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Das Sanitäter-Massengrab-Massaker …und was wirklich passiert ist

Seit dem vergangenen Samstag habe ich überraschend viele Anfragen zu dem „gefundenen Massengrab“ bei Rafah bekommen, per Mail, in Kommentaren und sogar von zwei anderen Content Creators. Noch in der Nacht habe ich angefangen mich im Hotel sitzend einzuarbeiten.

Die Story geht so:
Israel hat willkürlich 15 unschuldige palästinensische Sanitäter erschossen. Und das danach verschleiert, indem die Leichen und sogar Fahrzeuge in einem Massengrab versteckt wurden. Dieses Massengrab wurde jetzt gefunden.

Das ist zumindest die Punch Line. Nur wer hinsieht, wird merken, dass an der Geschichte einiges nicht stimmen kann.
Um das vorweg zu nehmen: Ja, die israelischen Soldaten haben Palästinenser erschossen. Das hat Israel aber auch nie bestritten.

Und um auch das vorweg zu nehmen: Die IDF (Israel Defence Forces) haben nicht willkürlich auf Krankenwagen geschossen oder palästinensische Sanitäter „exekutiert“. Und auch nichts versteckt. Was die palästinensische Propaganda inzwischen daraus gemacht hat. Und was die Medien zumindest so ähnlich erzählen.

Die Geschichte um das, was vor drei Wochen in Tel Sultan bei Rafah an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten passiert ist, wird von jedem anders erzählt. Im eigenen Sinne.
Also versuchen wir, wie Theseus aus dem Labyrinth zu finden. Folgen wir dem Ariadnefaden. Seien wir Hercules Poirot.

Zunächst werde ich die Meldungen chronologisch aufarbeiten.
Dann werde ich erklären, was ich schnell glaubte (und bis jetzt glaube), was tatsächlich passiert ist.
Dann werde ich die aktuellste Stellungnahme der israelischen Streitkräfte darlegen. Über die zwar in den Medien berichtet, die aber merkwürdigerweise nicht inhaltlich wiedergegeben wurde.
Und zum Schluss werde ich einige Fragen aufwerfen, deren Beantwortung eigentlich zwingend notwendig ist, um den Vorfall beurteilen zu können.

Es wird also lang.

Drei Anmerkungen vorab.

Zunächst bin ich neutral, soweit man das überhaupt sein kann.
Als Auswerter bin ich bin empirisch-wissenschaftlich unterwegs. Ob mir das Ergebnis gefällt, oder nicht.

Zum zweiten berichten die Medien und die NGO üblicherweise aus der Perspektive der Zivilisten. Ich vertrete die Perspektive der Soldaten.

Zum dritten wollte ich das Thema im nächsten Newsletter für Mitglieder besprechen. Nachdem immer mehr Anfragen kamen und das Interesse auf Social Media zunahm, habe ich mich entschlossen, es als Werbegeschenk ohne Bezahlschranke zu veröffentlichen.

Timeline vor dem Video

Uhrzeiten jeweils mitteleuropäische Zeit.

Am Sonntag, dem 23.03.25, wurden im Morgengrauen mehrere Palästinenser in Tel Sultan bei Rafah von Soldaten der IDF erschossen.

23.03.25, 06:37h

Das Palestine Red Crescent meldet auf X, dass mehrere Mitarbeiter von der IDF „belagert“ werden.
Wir werden später sehen, dass sich der Vorfall gegen sechs Uhr ereignet hat. Die Organisation war also sehr zeitnah informiert.
Bei dem Roten Halbmond Palästina (PRCS) handelt es sich um einen Teil des Roten Kreuzes. Die Mitarbeiter sind Palästinenser.

Die Resonanz war vergleichsweise gering.

Screenshot des Postings

In den kommenden Tagen wird der Rote Halbmond täglich Postings dazu veröffentlichen. Es spricht mal von acht Vermissten, mal von neun, mal von zehn. Später wieder von acht.
Die IDF werden grundsätzlich als „Besatzer“ bezeichnet, die Getöteten als „Märtyrer“.

30.03.25, 23:15h

Jonathan Whittall, der Chef des Büros des OCHA (Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten) veröffentlicht ein Thread auf X. Mit Fotos und Video, welche die Bergung der Getöteten zeigen.

