“Hat heute früh wieder besonders schön gesungen.”

“Wer denn?”, fragt der Gatte.

“Na, der Amselhahn.”

“Bitte wer?!”

Ich schnaube ungeduldig. Der Gatte ist doch sonst nicht so überaus schwer von Begriff. “Am-sel-hahn. Der Typ in Schwarz mit dem gelben Schnabel.”

Der Gatte lacht ungläubig. “Amselhahn? Ist das ein Aprilscherz? Soweit ich weiß, heißt es nicht Hahn, sondern Männchen.”

Sofort fahre ich den ornithologischen Zeigefinger hoch. “Bei einigen Zier- und Singvögeln sagt man Hahn. Nicht nur bei Hühnerherren. Wissen viele gar nicht.”

Der Gatte schüttelt vehement den Kopf.

“Pfft”, mache ich beleidigt und verschränke die Arme. “Guck doch bei Wikipedia nach.”

“Ich glaube dir ja”, sagt er. “Aber Hahn, das ist einfach … übertrieben. Mackerhaft.” Er seufzt ungehalten. “Da kann ja jeder Vogelkerl angeschissen kommen und sich ein Upgrade verpassen. Das kennen wir doch.” Seine Stimme wird lauter und er schüttelt die Faust Richtung Baum vor unserem Küchenfenster. “So richtig unverschämt werden sie dann! Ich meine, das Rotkehlchen spielt sich dann als Erpel auf, oder was? Und als nächstes behauptet der Spatz, dass er ein Sperlingsrüde ist?”

“Schatz”, sage ich eindringlich. Aber es ist schon zu spät.

“Zaunkönig”, brüllt er. “Allein schon! Hält sich für den Herrscher der Singvögel! Und wenn die Flattermänner damit anfangen, wollen die anderen Tiere das auch! Dann ist unser Garten voll mit Mäuserammlern, Eichhörnchenbullen und Kaninchenkeilern! Nicht auszudenken, wenn wir Menschenmänner uns so aufspielen würden!”

Es folgt eine Pause, die gar nicht lang genug sein kann.

“April, April?”, frage ich irgendwann zaghaft.

Erschöpft nickt er und nimmt einen Schluck von seinem Frühstückskaffee.

Vorsichtig streiche ich sein gesträubtes Gefieder glatt.

Manchmal hat der Gatte echt einen Vogel.

 🎵 Beyoncé: Blackbiird🎶