingter Krebserkrankungen und Richtlinien, die genetisches Testen bei Brust-, Eierstock-, Pankreas-, Prostata- und Darmkrebs empfehlen.
Fortschritte in der personalisierten Prävention und Therapieplanung basierend auf genetischen Risikoprofilen.
Eine generell steigende Krebsinzidenz weltweit, wobei schätzungsweise 10 % aller Krebsfälle auf erbliche Mutationen zurückzuführen sind.
Data Services (Datendienste)
Die aus Genomiktests gesammelten Daten werden über Lizenzvereinbarungen mit Pharma- und Biotechnologieunternehmen kommerzialisiert. Tempus AI bietet unter dem Bereich Licensing (Datenlizenzierung) den Zugang zu umfangreichen Datenbibliotheken an, die klinische nd molekulare Informationen enthalten. Diese Daten werden pharmazeutischen und biotechnologischen Unternehmen über die firmeneigene Plattform Tempus Lens zur Verfügung gestellt.
Neben den Daten selbst stellt Tempus AI eine Vielzahl an Analyse-, Cloud- und Berechnungstools bereit, mit denen Kunden die Informationen effizient auswerten und gezielt einsetzen können. Die Lens-Plattform erlaubt dabei eine präzise Filterung und Auswertung nach Datenverfügbarkeit, Diagnose, genetischen Varianten, Medikamentenklassen und Therapieverläufen. Unternehmen nutzen diese Tools, um schneller und datenbasiert fundierte Entscheidungen in der Wirkstoffforschung und Entwicklung zu treffen.
Tempus AI unterstützt Unternehmen der Life-Sciences-Branche über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg, von der klinischen Forschung und Entwicklung bis hin zur Planung klinischer Studien und zur Kommerzialisierung.
Der Bereich Data Services (Datendienste) von Tempus AI verzeichnet ein starkes Wachstum. Dieses basiert vor allem auf dem verbleibenden vertraglich zugesicherten Umsatzvolumen („Total Remaining Contract Value“ oder TCV) sowie auf einer hohen Kundenbindung im Bereich Datenlizenzierung.
Zum Jahresende 2024 lag der TCV-Wert, also das gesamte noch ausstehende, vertraglich vereinbarte Umsatzvolumen, bei über 940 Millionen US-Dollar.
Zudem erreichte Tempus AI im selben Zeitraum eine außergewöhnlich hohe Kundenbindungsrate für Datenlizenzen von rund 140 %, was darauf hinweist, dass bestehende Kunden ihre Verträge nicht nur verlängern, sondern ihre Ausgaben im Bereich Datenzugriff weiter erhöhen.
Diese Kennzahlen verdeutlichen die starke Position von Tempus AI im datenbasierten Geschäftsfeld und das Vertrauen seiner Kunden in die bereitgestellten Lösungen.
Applications (Anwendungen):
Zusätzlich zur Bereitstellung der Daten nutzt Tempus AI Künstliche Intelligenz, um praktische Tools zu entwickeln, die die Patientenversorgung verbessern und die Behandlungsergebnisse optimieren sollen.
Im Zentrum der Application-Plattform steht die Erfassung und Verarbeitung von Echtzeitdaten aus verschiedenen Quellen, darunter klinische, molekulare und bildgebende Daten, auf Basis von Millionen von Patienten. Mithilfe dieser Datenbasis bietet Tempus AI KI-gestützte Lösungen an, die unter anderem die Zuweisung zu klinischen Studien, die Unterstützung bei medizinischen Entscheidungen sowie die Erkennung von Versorgungslücken ermöglichen.
Darüber hinaus wird die Technologie direkt in bestehende Routinetests eingebettet, wodurch sogenannte „Intelligent Diagnostic“-Anwendungen entstehen, also KI-gestützte Diagnosetools mit hohem Mehrwert.
Die technische Architektur basiert auf mehreren Ebenen:
Institutionelle Daten als Ausgangsbasis
Datenaufnahme und -normalisierung, um Informationen zu vereinheitlichen
Tempus OS als intelligentes Betriebssystem
Und schließlich die Softwarelösungen für Anbieter und biopharmazeutische Unternehmen, die direkt auf die aufbereiteten Daten zugreifen können.
Durch diesen strukturierten Aufbau ermöglicht Tempus AI eine nahtlose Integration intelligenter Anwendungen in die medizinische Versorgung und Forschung.