Screenshot des Postings

Er spricht von fünf Ambulanzen, einem Feuerwehrfahrzeug, 10 Mitgliedern des Roten Halbmondes und sechs Mitarbeitern des Zivilschutzes. Letzterer gehört zur Hamas.
Ebenso spricht er von einem später hinzugekommenen Fahrzeug der UN.

Whittall spricht hier bereits von einem Überlebenden. Er ist auch der erste, der von einem „Massengrab“ spricht.
Darüber hinaus beschreibt er, dass die Fahrzeuge völlig zerstört und teilweise begraben sind.

Foto der Trümmer

Hinweis: Whittall schreibt, Ersthelfer sollten niemals ein Ziel sein. Das ist völlig richtig.
Es ist in seiner Absolutheit, die häufig vertreten wird, aber irreführend.
Alle Nicht-Kombattanten unterliegen einem völkerrechtlichen Schutz. Handeln sie als Kombattanten, verlieren sie diesen Schutz. Ebenso können sie zu Kollateralschäden werden.
Eine Sanitäter-Weste ist ebenso wenig ein Freibrief, wie eine Weste mit dem Aufdruck „PRESS“. Es ist nur ein geringer Schutz.

31.03.2025, 15:25h

Philippe Lazzarini, Kommissar des Palästinenserhilfswerkes, veröffentlicht ein Posting auf X.
Er erklärt, die Leichen von „zwei weiteren“ Mitarbeitern des UNRWA seien „gestern“ geborgen worden. Zusammen mit acht Mitgliedern des Roten Halbmondes.

„Ob an der Front oder in ihrem zu Hause mit ihren Familien, Zivilisten müssen jederzeit geschützt werden.“
Wie oben erklärt ist diese Aussage so falsch.

31.03.2025, 18:08h

Der Account des UNRWA teilt das Posting des Chefs und verfasst nochmal ein eigenes Posting mit dem identischen Text.

Alle Ersthelfer seien in flachen Gräbern „achtlos entsorgt“ („discarded“) worden.
Ersthelfer, Journalisten oder humanitäre Helfer zu bekämpfen sei eine abscheuliche und ernste Missachtung des internationalen Rechts. (Siehe Anmerkung oben.)

Hinweis: Das UNRWA wird als internationale Organisation wahrgenommen. Tatsächlich sind höchstens drei Prozent der Mitarbeiter international. Eher weniger. Wie der Leiter Lazzarini, der in Brüssel sitzt und inzwischen Einreiseverbot in den Gazastreifen über Israel hat.
Das bedeutet, das palästinensische Hilfswerk der UN ist eine palästinensische Organisation. Über die enge Bindung zur Hamas und den vielen UNRWA-Mitglieder, die auch Mitglieder der Hamas oder des Islamischen Dschihad in Palästina waren, habe ich ebenso häufig berichtet, wie über Kommandozentralen und sogar Waffenfunde in Schulen des UNRWA. Letztere sind der UN seit spätestens 2014 bekannt. Ohne Konsequenzen. Die UN weiß seit zwanzig Jahren, dass Mitarbeiter des UNRWA Mitglieder der Hamas sind und hat nichts dagegen.

31.03.2025, 19:32h

Oberstleutnant Nadav Shoshani, Sprecher der IDF, antwortet auf das Posting des UNRWA auf X.
Aufgrund der Tragweite gebe ich diese Antwort wörtlich wieder:

„Die IDF hat am 23. März keinen willkürlichen Angriff auf einen Krankenwagen durchgeführt. Ich schildere die Geschehnisse Schritt für Schritt:

1. ⁠Am vergangenen Sonntag wurden mehrere unkoordinierte Fahrzeuge gesichtet, die sich ohne Scheinwerfer und Warnblinkanlage verdächtig auf IDF-Truppen zubewegten. IDF-Truppen eröffneten daraufhin das Feuer auf die verdächtigen Fahrzeuge. Zuvor waren bereits Fahrzeuge, die nicht Terroristen gehörten, koordiniert auf derselben Route vorbeigefahren.

