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WeinLetter #97: Donald Trumps Zollkrieg und die Ängste der deutschen Winzer

Liebe Weinfreund:in,

Du liest den WeinLetter #97. Heute gibt’s: Donald Trump. Oh My God! Jetzt auch noch im WeinLetter! Sagten die einen in meinem persönlichen A-/B-Testing. Und die anderen: Ja, klar, unbedingt, es ist ja der politischste Wein-Newsletter der Welt. Also: Donald Trump. Warum? Auch die deutsche Weinbranche wird zum Spielball der großen Politik in Zeiten der Zeitenwende. Mal wieder. Die Phasen für die deutsche Weinbranche nennen wir mal: Trump I, Putin I, Trump II.

  • Trump I: Donald Trump zettelte schon in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident einen Zollkrieg mit der EU an – und mittendrin die deutsche Weinbranche.

  • Putin I: Als der russische Präsident Wladimir Putin dann die Ukraine überfiel, hatte das wiederum negative Folgen für die Weinbranche. Zum Beispiel: Die Glashütten in der Ukraine konnten kriegsbedingt nicht mehr liefern, plötzlich wurden Weinglasflaschen immens teuer im Einkauf.

  • Jetzt also Trump II: Er hat der EU mit Preisaufschlägen von bis zu 200 Prozent auf die Einfuhr europäischer Weine und Schaumweine gedroht.

Was passiert, wenn er das umsetzt? Boah. Da würde ein wichtiger Markt wegbrechen, der a) kaum kompensierbar und b) ein neuer Schlag für die Winzer:innen wäre – obendrauf zu den anderen Krisen. Hier gibt’s jetzt alle Antworten auf die wichtigsten Fragen zu Donald Trumps Zollkrieg und den Folgen für die deutschen (und europäischen) Winzer:innen. Viel Spaß Erkenntnisgewinn! Und jetzt empfehlt (und shared) diesen WeinLetter bitte. Unterstützt den WeinLetter gerne auch finanziell und werdet aktives Mitglied!

Und gerade jetzt: Trinkt friedlich!

Euer Thilo

US-Präsident Donald Trump

“Hässlich”: US-Präsident Donald Trump FOTO: DANIEL TOROK

Was Donald Trumps Zollkrieg mit deutschem Wein zu tun hat. Die 9 wichtigsten Fragen & Antworten

von Thilo Knott

1. Was hat Donald Trumps Zollkrieg mit dem deutschen Wein zu tun?

Donald Trump hat Europa mit Zöllen in Höhe von 200 Prozent auf Wein und Champagner gedroht. Warum das? Die Reihenfolge ist hier wichtig. Wie im Wahlkampf um das Weiße Haus schon angekündigt, hat Donald Trump Europa mit Zöllen auf Stahl- und Aluminiumprodukte in Höhe von 25 Prozent überzogen. Die EU hat darauf reagiert und Gegenzölle für den 1. April angekündigt – geplant sind unter anderem ein 50-Prozent-Aufschlag auf US-Whiskey. US-Whiskey = Alkohol. Also hat Donald Trump darauf wiederum mit der Drohung von Zöllen auf europäischen Alkohol reagiert: Dann gibt’s 200 Prozent auf Wein und Champagner. Denn die europäischen Strafzölle auf US-Whiskey seien „hässlich“, sagt Donald Trump.

2. Hat Donald Trump nicht schon mal einen Zollkrieg angezettelt?

Ja, in der ersten Amtsperiode als US-Präsident (2017 – 2021), nach demselben Muster. Erst kam Trump mit Zöllen auf Stahl, dann Europa mit Zöllen auf Whiskey, Jeans und Harley Davidson. Dann Trump mit Zöllen auf Wein und Champagner. Damals waren es “nur” 25 Prozent. Der Demokrat Joe Biden hat die Zölle sofort nach Dienstantritt wieder zurückgenommen. Das hielt jetzt vier Jahre lang - dann erschien wieder Donald Trump.

3. Was führt Europa überhaupt an Wein und Schaumweine in die USA ein?

2024 wurden aus der EU Weine im Wert von 4,9 Milliarden Euro in die USA exportiert, weist das Statistikamt Eurostat aus. Es ist für Europa damit der wichtigste Exportmarkt: Die knapp 5 Milliarden Euro machen 29 Prozent der gesamten Weinausfuhren Europas aus.

4. Wen in Europa träfe es am härtesten: Deutschland, Frankreich – oder Italien?

Nicht Deutschland. Nicht Italien. Auch nicht Spanien. Es ist Frankreich. 40 Prozent der Lieferungen von Wein und Schaumwein, also Champagner, nach Übersee stammen aus Frankreich. Es geht für Frankreich neben Wein und Schaumwein aber zudem auch um Cognac.