KI als integriertes Kreislaufsystem
Künstliche Intelligenz ist in allen Produkten von Tempus AI nahtlos integriert.
Die wichtigsten KI-Anwendungen im Überblick:
Hub: Diese Plattform dient der Anforderung und Auswertung diagnostischer Tests und unterstützt medizinisches Fachpersonal bei der Entscheidungsfindung.
Lens: Cloudbasiertes Tool zur Datenexploration und Analyse, das es Nutzern erlaubt, umfangreiche klinische und molekulare Datensätze zu durchsuchen und auszuwerten.
Link: Eine Software zur Identifikation geeigneter Patienten für klinische Studien sowie zur Verwaltung der Studienteilnahme.
Olivia: Eine KI-gestützte Gesundheitsanwendung für Patienten, die personalisierte Unterstützung im Umgang mit Gesundheit bietet.
Alle diese Softwarelösungen sind mit One, dem generativen KI-Agenten von Tempus AI, verknüpft. One erlaubt es, intelligente und benutzerdefinierte KI-Anwendungen direkt zu erstellen und auszuführen, etwa per Spracheingabe oder Chat.
Beispielsweise kann One auf Anfragen reagieren wie: „Tempus, finde mir alle meine Melanom-Patienten, einschließlich derer mit xT- oder xF-Ergebnissen, aber ohne xE-Assays.“
Im ersten Quartal 2025 konnte Tempus AI ein starkes Umsatzwachstum verzeichnen: Die Erlöse stiegen auf 255,7 Millionen US-Dollar, was einem Zuwachs von 75,4 % gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Auch der Bruttogewinn legte deutlich zu, mit 155,2 Millionen US-Dollar verdoppelte er sich nahezu gegenüber Q1 2024 (77,7 Mio. USD, +99,8 %).
Trotz dieser Fortschritte verzeichnete das Unternehmen weiterhin operative Verluste: Der Verlust aus dem operativen Geschäft lag bei 68,7 Mio. USD (Vorjahr: 53,3 Mio. USD). Allerdings verbesserte sich das Ergebnis auf Non-GAAP-Basis deutlich: Der bereinigte operative Verlust reduzierte sich auf 25,8 Mio. USD, ein Rückgang um 51,6 % im Vergleich zum Vorjahr.
Der Nettogesamtverlust betrug im ersten Quartal 2025 68,0 Mio. USD, leicht über dem Vorjahreswert (64,7 Mio. USD). Dagegen verbesserte sich das bereinigte EBITDA deutlich auf -16,2 Mio. USD (Vorjahr: -43,9 Mio. USD), was einer Verbesserung um 63,2 % entspricht.
Auch beim Verlust pro Aktie gab es Fortschritte: Der ausgewiesene Verlust pro Aktie lag bei 0,40 USD, gegenüber 1,47 USD im Vorjahr, eine Verbesserung um 72,8 %. Der bereinigte Verlust pro Aktie (Non-GAAP) sank ebenfalls deutlich, von 1,03 USD auf 0,24 USD (-76,3 %).
Insgesamt zeigt die Performance im Q1 2025 ein deutliches Umsatzwachstum, das Unternehmen macht allerdings weiterhin Verluste.
Der Bereich Genomik trug mit 193,8 Millionen US-Dollar zum Gesamtumsatz bei, ein Zuwachs von 88,9 % gegenüber Q1 2024.
Innerhalb der Genomiksparte wuchs der Umsatz aus onkologischen Tests auf 119,0 Mio. USD, was einem Plus von 31 % entspricht. Auch der Bereich Hereditary Testing entwickelte sich positiv: Der Umsatz lag bei 63,5 Mio. USD mit einem Volumenwachstum von rund 23 % gegenüber dem Vorjahr. Im Segment Data & Services erzielte Tempus AI einen Umsatz von 61,9 Mio. USD, ein Anstieg um 43,2 % im Vergleich zum Vorjahr. Besonders hervorzuheben ist der Bereich Insights (Datenlizenzierung), der ein Wachstum von 58,0 % erzielte.
Operative Highlights
Im ersten Quartal 2025 konnte Tempus AI bedeutende operative Fortschritte in den Bereichen Genomik, Daten und Applications erzielen.
