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Tuscheln. Kichern. Die Blicke.

Ich bin in der 6. Klasse und wir haben Erdkunde. Die Tische stehen in dieser dämlichen U-Form. Alle können mich sehen.

Petra kichert am lautesten und stößt ihren Sitznachbarn Sven an. Dann zeigt sie mit dem Finger auf mich.

Hektisch wische ich mir die Mundwinkel ab, falls da noch Eigelb vom Frühstück drinhängen sollte.

Das ist es nicht. Sie kichern lauter.

Ich checke meinen Hosenschlitz. Petra prustet.

Was ist es dann, zum Geier?

Unauffällig strecke ich mich und befühle meinen Nacken.

Ah. Waschetikett außen.

Ich trage mein rosa Snoopy-Sweatshirt auf links. Mal wieder.

Damals hat meine Mutter alles auf links gewaschen, in den Achtzigern hatte Frau Miele offenbar spitze Zähne und scharfe Klauen. Ich habe das übernommen. Die Teile werden bei mir nicht nur auf links gewaschen, sondern auch getrocknet. Dann wandert das genau so in den Schrank und oft genug auf die verpeilte Trägerin.

Noch heute überkommt mich dann diese besondere Scham, wenn ich etwas falsch herum trage und mich jemand darauf aufmerksam macht. Dann höre ich Petra kichern und habe das Gefühl, auch sonst nix auf die Reihe zu kriegen.

Die Scham blieb bis gestern.

Ich saß ahnungslos mit auf links gedrehtem T-Shirt am Frühstückstisch, als mein Sohn vorbeikam. Er warf mir einen kurzen Blick zu und sagte:

„Oh. Mama, heute trägt das ganze Universum dein T-Shirt. Nur du nicht.“

Dann ging er weiter. Nicht ahnend, dass er mir gerade den Perspektivwechsel des Jahres geschenkt hatte.

Das ganze Universum? Ha! Nimm das, Petra!

 🎵 Feist: Inside And Out🎶

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