Für 1,9 Millionen Euro saniert und trotzdem leer: Wie weiter mit dem Jugendtreff „Hafenkante“?
Freitaler Stadtverwaltung und Politiker fordern vom Landkreis mehr Unterstützung für Jugendzentren - jeder kann online unterstützen
Fast fertig - aber ohne Leben: Die “Hafenkante”
Es klingt wie ein Schildbürgerstreich: Für knapp 1,9 Millionen Euro ließ die Stadt das frühere Pfarrhaus auf der Potschappeler Kantstraße sanieren – doch kurz vor dem Wiedereinzug des Jugendtreffs „Hafenkante“ kündigte der Kinder- und Jugendhilfeverbund Freital e. V. den Mietvertrag. (Abre numa nova janela)Der Grund: Die Zuschüsse vom Landkreis reichen nicht für den Betrieb. Denn Löhne und Energiekosten steigen auch in der Jugendarbeit stark – doch auch der Landkreis häuft ein immer größer werdendes Defizit an. Denn auch für ihn steigen die Ausgaben und Bund wie Land bürden den Kreisen immer mehr Sozialkosten auf.
Bleibt Freital nun auf den Millionen-Kosten sitzen?
Zwei Drittel der Gesamtkosten der Sanierung von voraussichtlich knapp 1,9 Millionen Euro kommen aus Mitteln der Städtebauförderung, so die Stadt auf Anfrage von Freital-Reporter. Denn das Haus in der Kantstraße ist eine Gemeinbedarfseinrichtung im Städtebaufördergebiet “Freital - Urbanität am Fluss".
Für die Räume des Jugendtreffs im Obergeschoss des Hauses hätte der Träger laut Mietvertrag lediglich Nebenkosten zahlen müssen, so die Stadt. „Sodass sich kein nennenswerter finanzieller Ausfall ergibt“, antwortet Stadt-Sprecher Matthias Weigel. „Öffentlich ist jedoch tatsächlich nicht vermittelbar, dass eine fast fertiggestellte, mit öffentlichen Mitteln finanzierte und auf den Nutzer hin ausgebaute Liegenschaft nun leider nicht dem bestimmten Zweck zugeführt werden kann.“
Im Erdgeschoss und Teilen des ersten Obergeschoss werden zudem der Förderkreis Biotec e.V., Ganztagsangebote der benachbarten Schule und weitere schulnahe Angebote einziehen.
Was sagt die Politik?
Claudia Mihaly-Anastasio, Kreisrätin und Stadträtin der Konservativen Mitte (KM) aus Freital, hat dazu nun eine Petition im Internet gestartet. „Der Landkreis muss mit einer bedarfsgerechten Finanzierung die Schließung des Jugendtreffs Hafenkante verhindern“, fordert sie.
„In Freital häufen sich Berichte und Klagen über Vandalismus, Alkoholmissbrauch, Drogenkonsum und Gewalt, und häufig sind Jugendliche darin involviert“, gibt Mihaly-Anastasio zu bedenken. „Vieles davon ist Resultat eines Teufelskreises aus dysfunktionalen Familienverhältnissen, fehlender sozialer Stabilität, Orientierungslosigkeit und fehlenden eigenen Ambitionen zu sinnvoller Freizeitgestaltung.“
Jugendtreffs wie die „Hafenkante“ könnten da eine Hilfe sein. Im Internet sammelt die Konservative Mitte hier Unterstützer. (Abre numa nova janela)
Der Afd-Stadtrat und Kreisrat Norbert Mayer verspricht: „Wir werden uns in beiden Gremien sachkundig machen und über die angesprochenen Fragen diskutieren.“
Was tut die Stadt?
Auch die Freitaler Stadtverwaltung will sich beim Landkreis für eine bessere finanzielle Ausstattung der Jugendtreffs einsetzen. „Nach ersten Gesprächen im Landratsamt wird die Stadtverwaltung erneut schriftlich alle Argumente für den Erhalt der Jugendzentren an das Landratsamt richten und auffordern, im Rahmen einer Beschlussfassung des Jugendhilfeausschusses des Landkreises das Budget für das Jugendzentrum bedarfsgerecht bereitgestellt werden muss“, kündigt Stadt-Sprecher Matthias Weigel an. „Ansonsten drohen sich die Probleme dramatisch zu entwickeln, sodass die Folgekosten unterlassener Prävention für den Landkreis um ein Vielfaches höher sind.“
Ob die „Hafenkante“ in Potschappel noch eine Zukunft hat – das soll final erst Anfang 2025 in einer Beratung der Stadt mit dem Landratsamt und dem Träger entschieden werden.
Andreas Roth
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