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Offene Antwort an einen Holocaust-Relativierer

Niederländische KZ-Häftlinge beim Antreten in Buchenwald.

Sehr geehrter Herr Nino Re,

auf meiner Facebook Fanpage (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) habe ich eine Kommentatorin blockiert, nachdem Sie über zwei Tage hinweg palästinensische Propaganda von sich gegeben hat. (Kinder von Scharfschützen erschossen, etc.) Auslöser war ihr Kommentar von heute Morgen, der Gazastreifen sei schlimmer als Dachau.

Das ist aus so vielen Gründen falsch, dass ich es absurd finde, darüber diskutieren zu müssen. Das beginnt dabei, dass die Inhaftierten ausschließlich Zivilisten waren, die Deutschland niemals angegriffen hatten. Und es endet dabei, dass der Gazastreifen eine Grenze zu Ägypten (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) hat.

Mein kurzes Posting dazu haben Sie auf Ihrem Profil geteilt. Mit einem langen Text, den ich gerne in Teilen durchgehe. Um zu zeigen, dass nicht ich derjenige bin, der Propaganda betreibt.
Alle Zitate inklusive Rechtschreibfehlern.

Screenshot des Postings

»Diese „U.M.“-Seite betreibt übelste Israel-Propaganda. Und zwar auf einem so umfangreichen Niveau, dass man von bezahlter Auftragsarbeit ausgehen muss (was im Falle von Israel ja nichts sonderlich Einzigartiges ist).«

Ich berichte und analysiere Medienmeldungen auch zum Krieg in der Ukraine. Darüber hinaus erkläre ich militärische Grundlagen, äußere mich zur Innenpolitik und zu Terroranschlägen, zum Libanon, usw.
Ich finanziere mich ausschließlich über Mitgliedschaften, also kostenpflichtige Abonnements.
Nicht nur, dass ich kein Geld von Israel oder irgendeiner jüdischen oder israelischen Organisation erhalte. Es wurde mir auch noch nie angeboten.
Ich bin bereit, das eidesstattlich zu Versichern.

»Hier prangert der Betreiber der Seite (Joey Hoffmann, Ex-Nachrichtendienstler) an, dass manche Menschen gewisse Vergleiche ziehen.«

Nicht nur ich.
Der Paragraph 130 des StGB definiert es klar als Volksverhetzung, wenn jemand öffentlich Dinge äußert, die geeignet sind, im Nationalsozialismus begangene Taten zu verharmlosen. Ich hätte auch online eine entsprechende Strafanzeige stellen können. In Ihrem Fall kommt das ja vielleicht noch.

»Er macht also das, was Israel immer macht: Das jüdische Schicksal im Dritten Reich als DIE historische Ungerechtgkeit in der Geschichte der Menschheit darzustellen und keine anderen Ungerechtigkeiten daneben als „gleichberechtigt“/„vergleichbar“ zu akzeptieren, damit man DIE Opferrolle schlechthin einnehmen und daraus profitieren kann.«

Nicht nur „das jüdische Schicksal“ im Dritten Reich ist „DIE historische Ungerechtigkeit in der Geschichte der Menschheit“, sondern auch das Schicksal der Oppositionellen, Behinderten, Sinti, Roma, Homosexuellen etc. Das sagt nicht nur Israel. Ich sage das auch. Und viele andere.
Israel nimmt eben keine Opferrolle ein, sondern wehrt sich aktiv. Der erste Teil ist also richtig, der zweite falsch.

»So kann man Diskussionen natürlich auch im Keim ersticken.«

Das impliziert, als wenn das diskutabel wäre. Das ist es in Deutschland nicht.
Lassen Sie doch einfach die Holocaust-Vergleiche weg, schön können Sie über alles diskutieren.

»Nun möchte ich den Holocaust in keinster Weise „schönreden“ oder „verharmlosen“…im Gegenteil.
Dennoch kann ich es nicht akzeptieren, dass man keinerlei Vergleiche ziehen darf.«

Dann sind Sie nicht ausreichend gebildet und geschult, was man in Deutschland darf und was nicht.