5. Und wieviel exportieren die deutschen Winzer:innen in die USA?

Die USA sind auch für Deutschland der wichtigste ausländische Absatzmarkt. 2024 haben Deutschlands Weinexporteure nach Zahlen des Deutschen Weininstituts Weine im Wert von 384 Millionen Euro insgesamt exportiert, in den USA erlöste die deutsche Weinbranche 63 Millionen Euro – das macht ein Sechstel des gesamten Exportsumsatzes aus. Insgesamt gehen etwa 13 bis 15 Prozent der deutschen Weinernte in den Export. Der US-Markt dürfte daher grob im unteren einstelligen Bereich liegen bezogen auf die ganze Weinproduktion eines Jahres.

“Katastrophe”: Monika Reule, Geschäftsführerin des Deutschen Weininstitus, die auf der ProWein in Düsseldorf vom Verein Weinfeder als “Weinpersönlichkeit des Jahres” ausgezeichnet wurde FOTO: MESSE DÜSSELDORF/CTILLMANN

6. Was würden 200 Prozent Zölle auf Wein und Schaumwein für die Weinhandelsbeziehung zwischen Deutschland und den USA bedeuten?

Die Folgen für die deutsche Weinbranche liegen für die deutschen Weinexpert:innen auf der Hand. Die Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts (DWI), Monika Reule, sagte auf der ProWein-Messe in Düsseldorf diese Woche: „Das wäre wirklich eine Katastrophe.“ Beim ersten Trump-25-Prozent-Aufschlag hätten Winzer und Händler noch einen Teil der Kosten selbst getragen. „Das hat einigermaßen funktioniert, aber sehr zulasten der Gewinne der deutschen Erzeuger.“ Und die 200 Prozent? Es bleibe zu hoffen, dass Donald Trump noch einlenke. „Aber das ist eine reine Hoffnung.“

7. Kann die deutsche Weinbranche diesen Marktausfall irgendwie kompensieren?

Auch Christian Schwörer, Geschäftsführer des Deutschen Weinbauverbands wie des Verbands Deutscher Weinexporteure, sagt zunächst: „Ein Strafzoll von 200 Prozent würde sicher zu einem vollständigen Erliegen des Weinexportes führen.“ Es gebe allein wegen des großen Volumens an US-Exporten zudem keinen Kompensationsmarkt für die deutschen Weinerzeuger:innen. Vor allem nicht so kurzfristig.

Die Vorstellung also, dass die deutschen Winzer:innen jetzt die leeren Weinregale in Kanada befüllen, lässt sich nicht realisieren. Die Kanadier befinden sich ebenfalls im Zollkrieg mit den USA und hatten ihrerseits amerikanischen Wein rausgeschmissen. „Es ist immer gut, seinen Fokus auf mehrere Exportmärkte zu setzen, um das Risiko zu minimieren“, sagt Schwörer. Er verweist auf die Märkte in China und den Niederlanden, in denen es jeweils ein Plus beim Export gab. In der Handelsbeziehung mit China gab es 2024 ein Plus von 8,3 Prozent. Aber Kompensation? No! Und die Preisaufschläge könnten nicht einfach an die Käufer:innen weitergegeben werden – denn sie geben ohnehin immer weniger Geld für Wein aus.

8. Gibt es Anbaugebiete in Deutschland, die besonders betroffen wären vom Export-Stopp?

Rheingau und Mosel. Wegen des Export-Produkts Riesling.

Vier Prozent weniger pro Jahr: Verkostungsstand in der Deutschland-Halle auf der ProWein in Düsseldorf FOTO: MESSE DÜSSELDORF/CTILLMANN

9. Warum sind die angedrohten Strafzölle auf deutsche Weine gerade jetzt so besorgniserregend?

Weil der Absatz der deutschen Weinbranche ohnehin schon sinkt. Und sinkt. Und sinkt. Und sinkt. Gerade hat das Marktforschungsunternehmen Nielsen berechnet, dass die Deutschen im vergangenen Geschäftsjahr zwischen August 2023 und Juli 2024 noch einmal vier Prozent weniger Wein gekauft haben. Nicht nur das: Sie haben auch wieder weniger Geld pro Flasche ausgegeben. 3,72 Euro pro Liter bezahlten die Verbraucher:innen im vergangenen Wirtschaftsjahr für ausländische Weine, für deutsche Produkte immerhin 4,47 Euro pro Liter. Aber: Die Deutschen kaufen einfach nicht Wein-patriotisch. Der Marktanteil deutscher Weine am gesamten Konsum in Deutschland sank vier Mal in Folge gegenüber den Produkten aus Italien, Spanien und Frankreich. Der heimische Anteil beträgt gerade einmal 40 Prozent. 

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