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25 Stunden

Mein Nachbar ist ein freundlicher und betagter Herr, der Fragen stellt.

Keine Fragen wie „wann holen Sie eigentlich die Wäsche rein, die Sie vorvorvorgestern aufgehängt haben“ oder „was machen Sie nochmal beruflich“.

Sondern:

„Wenn Sie morgen eine Stunde geschenkt bekämen – was würden Sie damit tun?“

Oha.

Das ist viel schwieriger als die Frage, was ich mit einem Lottogewinn von 13 Millionen anstellen würde.

Ich frage meinen Mann, und der zögert keine Sekunde.

„Dann würde ich endlich ein Gestell für das Vogelhaus bauen, das seit Jahren in der Garage vor sich hin staubt. Und jedes Mal, wenn ich das Häuschen sehe, denke ich an die geschenkte Zeit.“

Streber. Warum bin ich nicht darauf gekommen? Ach ja. Weil ich keine Vogelhausgestelle in einer Stunde bauen kann. Also weiter.

Mein 15jähriger Sohn guckt mich verständnislos an, als ich ihm die Frage stelle.

„Öh. Zocken? Zwei Folgen meiner Serie gucken? Keine Ahnung?“

Die Jugend differenziert offenbar noch nicht zwischen selbstverständlicher und geschenkter Zeit.

Gut.

Ich entscheide mich für den Return und klingle beim Nachbarn.

„Und Sie?“

Er lächelt mich listig an.

„Ich betrachte jede Stunde als Geschenk. Da kann ich in der zusätzlichen ein schönes Mittagsschläfchen machen.“

Gekauft, Herr Nachbar. Aber erstmal hole ich die Wäsche rein.

 🎵 Koe Komoy: Geschenkte Zeit🎶

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