»Darf ich etwa den transatlantischen Sklavenhandel zw. dem 16. bis 19. Jahrhundert, als schätzungsweise 12–15 Millionen Afrikaner gewaltsam versklavt und über den Atlantik in die Amerikas verschleppt wurden, nicht mit dem dritten Reich vergleichen?«

Nein, das darf man nicht. Denn die Opfer der Nazis wurden nicht versklavt, sondern systematisch und industriell ermordet, um eine reine Rasse zu erschaffen und sie auszulöschen. Das wurde mit den afrikanischen Sklaven nicht getan.
Dabei wäre vielleicht interessant zu erwähnen, dass nicht Europäer die Menschen versklavt haben, sondern andere Afrikaner und Araber. Ebenso, wie Europäer versklavt wurden.

»Oder Kolonialismus und den Völkermord an indigenen Völkern (z. B. in den Amerikas, Australien, Belgisch-Kongo,…), wo Millionen indigene Menschen weltweit ausgelöscht wurden (allein in Amerika schrumpfte die indigene Bevölkerung nach der Ankunft der Europäer von geschätzten 50–60 Millionen auf wenige Millionen)?
Es gäbe noch unzählige weitere Beispiele. Die große Hungersnot in Indien unter britischer Kolonialherrschaft 1943 (3 Millionen Tote), der Genozid an den Armeniern 1915-1917 (1,5 Millionen Tote) oder die Auslöschung der Herero und Nama 1904–1908 (ebenso durch Deutschland übrigens…für alle, die sich nicht so für Geschichte interessieren)…rund 80–90 % der gesamten Herero-Bevölkerung wurden ermordet.«

Da wird es interessant. Denn an den Herero und den Armeniern ist tatsächlich ein Genozid verübt worden. Das könnten Sie durchaus und im gewissen Rahmen mit dem Genozid an den Menschen durch die Nazis vergleichen.
Aber nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich.

»Und über all das sollte man auch reden und diskutieren dürfen. Aber WEHE man zieht Vergleiche zum Holocaust…dann war’s das mit der gesunden Diskussionskultur…dann wird man sofort mundtot gemacht. Dabei leugnet man gar nichts…man vergleicht nur.«

Damit bedienen Sie sich eines weiteren Mittels, das sehr typisch ist.
Ich habe eine Disskussionskultur in keiner Weise eingeschränkt.
Ich habe beschlossen, dass ich diese Diskussion nicht führe und meine Plattformen dafür nicht zur Verfügung stelle. Nicht nur sie, auch ich habe Rechte.

»Im unteren Beispiel, auf dieser unerträglichen, Propaganda verbreitenden „U.M.“-Seite, ist es nun nicht mal erlaubt den Vergleich zu einem einzigen Konzentrationslager im zweiten Weltkrieg zu ziehen.«

Sie sollten dringend einen Juristen konsultieren.

»Ich überlasse da jetzt einfach mal Jürgen Todenhöfer das Wort:
„Netanyahu wehrt sich gegen den Vergleich des Gazakriegs mit dem Holocaust. Zu Recht!
Große Teile Gazas erinnern eher an Hiroshima. In den „Todeszonen" von Gaza wird alles platt gemacht. Im Rest Gazas fast alles. Dazu werden wir nicht schweigen.“
Dem habe ich nichts hinzuzufügen.«

Tatsächlich verdreht dieser Abgleich die Seiten.
Über 20% der Israelis sind Muslime, palästinensische Araber. Israel ist ein demokratischer, multikultureller Staat. In den palästinensischen Gebieten leben weder Christen noch Juden. Selbst israelische Muslime sind bedroht, weshalb viele von ihnen gegen die Palästinenser kämpfen.

Was Sie tun, und alle, die so argumentieren, ist schlicht das auszublenden, was davor passiert ist.
Nämlich, dass die Araber bereits ab den 1920ern angefangen haben, die Juden zu bekämpfen. Dass die Araber es waren, die einen jüdischen Staat verhindern wollten, nicht in ihrem „Kalifat“ dulden wollten. Dass Israel seit seinem Bestehen Angriffen und Terror ausgesetzt ist.
Und dass einer der größten Verfechter eines palästinensischen Nationalismus, Husseini, u.a. Mitglied der SS war (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).