2. ⁠Nach einer ersten Einschätzung wurde festgestellt, dass die Streitkräfte einen Hamas-Militäraktivisten, Mohammad Amin Ibrahim Shubaki, der am Massaker vom 7. Oktober beteiligt war, sowie acht weitere Terroristen der Hamas und des Islamischen Dschihad eliminiert hatten.

3. ⁠Nach Abstimmung zwischen der IDF und internationalen Organisationen wurde die Evakuierung der Leichen durchgeführt. Es ist wahrlich keine Überraschung, dass Terroristen erneut medizinische Einrichtungen und Ausrüstung für ihre Aktivitäten missbrauchen. Wenn Terroristen in einem aktiven Kampfgebiet agieren, werden wir alles tun, was nötig ist, um unsere Zivilisten und Truppen zu schützen.“

Screenshot des Postings

Hier wird bereits erwähnt, dass die IDF die UN über den Verbleib ihrer Leute informiert hatten. Dies wird später mehrfach wiederholt. Und ist indirekt auch durch Jonathan Whittall bestätigt. Zudem veröffentlichte der Rote Halbmond bereits am 28.03.25, dass man versucht hätte, mit der UN den Bereich zu betreten und von den IDF abgehalten worden wäre. Man wusste also, wo die Getöteten sind.

Screenshot des Postings des Roten Halbmondes

Dennoch findet das in der Berichterstattung der Medien und Stellungnahmen der Palästinenser keine Erwähnung. Obwohl auch Jonathan Whittall von der UN am Tag zuvor erwähnt, dass der Bereich weiterhin unter Kontrolle der IDF ist, mit der man sich über die Bergung austauscht.
Stattdessen wird von den nun einsetzenden Propagandisten das Narrativ verbreitet, die IDF hätten die Leichen und die Fahrzeuge verstecken wollen. Trotz eines Überlebenden.

Zu Missverständnissen hat die Formulierung „unkoordiniert“ geführt.
Damit ist keineswegs der Fahrstil der Fahrzeuge gemeint. Sondern dass der Konvoi vorher nicht bei den IDF angemeldet, also mit diesen „koordiniert“ war. Das ist gängige Praxis seit dem Beginn der Bodenoffensive.

01.04.2025, 04:59h

Die Times of Israel berichtet. Die Story gewinnt Reichweite.
Zitiert wird Tom Fletcher, der Chef der UN-Hilfe.
Bemerkenswert: Fletcher zitiert und repostet lediglich den Beitrag von Jonathan Whittall. Dieser wird aber nicht als Quelle Fletchers angegeben, wie es korrekt wäre. Er wird einfach später nochmal zitiert. Ebenso wie alle anderen bereits angesprochenen Postings.

Darüber hinaus wird Jagan Chapagain, der Chef des Roten Kreuzes zitiert. Die Sanitätsfahrzeuge seien deutlich markiert gewesen.
Alle diese Personen waren nie selber vor Ort. Es sind Sprecher oder politische Akteure, die irgendwo auf der Welt sitzen. Das bedeutet, sie haben lediglich die Informationen, die ihnen von den Palästinensern vor Ort gegeben werden.

Der Guardian greift die Geschichte auf. In der Schlagzeile: die Getöteten hätten die Hände gefesselt gehabt. Mehrzahl.

Screenshot des Beitrags des Guardian

Zitiert wird u.a. ein Dr. Ahmed al-Farra, ein führender Arzt beim Nasser Krankenhaus in Chan Junis, der die Leichen hat ankommen sehen.
„Sie hatten Kugeln in der Brust und im Kopf. Sie wurden exekutiert. Sie hatten ihre Hände gefesselt.“

Er beweist dies laut Guardian mit Fotos, auf denen eine Hand (!) zu sehen ist, an der eine schwarze Kordel ist. Wem gegenüber er diese Fotos gezeigt hat, wird nicht erklärt. Mitarbeiter des britischen Guardian waren sicher nicht im Gazastreifen.

Das ist die einzige Quelle, die ich ausmachen konnte, die die Behauptung vertritt, die Sanitäter – oder einer von ihnen – sei gefesselt gewesen. Viele werden diese Aussage wiederholen.
Nicht erklärt wird, dass Dr. Ahmed al-Farra als „senior doctor“ mindestens gute Kontakte zur Hamas haben muss. Denn sie bezahlt sein Gehalt und ohne ihr Wohlwollen wird man im Gazastreifen kein „senior doctor“.

