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Basieren deine Träume auf der Realität?

Jeden Freitag erzähle ich dir von Erkenntnissen aus Neurowissenschaft und Psychologie, die du kennen solltest. Heute: Warum wir träumen, was wir träumen.

Schon mal eifersüchtig gewesen? Bestimmt! Im Podcast geht es diese Woche darum, was dabei im Gehirn passiert. Jetzt anhören! (Abre numa nova janela)

Es gibt diesen Action-Film von 2010, den ich mindestens schon fünfmal geguckt habe. Wahrscheinlich kennst du ihn, er heißt Inception. In diesem Film hat das US-Militär das sogenannte Traum-Sharing entwickelt, ein Verfahren, in dem Träume von nichtsahnenden Opfern beeinflusst werden können.

Der Protagonist Dominick Cobb (gespielt von Leonardo DiCaprio) hat sich darauf spezialisiert, während der Träume von anderen Menschen wertvolle Informationen aus dem Unterbewusstsein zu stehlen. Nach einem gescheiterten Auftrag soll Cobb noch einen Schritt weitergehen. Er erhält die Aufgabe, eine Inception, das Einpflanzen eines Gedankens in das Unterbewusstsein eines Opfers, durchzuführen.

Das ist alles Science Fiction, klar. Aber manchmal sind wir der Fiktion näher, als wir denken.

In der letzten Ausgabe (Abre numa nova janela) ging es darum, was im Gehirn passiert, wenn wir träumen. Wir haben uns die neuronale Signatur von Träumen angeschaut: welche Regionen besonders aktiv sind – und welche nicht. Heute gehen wir noch ein Schritt weiter. Basieren Träume auf unseren Erfahrungen oder kreiert das Gehirn einfach neue Erlebnisse? Und schließlich: Kann man Träume lesen? Zum Glück gibt es dazu Forschung.

Natürlich vermutete man Gott hinter alldem

Menschen träumen schon immer. Früher, also viel früher, dachten die Menschen im alten Ägypten, dass Träume eine Form göttlicher Intervention seien – eine Botschaft des Himmels. Das war ja damals die Erklärung für so ziemlich alles, was man sich nicht anders erklären konnte. Später war es Sigmund Freud, der dafür sorgte, dass Träumen nicht mehr Gott zugeschrieben wurden, sondern dem Gehirn. (Danke dafür!) Er selbst entwickelte die Theorie, dass Träume den Ausdruck unserer unbewussten Wünsche widerspiegeln, dass diese verdrängten Wünsche aber vom Gehirn in eine Traumerzählung umgewandelt und verschleiert werden.

Freuds Theorie besagte, dass unsere verdrängten Wünsche beim Träumen einen Sensor in unserem Gehirn passieren und dann auf der anderen Seite als für den Träumenden unerkennbare Erfahrungen wieder herauskommen. Er glaubte, dass er die Funktionsweise des Sensors verstand und die verdeckten Träume entschlüsseln konnte und somit etwas über seine Patient:innen wusste, das er mit ihnen teilen konnte.

Das klingt alles durchaus spannend, Freud lag aber grandios daneben – oder auch nicht. Jedenfalls war seine Theorie komplett unwissenschaftlich; sie hatte keinerlei Thesen, die man hätte überprüfen können.

Falls du noch mehr zum Thema Schlaf lesen willst, empfehle ich dir diese drei Ausgaben:

Solltest du vor dem Schlafen kiffen? (Abre numa nova janela)
Wie sich Schlaf auf dein Gewicht auswirkt (Abre numa nova janela)
Warum du schlechter schläfst, wenn du gestresst bist (Abre numa nova janela)

Träume wiederholen nicht einfach das, was wir tagsüber erleben

Die moderne Hirnforschung beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Frage, warum wir träumen. Und es kamen schon viele Theorien dabei heraus. Eine ist ziemlich verbreitet: Träume sind eine Wiederholung unserer Erfahrungen aus dem Wachleben und unserer vergangenen Erinnerungen.

Der amerikanische Psychiater Robert Stickgold untersuchte genau diese These. In seiner Studie (Abre numa nova janela) ließ er 29 Probant:innen Traum-Berichte erstellen. Er schaute sich diese fast 300 Berichte an und verglich diese mit dem, was diese Menschen tagsüber tatsächlich erlebt hatten.

Das Ergebnis: 65 Prozent der Berichte griffen zwar bestimmte Aspekte des Wachzustands auf, aber tatsächliche Wiederholungen von Erfahrungen, die die Teilnehmer:innen während des Tages machten, gab es nur in ein bis zwei Prozent der Träume.

Wir lassen also in unseren Träumen nicht einfach den Film nochmal ablaufen, den wir tagsüber aufgenommen haben. Was er auch herausgefunden hat: Eine Sache wird tatsächlich in den Träumen wieder aufgegriffen, und das sind die Emotionen, die wir tagsüber haben. Also: die emotionalen Zustände und die Menschen, mit denen wir diese Emotionen verbinden – die tauchen tatsächlich in unseren Träumen auf. Nicht immer, aber immer wieder. Warum das so ist, schauen wir uns in der nächsten Ausgabe an.

Kann man Träume lesen?

Kann die Hirnforschung noch einen Schritt weitergehen? Könnte man herausfinden, worüber jemand träumt, einfach nur, indem man die Aktivitäten seines Gehirns während des Träumens aufzeichnet? Das wäre der erste Schritt in Richtung Inception. Anders gefragt: Kann man die Inhalte von Träumen lesen? Nun, man kann. Das zeigt eine Studie aus Japan.

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