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Warum ich Menschen auf der Straße anspreche

Ich bin traditioneller Straßenfotograf. Das bedeutet, dass ich seit 2005 mit der Kamera durch Städte und Dörfer ziehe, und Momentaufnahmen mache, ohne mich dabei bemerkbar zu machen. 

Ich beeinflusse spannende Situationen, die sich auf der Straße ergeben, in der der Regel nicht durch meine Anwesenheit – und zwar, so gut es geht. Ich verstehe meine Rolle als Beobachter, nicht als Dirigent. Doch in manchen Fällen mache ich eine Ausnahme.  

Letzte Woche sah ich in Berlin-Kreuzberg diesen Menschen in blauer Trainingsjacke und hellblauer Wollmütze, wie er Bücher im Schaufenster sortierte. Schnell versuchte ich zu reagieren und setzte die Kamera an. 

Doch dann kam ein Pärchen, stellte sich vor das Fenster – und die Szene war dahin. Ich ärgerte mich und lief weiter. Auf dem Rückweg kam ich wieder an der Bücherei vorbei, und der vermutliche Besitzer schloss den Laden ab.

Ich gab mir einen Ruck und fragte ihn, ob er sich noch einmal ins Schaufenster stellen und Bücher sortieren könne.  Ich sei Fotograf und würde gerne eine Aufnahme machen. „Sehr gerne“. 

Klick. 

Ich machte die Aufnahme und erfragte seine E-Mail-Adresse, damit ich ihm das Foto zuschicken könnte. 

Ein paar Tage zuvor sah ich eine ähnliche Szene, doch dieses Mal stand ein junger Mensch rauchend nicht im, sondern vor einem Schaufenster. Mir war klar: Wenn ich ich jetzt ein Foto mache, ensteht eine komische Situation. Also sprach ich ihn an und fragte. 

„Kein Problem.“ 

Klick. 

Im Nachhinein bin ich froh, dass ich in beiden Fällen mein Ego zurückstellte, und die Situationen nicht verstreichen ließ. Es sind zwei Fotos, die ich zu meinen besten zähle.