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„Dieser Gute-Laune-Zirkus geht mir sowas von auf den Keks!“

Es platzte förmlich aus Marie heraus. Der Rest des Teams hielt die Luft an – um drei Sekunden später erleichtert aufzuatmen. Endlich hatte es mal jemand laut gesagt.

Die Teambuilding-Maßnahme war in der Halbzeit. Mein Auftrag: den Fokus aufs Positive lenken. Das Team sei stabil, aber überlastet. Und sie hätten ein paar Veränderungen verarbeiten müssen. Machen Sie mal gute Laune, Frau Wimmer. Ein Klassiker, wie mir inzwischen klar ist. Damals war ich aber noch unerfahren.

Ich packte also meinen kompletten Werkzeugkoffer aus. Wertschätzungsdusche, Dankbarkeitsrunde, Komplimentezettel. Fehlte nur noch ein Zauberstab, der Glitzer spuckt.

Erstmal lief‘s. Doch irgendwann manifestierte sich ein Murren im Raum. Das sich dann in Maries verbalem Ausbruch entlud.

„Die Stimmung im Team ist echt gut“, vertraute sie mir danach in der Pause an. „Aber ab und zu muss man doch mal meckern dürfen. Immer dieses Harmoniegesäusel. Ich will auch mal Dampf ablassen. So wie …” Sie suchte nach einem guten Beispiel. „Ja. So wie beim Sport.”

Sport? Hey. Die Idee.

Nach der Pause gab’s eine neue Aufgabe für die Truppe.

Und seitdem mache ich kein Teambuilding mehr ohne. In der Familie und im Freundeskreis klappt es auch erstaunlich gut.

Doofe Sportarten

So fing ich an: „Ich sage meinen Namen und eine Sportart, die mit demselben Buchstaben beginnt wie mein Vorname und die ich nie im Leben machen würde, weil ich sie bescheuert, unattraktiv oder gefährlich finde. Diese Sportart gibt es noch nicht – ich erfinde sie in dem Moment, in dem ich sie ausspreche . Die Entrüstung und Empörung, die ich beim Gedanken an diese Sportart fühle, nehme ich mit.

Also.” Ich holte tief Luft und ließ meinem Unmut freien Lauf. „Mein Name ist Wiebke und ich rege mich tierisch über das Wettwecken auf. So eine unfassbar dusselige Sportart! Ein Eingriff in die Privatsphäre! Leute verabreden sich und wecken. Menschen, schlafende Hunde, Dämonen, was man auch immer wecken kann. Und für jede geweckte Kreatur gibt es einen Punkt. Kompletter Mist! Social Media ist voll davon!“ Wütend stampfte ich mit dem Fuß auf und zeigte auf die Teilnehmerin neben mir. „Du bist dran. Welche Sportart, die es noch nicht gibt, macht dich komplett sauer?”

Und prompt fing das Team an zu schimpfen. Wie die frisch geweckten Rohrspatzen. Sie unterstützten einander in ihrer Empörung und waren erstaunlich kreativ. Weil sie meckern durften. Weil der Zuckerwattefaktor und der Druck, etwas Tolles zu schaffen, raus waren.

Nach dieser Runde mit so erstaunlichen Sportarten wie Aalebügeln, Hampelmannweitwurf und Unterwasserkreischen war die Gruppe glücklich. Und bereit für eine Wertschätzungsdusche.

„Aber bitte nicht zu kalt“, verkündete Marie und zwinkerte mir zu.

 🎵 Queens Of The Stone Age: Negative Space🎶

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