Kurzes Lebenszeichen :)
Hallo ihr Lieben!
Ich weiß, dass die meisten grad gar nix von mir erwarten, aber wer mich kennt, weiß wiederum auch, dass es mir einfach wichtig ist, immer mal wieder mich für euren Support zu bedanken. Zudem sind vereinzelt ein paar neue Menschen in der Zeit seit meiner OP dazugekommen - die will ich natürlich nicht im Trüben fischen lassen, warum grad keine Newsletter kommen <3
Ihr könnt auch gern die Vorweihnachtszeit nutzen und eure Pakete erhöhen, in allen außer Basis sind ja weitere kostenlose Zugänge zum Newsletter enthalten! (Abre numa nova janela)
Oder ihr bestellt mein erstes Kinderbuch vor, das im Mai erscheint.
(Abre numa nova janela)Am 13.11. habe ich nun also eine neue Hüfte auf der rechten Seite erhalten und ich muss sagen: Es ist wie erwartet nicht so “easy”, wie es mir viele zuvor prophezeit haben. Natürlich ist jede OP anders, aber ich wusste einfach, dass ich, die ich ohne Hüftpfannen auf die Welt gekommen bin, einen anderen Gesundungsverlauf haben werde als Jene, die neue Hüfte erhalten, weil in ihrem gesunden Gelenk Arthrose aufgebaut wurde.
Ich lag eine Woche im Krankenhaus und habe schon da so viel Realitätscheck in Sachen Gesundheitssystem und Carearbeit bekommen - ouffff. Unter anderem war ich mit einer Alleinerziehenden im Zimmer, die eine Knie-OP und eine Vollnarkose, aber auch einen Kindsvater hatte, der am Tag ihrer OP kegeln ging und Kinder, auf die er aufpassen sollte, sagte, sie sollen ihn anrufen, wenn was ist. Diese Frau ist dann zurück nach Hause und bekommt noch nicht mal eine Haushaltshilfe trotz drei Kinder.
Ich war in dem Zimmer diejenige, die immer “liegenblieb”, während die von Gegenüber ständig wechselten, da sie OPs hatten, die nur eine Übernachtung nötig machten. Der Nachteil: Die haben geschnarcht wie acht Bären, weil jeder Mensch, der intubiert wurde, in der ersten Nacht natürlich gewollene Atemwege hat. Also eine Woche mit kaum Schlaf, da half selbst Oropax nicht.
Ich selbst habe sowohl vor als auch nach der OP wohl für viel Unterhaltung gesorgt. An vor der OP kann ich mich sogar noch erinnern, weil ich SO froh war, dass es endlich soweit war… Die sechs vor der OP waren der pure Horror aufgrund meiner Kindheiserinnerungen an diverse Krankenhausaufenthalte und natürlich auch finanzielle Sorgen, da ich zwei Monate nichts verdienen werde. Auch hier DANKE, dass ihr mich tragt und mein “Sonnensystem” weiter um mich rotieren und mich schützen kann!
Es war schon lange niemand so gut gelaunt im Vorbereitungsraum, meinte der Anästhesist. Wir haben gescherzt, ich bekam DIE Spritze und ab dafür. Vorher habe ich mich vom Sound her an eine Autowerkstatt erinnert gefühlt, aber so ist nunmal Chirurgie ne?
Das Erste, an das ich mich erinnern, war dann die Frage, ob ich ein Wassereis wolle. Es gab Flutschfinger! Darüber habe ich mich so lautstark gefreut, dass alle, die da mit mir lagen und arbeiteten, laut lachten. Ich dachte erst, dass es an meiner Freude lag. Aber als ich nach ein paar Tagen das erste Mal über den Flur mit Krücken durfte (ich hatte sehr großen Blutverlust und lag zwei Tage erstmal nur, weil der Kreislauf nicht mitspielte) grüßten mich mir fremde Menschen fröhlich und dankten für die “Show” im Aufwachraum. Daran erinnere ich mich wiederum nicht, da die Bemerkungen aber alle freundlich waren, war es wohl auch eine gute Show.
Jetzt bin ich seit 1,5 Wochen in der Nähe von St. Peter-Ording, wo es übrigens FÜNF Rehakliniken gibt, und habe den nächsten Realitätscheck. Es ist die größte Rehaklinik für Berufsgenossenschaften. 250 Menschen. Optisch bin ich mit die Jüngste, falle auch irgendwie ziemlich auf, zumindest an den guten Tagen, wenn ich mit meiner Fröhlichkeit Schneisen durch die Flure schlage. Ansonsten hatte ich hier aber auch schon eine Impfgegnerin, einen “ich esse nur Sachen mit Augen” und diverse “Ausländer sind …” Debatten. Das echte Leben. Da ist es also. Und für mich ist das unfassbar anstrengend. Da gibt es Ältere, die fast schon mit mir befreundet sein wollen und nicht verstehen, dass ich Weihnachtsmärkte nicht mag. Da gibt es Alphatiere, die jedes Jahr hier eine Reha machen, da ein Betriebsunfall das nötig macht - und die Kontrolle über alles haben und die “Neuen” einnorden.
