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Psychische Gesundheit: Hilfe nötig oder nicht?

Ein Text über psychische Gesundheit für Leute, die mit dem Thema nichts am Hut haben

Psychische Gesundheit wird mehr und mehr ein Thema für die Massenmedien; Podcasts, Artikel und Ratgeberliteratur erreichen zum Teil ein sehr großes Publikum, das daran interessiert ist, mehr über Depressionen, Burnout oder sich selbst zu erfahren. Das ist grundsätzlich zu begrüßen, denn nur kontinuierliche Information hilft dabei, Vorurteile abzubauen und die Situation für Hilfesuchende zu verbessern.

Doch oft wird dabei über konkrete Diagnosen geschrieben und das erhöht die Hürde für Lesende zu erkennen, dass sie selbst womöglich psychische Probleme haben, unnötig. Das Befassen mit einer bestimmten Diagnose setzt ein Maß an Eigenbeschau voraus, das die meisten Menschen (noch) gar nicht haben.

Mögliche Erkrankungen (psychisch und körperlich) sind im International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (ICD), einer Art Katalog mit Parametern zur Beschreibung und Diagnostik, festgehalten. Der Katalog ist international anerkannt, wird laufend aktualisiert und mit einer Versionsnummer versehen. Aktuell gilt der ICD-11.

Diagnose: Ich leide nicht, also bin ich nicht

Entscheidend sind bei der Definition psychischer Krankheiten mehrere Dinge.

1. Eine zeitweise oder plötzliche Veränderung in Verhalten, Wahrnehmung, Denken und Fühlen einer Person  liegt vor. Eine Person denkt, handelt und fühlt in einem klar zum normalen Alltag abgrenzbaren Zeitraum anders.

2. Eine dauerhafte Abweichung von der durchschnittlichen Norm liegt vor. Eine Person denkt, handelt und fühlt dauerhaft anders als die breite Masse "gesunder" Menschen.

3. Die Person oder ihr Umfeld leidet: Die Veränderung oder Störung erzeugt einen Leidensdruck bei der betroffenen Person oder ihrem persönlichen Umfeld.

Das klingt alles erst einmal sinnvoll und nachvollziehbar – um einer Person zu helfen, muss man ja irgendwie wissen, was sie hat, und da scheinen objektive Marker sinnvoll. Aber wo es in der öffentlichen Berichterstattung um Krankheiten geht, fühlen sich vor allem Leute angesprochen, die a) ihren psychischen Zustand überhaupt auf dem Schirm, und sich selbst b) schon gefragt haben, ob das, was sie fühlen und denken schon Krankheitswert hat. Menschen, die die drei obigen Marker für sich verneinen, blättern womöglich weiter.

Gerade der Leidensdruck ist nicht immer gegeben, weil er sich allzu oft an der patriarchal-kapitalistischen Arbeitswelt der männlichen Zivilisation orientiert. Leidensdruck entsteht da, wo eine Person nicht mehr arbeiten kann. Wo sie den Alltag nicht mehr gebacken kriegt. Wer all das schafft, weil er oder sie eine Anpassungsfähigkeit bis an die Grenze der Selbstverleugnung hat, wird kaum jemals zu dem Schluss kommen, Hilfe zu brauchen – selbst, wenn er/sie unter der Oberfläche ständig belastet ist oder regelmäßig zu betäubenden Substanzen greift und von selbst nicht da herauskommt.

Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen können für Betroffene und ihr Umfeld bereits lange bevor sie nach der obigen Definition krank sind zu erheblichen Problemen führen. Und deshalb ist dieser Text vor allem für Menschen, die sich für gesund halten oder die sich noch nie Gedanken über ihr Denken, Fühlen und Verhalten gemacht haben.

Der schleichende Weg in die Krankheit

Ich schreibe hier als jemand, der langjährige Erfahrung mit psychischen Erkrankungen sowohl als Betroffene als auch als Angehörige von Betroffenen hat. Ich habe rezidivierende Depressionen, also Depressionen, die in mehr oder weniger regelmäßigen Schüben auftreten. Außerdem war ich mindestens zehn Jahre lange angstgestört. Und ich habe auf meinem Weg vor allem gemerkt, wie schleichend der Weg in eine psychische Erkrankung ist, wie unauffällig. Er ist so unauffällig, dass man sich und anderen das eigene Denken, Fühlen und Handeln als "So bin ich eben" verkaufen kann.

Wie viele andere Menschen auch kenne ich mich mit einem Satz an Charaktereigenschaften, die mich ausmachen. Dazu gehörte immer ein Hang zur Melancholie, ein Hang zum Grübeln, ein Hang zur Vermeidung, ein Hang zum Einzelgängertum und ein Hang dazu, Verantwortung für Schwächere zu übernehmen. Diese Eigenschaften lassen sich bis zu meinen Zeugnissen aus der Grundschule zurückverfolgen. Meine Anpassungsfähigkeit war dabei aber noch groß genug, damit ich nicht als schrullige Tante galt. Ich habe viele Jahre als Angestellte gelebt, ging jeden Morgen ins Labor und abends wieder nach Hause, habe Institutsfeiern mitgemacht, viele Affären und wenige Partnerschaften gehabt – kurz: ich habe soweit funktioniert, dass weder mir noch anderen auffiel, dass meine von mir als "so bin ich eben" wahrgenommenen Eigenschaften viele soziale Bindungen vergiftet haben.

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Tópico Psychische Gesundheit

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