Ein anonymer Zeuge sagte ebenfalls, die Leichen hätten mehrere Kugeln in der Brust und teilweise im Kopf gehabt. Sie seien exekutiert worden.
Die Frage, wie sich Leichen aus einem Gefecht von Exekutierten unterscheiden, hinterfragt der Guardian nicht.

Ab diesem Zeitpunkt werden alle Berichte mit den Fotos der Beerdigung der geborgenen Sanitäter versehen. Diese wurde in Chan Yunis durchgeführt, eine große Menschenmenge hatte sich versammelt und es waren ausreichend Kameras zugegen. Auch das Titelbild dieses Beitrags stammt daher.

03.04.2025 10:39h

Oberstleutnant Nadav Shoshani ergänzt die oben genannte Veröffentlichung mit dem Hinweis, dass die Untersuchung des Vorfalls für weitere Ermittlungen an den Stab der IDF übergeben wurde.

„Die israelischen Streitkräfte legen größten Wert auf die Aufrechterhaltung der Kommunikation mit den im Gazastreifen tätigen internationalen Organisationen und stehen in regelmäßigem Kontakt mit ihnen.“

03.04.2025 12:39h

Die Times of Israel veröffentlicht dazu einen kurzen Hinweis.

Es wird deutlich, dass die Times of Israel lediglich die Postings auf X abarbeitet und zitiert. Etwas, was jeder Laie selber tun könnte.
Eine eigene Rechercheleistung ist zu diesem Zeitpunkt (und weitestgehend danach) bei keinem einzigen Medium zu erkennen. So funktionieren Nachrichtenmedien heute, ich würde behaupten zu über 90%.

04.04.25 (Update 05.04.2025 08:56h)

Die New York Times veröffentlicht einen Beitrag und ein Video, dass den Vorfall zumindest in Teilen zeigt. Da der Beitrag selber hinter Bezahlschranke ist, kann ich ihn nur in Teilen rezitieren.

Screenshot des Beitrags

Das Video stammt von einem der getöteten Sanitäter, Refaat Radwan. Sein Handy wurde gefunden und das Video an den Sicherheitsrat der UN übergeben.
Es drängt sich die Frage auf, warum dem Sicherheitsrat?
Der Sicherheitsrat ist das einzige Gremium, das völkerrechtlich bindende Beschlüsse fassen kann. Es ist also die höchste Adresse, wenn es darum geht, irgendeine Resolution oder ähnliches erreichen zu wollen. Nur über den Sicherheitsrat kann man entsprechenden Druck aufbauen.

Grafik des roten Halbmondes der Getöteten acht Sanitäter.

Das Video wurde dann von einem anonymen UN-Diplomaten exklusiv an die New York Times gegeben.

Der Bericht beschreibt bereits Bekanntes.
Die New York Times hat nach eigenen Angaben darüber hinaus Satellitenbilder ausgewertet, die zeigen, dass am Ort des Vorfalls Tage später Bulldozer waren und auf der Straße eine Sperre eingerichtet wurde.

Dieser Bericht stellt bis zu diesem Zeitpunkt, zehn Tage nach dem eigentlichen Vorfall, die einzige Rechercheleistung eines Mediums dar.

05.04.25 02:34h

Farnaz Fassihi, eine der Redakteurinnen des Beitrags der New York Times, veröffentlicht das Video in einem eigenen Thread auf X (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre).
Das Video ist 06:43 min lang.

Sie warnt davor, es sei „verstörend und entsetzlich“. Dabei ist darauf gar nichts zu sehen.

Der Urheber des Videos, Refaat Radwan, sei laut Rotem Halbmond in dem Massengrab gefunden worden. Mit Kugeln (Mehrzahl) im Kopf.
In dem Posting erklärt sie im Grunde nur kurz, was man in dem Video sieht.

Das Video

Zunächst: Ich halte das Video für authentisch.

