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Bleib wie du bist - Kompliment oder Drohung?

Mein Geburtstag fing wundervoll an. Der Sohn hat mir Marmorkuchen ans Bett gebracht, der Gatte hat auf Plattdeutsch gesungen und die besten Freundinnen haben via WhatsApp Blumen geschickt.

Und alle haben sie gesagt:

"Wiebke, bleib wie du bist!"

Was für ein schönes Kompliment. Bleib wie du bist – das bedeutet ja, dass ich mich als Mutter, Lebensgefährtin und Freundin bisher nicht allzu bescheuert angestellt habe. Und dass ich genau so weitermachen soll.

Also, erstmal.

Hm.

Wie lange soll ich denn bleiben, wie ich bin? Bis zum nächsten Geburtstag? Geht klar.

Fünf Jahre? Mal gucken.

Zehn Jahre? Zwanzig, dreißig Jahre? Oha.

Was, wenn ich mit 81 immer noch so bin wie jetzt?

Dann sehe ich natürlich spitzenmäßig aus. Aber ich hab dann keine einzige von diesen liebenswerten Altersmacken, die man sich zwischen 51 und 81 so zulegt.

Langweilig.

Aber warte mal.

Bleib wie du bist – für immer?

Sofort schießt mir ein Bild durch den Kopf. Vom Ausflug ins ägyptische Museum, noch gar nicht lang her. Da habe ich einen getroffen, dem sie vor 5000 Jahren auch gesagt haben: Bleib wie du bist. Und dann haben sie ihm die Eingeweide rausgenommen, ihn einbalsamiert und als letzte Maßnahme mit Kamelscheiße konserviert. Für die Ewigkeit.

Kamelscheiße!

Das Handy vibriert auf der Bettdecke und reißt mich aus meinen Gedanken. Der Schwiegervater. Will bestimmt gratulieren. "Bleib wie du bist, ja?", schnauze ich ihn an, bevor er Luft holt. "Das ist kein Kompliment! Das ist eine Drohung! Kamelscheiße, Frechheit!" Dann lege ich auf.

Er wird es mir verzeihen. Denn er weiß ja, wie ich bin.


Welche eine Sache machst du in 30 Jahren anders?

 🎵 John Mayer: Changing 🎶

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