Lisenen in Jena

Hier in Jena ist letzten Monat ein Gebäude eröffnet worden, das ich sehr mag. Es beherbergt die Zentralstelle der Stadtbibliothek (die hier Ernst-Abbe-Bücherei heißt) und den Bürgerservice (d.h. das Bürgeramt). Der Bau hat eine relativ komplexe Form, was mit dem verwinkelten Bauplatz zu tun hat: Seine drei Eingänge haben drei verschiedene Adressen. Das Ganze ist eingepackt in eine Fassade, wie sie für das Bauen der letzten Jahre ziemlich repräsentativ ist – und die viele überhaupt nicht leiden können. Der Hingucker ist aber bekanntlich nicht zum Schimpfen und Verurteilen da, sondern zum zugewandten Hinschauen, was sich auch und gerade hier durchaus lohnt. (Lisenen sind übrigens hervortretende vertikale Elemente an einer Fassade, die relativ schmal sind und keine Kapitelle tragen. Mit Kapitellen wären sie Pilaster, in breit wären sie Risalite.)

Vor dem Video noch eine kurze Unterbrechung: Es ist mir ein Anliegen, euch den Newsletter »Schleichwege zur Klassik« von Gabriel Yoran (Abre numa nova janela) zu empfehlen. Für diese Empfehlung bekomme ich kein Geld; ich habe sie seit Langem vor, weil Gabriels Newsletter in gewissem Sinne der geistige Vater meines eigenen ist. Er ist jemand, der mit seinem Thema »E-Musik« sehr vertraut ist, obwohl er kein Fachmann ist, er spricht darüber in einer zugewandten, begeisterungsfähigen, offenen, niemals verächtlichen, aber dennoch nicht lobhudelnden Art und Weise und vermittelt seinem Publikum die eigene Leidenschaft dafür. Was er für die Klassik tut, möchte ich für die Architektur tun, er ist mir hier wirklich ein Vorbild.

Ein schöner Einstieg ist sicher seine Folge über die tanzbare Orgelmusik von Maxime Denuc (Abre numa nova janela) (hier bin ich aber selbst etwas parteiisch, weil ich selbst auf niedrigem Niveau Orgel spiele). Eine philosophische Tiefe, die ich bewundere, hat sein Newsletter über das Klavierkonzert von Moritz Moszkowski. (Abre numa nova janela)

Wenn euch das irgendwie neugierig macht, holt euch ein Abonnement, (Abre numa nova janela) ihr werdet es nicht bereuen.

Und hier kommt jetzt das Video mit den Lisenen!

Fortsetzung folgt: Weil mir dieses Projekt räumlich so nah ist, ich es seit Jahren verfolge und es mir ohnehin sehr am Herzen liegt, habe ich diesmal ausnahmsweise auch innen gefilmt. Das entsprechende Video zu den wirklich beeindruckend schönen Innenräumen der neuen Bibliothek ist schon geschnitten und folgt in einigen Tagen. Viel Spaß und bis demnächst!

Geh mit anderen Augen durch die Stadt.

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