Im Bereich Genomik kündigte Tempus AI eine Kooperation mit Illumina an. Ziel ist es, KI-Technologien mit der multimodalen Datenplattform von Tempus AI zu kombinieren, um genomische Algorithmen zu trainieren und die klinische Nutzung molekularer Tests zu beschleunigen. Außerdem wurde das xT CDx-Gerät, ein von der FDA zugelassener NGS-basierter Diagnostiktest, landesweit eingeführt – mit einem etablierten Erstattungspreis von 4.500 US-Dollar pro Test. Ebenfalls in Entwicklung ist der xH-Test, der erste Whole-Genome-Sequenzierungstest für hämatologische Krebserkrankungen im RUO-Bereich. Zusätzlich wurde im Februar 2025 die Übernahme von Ambry Genetics erfolgreich abgeschlossen.
Im Segment Daten startete Tempus mehrere strategische Kooperationen, darunter eine mehrjährige Zusammenarbeit mit AstraZeneca und Pathos AI. Ziel ist der Aufbau des weltweit größten multimodalen Foundation-Modells für die Onkologie, verbunden mit 200 Millionen US-Dollar an Einnahmen durch Datenlizenzierung und Modellentwicklung. Zudem wurde ein Projekt mit Bristol-Myers Squibb zur Validierung neuartiger Wirkstoffziele erfolgreich abgeschlossen. Eine weitere Kooperation wurde mit dem Institute for Follicular Lymphoma Innovation begonnen, um mithilfe Real-World-Daten neue Behandlungen zu beschleunigen. Insgesamt erhöhte Tempus AI seine Reichweite auf etwa 4.000 Einrichtungen, mit über 40 Millionen Patientendatensätzen und rund 300 Petabyte an verarbeiteten Daten.
Im Bereich Applications meldete Tempus AI die Übernahme von Deep 6 AI, um die Reichweite der Plattform zu erweitern und Anwendungen wie Next und TIME zu stärken. Zusätzlich wurde die KI-gestützte Patienten-App Olivia landesweit eingeführt, ein digitaler Gesundheitsassistent zur persönlichen Betreuung.
Tempus AI hat in den vergangenen Jahren ein starkes Umsatzwachstum erzielt und gleichzeitig deutliche Fortschritte bei der Verbesserung der Profitabilität gemacht. Die Plattform ermöglicht ein nachhaltiges Geschäftswachstum und das Unternehmen sieht sich auf Kurs, im Jahr 2025 ein positives bereinigtes EBITDA zu erreichen.
Die Zahlen bestätigen die starke Skalierbarkeit des Geschäftsmodells und belegen, dass Tempus AI durch kontinuierliches Wachstum und Effizienzsteigerung kurz davor steht, die Gewinnschwelle zu erreichen.
Der Genomics-Bereich macht ca. 75,8 % des Gesamtumsatzes von Tempus AI im ersten Quartal 2025 aus, der Data-&-Services-Bereich trägt etwa 24,2 % zum Gesamtumsatz von Tempus im ersten Quartal 2025 bei. Hier könnte man als erstes Risiko behaupten, dass die Umsatzverteilung unausgeglichen ist.
2025 Ausblick
Für das Geschäftsjahr 2025 erwartet Tempus AI einen Umsatz von rund 1,25 Milliarden US-Dollar, was einem Jahreswachstum von etwa 80 % entspricht. Gleichzeitig wird ein positives, bereinigtes EBITDA von etwa 5 Millionen US-Dollar angestrebt, ein Fortschritt von 110 Millionen US-Dollar im Vergleich zu 2024.
Diese Prognose berücksichtigt rund elf Monate Umsatzbeitrag von Ambry Genetics, nachdem die Übernahme am 3. Februar 2025 abgeschlossen wurde. Tempus AI plant, allein im zweiten Quartal etwa 300 Millionen US-Dollar Umsatz zu realisieren, was rund 24 % der Jahresprognose entspricht, aufgrund eines zunehmenden Volumens im Jahresverlauf.
Im Zusammenhang mit der Ambry-Übernahme und anderen geschäftsbezogenen Ausgaben weist Tempus allerdings auf folgende Belastungen hin:
Aktienvergütungen und damit verbundene Steuern in Höhe von insgesamt rund 150 Millionen US-Dollar im Jahr 2025, davon 25 % bereits im zweiten Quartal.
Amortisation immaterieller Vermögenswerte aus der Ambry-Akquisition mit etwa 20 Millionen US-Dollar pro Quartal.
Zinsaufwendungen von rund 22 Millionen US-Dollar pro Quartal, insbesondere aus Finanzierungen durch Ares und einer Wandelanleihe von Google.