Screenshot des Videos

Das Video setzt im Fahrerhaus bei der Anfahrt zum Einsatzort ein.
Es ist noch sehr dunkel, kurz vor Morgengrauen. Ein Feuerwehrfahrzeug (Zivilschutz der Hamas) setzt sich an die Spitze des Konvois.
Der Konvoi hat sowohl die Lichter als auch das Blaulicht eingeschaltet. Alle zu sehenden Fahrzeuge des Konvois sind eindeutig markiert.
Das widerspricht also scheinbar der Aussage von Oberstleutnant Nadav Shoshani sechs Tage zuvor.

Der Konvoi steuert einen ungekennzeichneten und unbeleuchteten Van auf der linken Seite der Straße an. Mehrere Personen springen aus den Fahrzeugen und eilen zu dem dort stehenden Transporter.

An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass es mehrere Postings auf Social Media gibt, die an einem der Männer ein Gewehr ausgemacht haben wollen. Dabei handelt es sich um einen Mann, der eindeutig nicht gekennzeichnet ist. Er kam aus dem Feuerwehr-Fahrzeug an der Spitze des Konvois, gehört also vermutlich zum Zivilschutz.
Ich kann diese Waffe nicht erkennen.
Die Debatte darüber halte ich aber eh für Zeitverschwendung.

Screenshotd es Mannes, der zum Fahrzeug eilt.

Als das Fahrzeug, aus dem gefilmt wird, zum Stehen kommt (ca. 01:17min), setzt Gewehrfeuer ein. Refaat Radwan scheint aus der Beifahrertür in Deckung zu gehen. Das Bild wird schwarz, die Tonaufnahme läuft weiter.

Das unerwähnte Feuergefecht

Ich bin kein Fachmann für Handfeuerwaffen. Ich kann das also nicht zuverlässig forensisch beurteilen. Aber ich hatte eine sehr umfangreiche Ausbildung an vielen Waffen und internationale Erfahrungen.

Hätte man mir diese etwa fünf Minuten Tonspur ohne Kontext vorgespielt, hätte ich sofort gesagt, dass das ein Feuergefecht zwischen zwei Gruppen ist.
Genauer zwischen einer Gruppe mit Waffen mit einem größeren Kaliber und einer Gruppe mit einem kleineren Kaliber.
Ich glaube auch eine dritte Waffenart zu hören, da bin ich aber nicht sicher.

Einen weiteren Hinweis gibt nicht nur das Geräusch an sich, sondern auch die Art des Feuers.
Es werden sowohl Einzelfeuer als auch Feuerstöße abgegeben. Unregelmäßig, häufig aus den verschiedenen Waffentypen gleichzeitig. Zwischendurch ist Sekunden Ruhe.
Alleine aus dieser Abfolge lässt sich auf einen Schusswechsel zweier Gruppen schließen. Dieser „Sound“ ist unverkennbar. So hört sich Infanterie an.

Das war sicher keine „Exekution“, dafür sind keine Feuerstöße nötig. Soldaten im Einsatz sparen Munition, weil sie sie hinter der nächsten Ecke gebrauchen könnten.
Selbst wenn die Palästinenser unbewaffnet waren – was ich nicht glaube – haben die Soldaten so gefeuert, wie bei einem Angriff.

In einem solchen „Blindtest“ hätte ich mich sicher nicht weiter festgelegt.
An dieser Stelle möchte ich es aber mit Hintergrund versehen:

Die Hauptwaffe der IDF ist das Tavor TAR-21. Es verfeuert das NATO-Kaliber 5,56, welches auch die Bundeswehr und viele andere nutzen Diese Waffen geben einen sehr hellen, klaren Mündungsknall.

Die Hauptwaffe der Hamas, der Palästinenser und aller Terroristen weltweit ist die Automat Kalaschnikow (автомат Калашникова), zumeist in der Version AK-47. Diese feuert mit dem „alten“ NATO-Kaliber 7,62. Das auch das G3 genutzt hat.
Die AK-47 ist für einen sehr speziellen Ton bekannt. Im Einzelfeuer, noch deutlicher im Feuerstoß. Diesen glaube ich in dem Video mehrfach zu hören.

Das Video ist in der ganzen Länge offen einsehbar, es kann sich jeder einen eigenen Eindruck machen.