»Obwohl…vielleicht noch eine einzige Sache:«

Als wenn ich es geahnt hätte.

»Im KZ Dachau wurden zwischen 1933 und 1945 200.000 Menschen interniert. Kinder waren nicht die Hauptzielgruppe des KZ – im Vergleich etwa zu Auschwitz – aber sie wurden zunehmend dorthin deportiert, vor allem in den letzten Kriegsjahren. Historiker gehen davon aus, dass „mindestens mehrere Hundert Kinder“ im Lager starben. Insgesamt wurden 41.500 Menschen…politische Gegner wie Kommunisten und Sozialdemokraten, Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, sogenannte „Asoziale“ und später dann Kriegsgefangene aller Art, letztlich dort ermordet.

Nur nochmal zur Erinnerung: die Hälfte der Bevölkerung in Gaza besteht aus Kindern. Die offiziellen Todeszahlen nach 18 Monaten belaufen sich auf insgesamt 50.000 Toten (60-70% davon Frauen und Kinder). Experten schätzen diese Zahlen DEUTLICH HÖHER.

Ich glaube, der Vergleich mit Gaza ist nicht bloß berechtigt…Gaza ist FAKTISCH schlimmer als Dachau.

Kritik an Israel ist weder gleichbedeutend mit Kritik an das Judentum/den Juden noch eine Verharmlosung des Holocausts. Das Verbot von Kritik an Israel dagegen, ist eine Verharmlosung und Unterstützung aktuell stattfindender Gräueltaten. Schreibt euch das endlich hinter eure indoktrinierten und korrupten Ohren!«

Niemand verbietet kritik an Israel. Ich kritisiere Israel ständig.
Was ich sehe, ist ein Krieg, wie jeder andere auch. Das habe ich häufig sehr nüchtern, emotionsfrei und faktisch erklärt. Und werde es weiterhin.

Ich kann Ihnen sehr viele Experten nennen, die die Zahlen der Getöteten geringer schätzen. Vor allem aber sind die angeblichen 50.000 Getöteten nicht alles Zivilisten. Und das ist der fundamentale Unterschied zu Dachau und Ausschwitz.
Sie ignorieren, dass das, was Sie zu weiten Teilen anprangern, zusätzlich durch die Nazis getan wurde. Zusätzlich zum Krieg. Abgesehen von dem, was eh an den Fronten passierte und wovon irgendwie kaum jemand spricht, der so argumentiert, wie Sie.

Ein KZ-Insasse konnte nicht neue Angebote aus dem Schawarma-Laden auf TikTok posten. Er konnte sich nicht öffentlich über den Inhalt von UN-Hilfsrationen beschweren. Er wurde nicht vorgewarnt, wenn die nächste Rakete kam. Es gab in den KZ keine Sanitäter, Krankenhäuser oder Feuerwehr und die Ärzte waren nicht da, um zu heilen. Vor allem hatte er aber keine Wahl, sich von den Angreifern zu distanzieren oder diese selber zu bekämpfen.

Und diese Verzerrung ist es, die mich inzwischen völlig empathielos gegenüber den Palästinensern oder dem Anliegen von Menschen wie Ihnen gemacht hat. Obwohl ich am Anfang noch regelmäßig eine Zwei-Staaten-Lösung befürwortet und die Siedlungspolitik kritisiert habe. Und Netanjahu.

Nochmals: Denken Sie mal darüber nach, was die Nazis wohl getan hätten. Ob da noch irgendeiner am Leben wäre.
Irgendeiner.
Ich war lange genug deutscher Soldat. Ich habe da so eine Vorstellung.
Und wenn der Gedanke sich einschleicht, dass das vielleicht anders aussehen würde, sollten Sie sich einmal fragen, warum das so ist. Und ob Sie so wirklich verstanden haben, was die Nazis getan haben.

So lange Israel angegriffen wird und nicht alle Geiseln, ob lebend oder tot, zurückgegeben wurden, brauchen wir über gar nichts mehr diskutieren.
Was eh nicht stattfinden wird, da ich selbstverständlich auch Sie von meiner Fanpage entfernen werde.

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