Short-Seller Attacke
Spruce Point bezeichnet Tempus AI als KI-Hype, da nur 2 % des Umsatzes aus KI-Anwendungen stammen. Der Short-Seller schätzt das langfristige Abwärtspotenzial auf 50-60 %.
Was sind die konkreten Vorwürfe?
Tempus AI-Gründer Eric Lefkofsky und seine Mitarbeiter haben schon in der Vergangenheit Aktionären Verluste beschert.
Mehrere Vorstandsmitglieder und andere Führungskräfte wurden mit Unternehmen in Verbindung gebracht, die ihre Finanzergebnisse korrigiert oftmals korrigieren mussten.
Es gibt Hinweise auf aggressive Bilanzierung und Finanzberichterstattung.
Die Technologie wird übertrieben dargestellt.
Schwächen im Kerngeschäft und Insiderverhalten.
(Abre numa nova janela)Lasst uns gemeinsam die Vorwürfe genauer betrachten:
1. “Tempus-Gründer Eric Lefkofsky und seine Mitarbeiter haben schon in der Vergangenheit Aktionären Verluste beschert.”
Vorwürfe sind faktisch korrekt: Lefkofsky war in der Vergangenheit an Unternehmen wie Starbelly, InnerWorkings und Groupon beteiligt, bei denen es zu massiven Kursverlusten oder Bilanzproblemen kam.
Einordnung: Die Kritik ist berechtigt, aber nicht ungewöhnlich für Seriengründer, die in risikoreichen Phasen wie der Dotcom-Blase aktiv waren. Lefkofsky ist heute auch Mitbegründer der angesehenen Universität Chicago’s Polsky Center und hat mit Tempus AI ein datenbasiertes Unternehmen mit realem Gesundheitsbezug aufgebaut, kein reines Hype-KI-Unternehmen.
2. “Mehrere Vorstandsmitglieder und andere Führungskräfte wurden mit Unternehmen in Verbindung gebracht, die ihre Finanzergebnisse korrigiert oftmals korrigieren mussten.”
Der CFO war an einem SEC-geprüften Bilanzskandal bei RTI Medical beteiligt. Auch mehrere Aufsichtsräte sind mit Firmen verbunden, bei denen es zu Bilanzkorrekturen kam.
Einordnung: Ein mangelhaftes Track Record bei mehreren Führungskräften ist ein legitimes Warnsignal für Investoren.
3. “Es gibt Hinweise auf aggressive Bilanzierung und Finanzberichterstattung.”
Spruce Point unterstellt, dass das bereinigte EBITDA künstlich verbessert wurde und dass es Verflechtungen mit Partnerfirmen gibt, die Umsätze fragwürdig erscheinen lassen.
Einordnung: Solche Strukturen könnten auf Bilanzkosmetik hindeuten, müssen aber durch unabhängige Prüfungen (z. B. SEC-Filings) belegt werden. Der Vorwurf ist nicht belegt, aber besorgniserregend, wenn zutreffend.
4. “Die Technologie wird übertrieben dargestellt.”
Kritik an der „HUB“-Plattform: Mehrere Versionen gleichzeitig im Einsatz, Probleme bei der Synchronisation von Daten.
Einordnung: Falls zutreffend, ist das ein Problem für die technische Glaubwürdigkeit des KI-Ansatzes. Bisher wurde jedoch keine unabhängige technische Analyse vorgelegt, die diese Aussagen validiert. Auch viele Technologieunternehmen haben parallel laufende Softwareversionen im Testbetrieb, das allein ist kein Beweis für ein Versagen.
5. “Schwächen im Kerngeschäft und Insiderverhalten.”
Spruce Point sieht Hinweise auf verlangsamtes Wachstum, eine zweifelhafte Ambry-Übernahme, sinkende Datenspeichernutzung und ausbleibende Langzeitverträge.
Zudem wird Insiderverkauf (u. a. durch Lefkofsky) kritisiert.
Einordnung: Dies sind typische Argumente eines Short-Sellers. Die Ambry-Akquisition war teuer, aber strategisch sinnvoll (Zugang zu Erbkrankheitstests). Insiderverkäufe sind nicht automatisch negativ. Das niedrigere „Total Contract Value“ ist allerdings ein nachvollziehbares Warnsignal.
Tempus AI reagierte auf die Vorwürfe:
Tempus AI behauptet, dass der Short-Seller Bericht Anleger in die Irre führen soll. Das Unternehmen beabsichtigt außerdem nicht, über die Medien auf den Bericht zu reagieren, da dieser “voller Ungenauigkeiten, Vermutungen und schlecht informierter Hypothesen steckt”.