Vegane Ernährung ist kategorisch unmöglich, das steht sogar in der Hausordnung. Ebenso unmöglich ist für mich als Post Covid Patientin ein späterer Tagesbeginn (die ersten Kurse starten um 7 Uhr). Ich habe das beim Arztgespräch angemeldet, interessanterweise behandeln sie hier sogar auch Post Covid, aber in einer anderen Abteilung, aber das größte Zugeständnis war die “Sperre vor acht Uhr”.
Ich könnte ein Buch schreiben, lasse es aber. Denn ich bin wirklich hoch erschöpft und diese Umgebung fordert auch ihren Tribut. Dennoch war es richtig, dass ich all das stationär und nicht ambulant mache, so wie ich es erst durchziehen wollte. Ich wäre noch nich mal in den 4. Stock meiner Wohnung gekommen!
Aber ich kann euch ja mal zeigen, was ich bisher gelesen habe.
Bereits gelesen habe ich (übrigens alles aus “meinem” Verlag!) das Buch von Jagoda und die Furien. Jagoda und ich sind durchaus verbunden, auch wenn wir den Weg zum Ziel anders gestalten. Ich werde mit ihr einen Podcast aufnehmen, wo wir beide Fäden mal zusammenführen. Die Furien porträtiert drei Frauen, die auf unterschiedliche Weise bestehende Systeme eben nicht durch Höflichkeit, sondern durchaus auch mit Gewalt überwanden oder hinterfragten.
Das Buch hier hatte ich als Hörbuch schon durch, es war im Tauschregal bei uns in der Klinik.
Ich liebe alles von Matt Haig, auch weil er gerade wieder viel darüber geschrieben hat, dass ihn “trotz des Erfolges” seine Depression wieder einholte. Das hier ist einfach hoch amüsant, leicht zu lesen und dennoch - wie immer bei Haig - mit einem Tiefgang, da eine Vampirfamilie, die mit zwei Erwachsenen und ihren zwei Kindern “abstinent” lebt, natürlich viele Parallelen zu unserem Leben aufweist.
Allein habe ich jetzt auch nochmal gelesen, weil ich hier in der Reha so viele Menschen kennenlerne, die eben nicht allein sein können. Manche Mittvierziger*innen erzählen mir, dass sie das erste Mal “alleine” woanders sind, ohne Freund*innen oder Familie. Manch ältere Herren haben eine Närrin an mir gefressen, weil ich es ihnen leicht mache, einfach mal zu plaudern - was ihnen sonst augenscheinlich schwer fällt, denn: Ich werde zwei von ihnen kaum noch los :D
Immer wieder wundern sich Menschen, dass ich doch erzähle, es ginge mir nicht so gut, dabei sei ich doch soviel online…. Im Krankenhaus waren das die Momente, wo ich auf die Wirkung der gerade eingenommenen Schmerzmittel gewartet habe, hier in der Reha bin ich manchmal für Lesen zu erschöpft und bei Hörspielen schlafe ich zu schnell ein.
Daher hier eine kleine Sammlung der “Werke” der letzten Zeit :)
Leider schneidet YouTube manchmal die Beginne und Enden von Videos, die ich auf TikTok produziere, ab.
Menschenfeindliche kapitalistische Fratze bei VW - The misanthropic capitalism at VW -Uiguren/uigurs
https://youtu.be/8bC5Uuq1H3M?si=laRHy61IQDNrb0RW (Abre numa nova janela)Ladeinfrastruktur ableistisch und sexistisch.
https://youtu.be/Z3f9kd-7-LU?si=oYwudRY0_3_yfxzv (Abre numa nova janela)Danke Anne Hidalgo!
https://youtu.be/0I5RZ-vsGSA?si=LMO66rRVAj6Vmmr5 (Abre numa nova janela)Christian Lindner enthüllt Hintergründe des FDP-Debakels.
https://youtube.com/shorts/QucQTi7E6f4?si=BJwzD45CbJh4jS2S (Abre numa nova janela)Wie anstrengend es doch sein kann, einen Newsletter mit wenig Mobilität zu schreiben. :)
Danke danke danke für Euren Support.
Seid mir nicht böse, wenn es nochmal zweieinhalb Wochen dauern sollte bis zur nächsten Ausgabe.
Ich bin an manchen Tagen immer noch sehr über meinem Limit.
Bleibt gesund und zuversichtlich!
Eure
Katja