Spruce Point verfolgt mit dem Bericht in erster Linie eigene Interessen, aber einige Argumente sind meiner Meinung nach ernst zu nehmen und sollten nicht ignoriert werden. Ein „Blindes Vertrauen“ in die Tempus AI-Story wäre nicht angebracht.
Tempus AI befindet sich in einer spannenden, aber auch herausfordernden Phase seiner Unternehmensentwicklung. Das Unternehmen zeigt beeindruckende Wachstumsraten: Im ersten Quartal 2025 stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um über 75 % auf rund 255,7 Mio. USD, und für das Gesamtjahr wird ein Umsatz von etwa 1,25 Mrd. USD erwartet, ein Plus von rund 80 %. Gleichzeitig verbesserte sich die Bruttomarge deutlich auf über 60 %, und das bereinigte EBITDA liegt mit -16,2 Mio. USD im ersten Quartal klar besser als im Vorjahr. Das Unternehmen steuert damit auf eine operative Gewinnschwelle noch im Laufe des Jahres 2025 zu.
Doch trotz dieser starken operativen Dynamik bleibt die finanzielle Gesamtsituation risikobehaftet. Tempus AI verfügt über liquide Mittel in Höhe von 218,79 Mio. USD, steht aber gleichzeitig mit einem Schuldenbestand von 638,97 Mio. USD unter erheblichem Finanzierungsdruck. Allein die Zinsbelastung aus bestehenden Kreditlinien und einer Wandelanleihe (u. a. von Google) beträgt rund 22 Mio. USD pro Quartal. Hinzu kommen hohe nicht-cash-wirksame Aufwendungen wie aktienbasierte Vergütungen (150 Mio. USD jährlich) und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte im Zusammenhang mit der Akquisition von Ambry Genetics.
Kapitalerhöhungen und somit die Verwässerung von Aktionären sind unausweichlich. Hinzu kommt die Belastung durch die Vorwürfe des Short-Sellers.
Insgesamt lässt sich sagen: Tempus AI ist ein stark wachsendes Unternehmen mit großem Zukunftspotenzial, aber auch mit erheblichem Risiko. Die Bewertung an der Börse preist bereits hohe Erwartungen an künftige Gewinne und Marktführerschaft ein. Das Geschäftsmodell basiert auf einer massiven Datenbasis, KI-Innovationen und strategischen Partnerschaften. Dennoch: Das Unternehmen ist derzeit noch nicht profitabel und hoch verschuldet, was es anfällig für veränderte Marktbedingungen macht. Für risikofreudige Investoren mit langfristigem Anlagehorizont kann Tempus AI ein vielversprechendes Investment sein. Wer jedoch auf Sicherheit, solide Bilanzen und planbare Gewinne setzt, sollte die Aktie als überbewertet und mit hohem Risiko behaftet betrachten.
Eine Variante die sicherer erscheint, um von KI im Gesundheitswesen und diagnostischen Tests zu profitieren ist ein Investment in Hims & Hers (Ticker: HIMS). Hims & Hers ist hochprofitabel und hat kürzlich TrybeLabs übernommen, eine Einrichtung für Heimlabortests, die Zugriff auf eine breite Datenbasis und Biomarker bieten. Zu den Biomarkern gehören Herzrisiko, Stress, Cholesterin, Leberfunktion, Schilddrüsenfunktion und Prostatagesundheit. Die Übernahme ermöglicht es Hims & Hers auf eine breite Datenbasis und Biomarker zuzugreifen. Der eigentliche Wert dieser Übernahme liegt darin, dass sie Marktchancen eröffnet, indem KI-gestützte Diagnosetests bereitgestellt werden, die nicht nur intelligenter, sondern auch hochgradig personalisiert sind. Bluttests sind ein Bereich, in dem GUARDANT HEALTH und GRAIL dominieren und bereits Millionen von Dollar erschließen: Hims & Hers zukünftige Milliarden Marktchance sind demnach Krebsbluttests. Der Markt für Krebsbluttests ist riesig. Labortests bieten daher die größte Wachstumschance für Hims & Hers, sogar noch größer als GLP-1 Medikamente. Hims & Hers hat außerdem erkannt, dass KI im Gesundheitswesen und die Analyse von Patientendaten essentiell für das zukünftige Wachstum sind. Deshalb hat Hims & Hers eine eigene KI entwickelt: MedMatch
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