Am 7.04.25 haben mich mehrere Kommentatoren auf ein Posting des Accounts @CherylWroteIt (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) (166.500 Follower) aufmerksam gemacht. (Danke dafür.)
„Cheryl E“ ist nach Eigenauskunft israelische Soldatin. Der Account geht in einem Thread auf die einzelnen Waffen ein, zeigt Beispielvideos und erklärt die von den IDF häufig verwendeten Schalldämpfer. Die ich erahnt, aber als solche nicht zuverlässig erkannt hätte. Man hört kein Mündungsfeuer, sondern nur das Klicken des Verschlusses. Für mich ist das sehr nachvollziehbar.

Der Taschenspielertrick

Ab diesem Zeitpunkt passiert etwas Interessantes.
Viele Medien springen auf das Video an. Der Schwerpunkt liegt dabei fast ausschließlich auf der Frage, ob die IDF Sanitäter beschossen haben. Und, nach der Aussage von Oberstleutnant Nadav Shoshani, ob die Einsatzfahrzeuge gekennzeichnet waren und die Lichter anhatten. Denn das Video zeigt sehr deutlich, dass sie das hatten.

Mir ist kein Medium bekannt, dass bis einschließlich Sonntag, 06.04.25, auf das für halbwegs erfahrene Soldaten deutlich zu erkennende, wechselseitigen Feuergefecht eingeht. Kein einziges.

Ebenso unerwähnt bleibt ein weiterer, ganz entscheidender Aspekt. Den ich bereits erwähnt habe, den Sie aber sicher auch überlesen haben:
Das Fahrzeug, zu dem die Einsatzkräfte geeilt sind. Und das man in dem Video sehr deutlich sieht.

Alle sind so darauf fixiert, dass die IDF Sanitäter exekutiert haben sollen, dass niemand mehr danach fragt, wohin die Sanitäter, UNRWA und Zivilschutz der Hamas (der übrigens durchaus auch bewaffnet auftritt) überhaupt in den frühen Morgenstunden unterwegs waren.

Was ist mit dem geheimnisvollen „Wagen 1“, nach dem niemand fragt, den aber jeder in dem Video gesehen haben muss?

Screenshot des Videos, das stehende Fahrzeug deutlich erkennbar.

Timeline nach dem Video

05.04.25, 10:38h

Kurz nach der New York Times und nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung von Fassihi greift die Times of Israel die Geschichte um das Video und die Lichter auf.

Screenshot des Beitrags des Spiegels

Der Spiegel schreibt in seiner Unterüberschrift, das Video würde den Verdacht einer regelrechten Exekution erhärten. Was nur mit viel Phantasie der Fall ist. Mit “regelrecht” zieht der Autor sich juristisch aus der Verantwortung. Damit ist es keine Tatsachenbehauptung mehr. Der Rest ist hinter Bezahlschranke.
Aufwendig werden Satellitenbilder präsentiert, die dort Erdbewegungen zeigen. Völlig überflüssig, da die IDF den Vorfall ja nach wie vor gar nicht bestreiten.
Der Luftbildauswerter erkennt dort sofort typische Stellungen.

Screenshot der Satellitenbilder

„Sicher ist, dass die Erschießung der 15 humanitären Helfer einen neuen Tiefpunkt im Gazakrieg markiert. Und dass das Massaker in ein Muster früherer israelischer Angriffe auf Mitarbeiter des Gesundheitssystems und Angestellte von Hilfsorganisationen passt.“
Wieso hat Israels Armee 15 humanitäre Helfer erschossen?, Der Spiegel, 05.04.2025, 15.18h

„Der Konvoi stoppt bei einem Fahrzeug, das am Straßenrand steht, offenbar dem zuvor beschossenen PRCS-Notarztwagen.“ Das ist definitiv falsch, wie wir sehen werden.
Auf die Schüsse geht auch der Spiegel nicht weiter ein.

06.04.25 10:38h

Screenshot des Beitrags

Die Tagesschau berichtet in Schrift und Video.
Hier wird auch ein Video des Überlebenden Munther Abed gezeigt, der beim Spiegel noch Munzer hieß. Und das die Tagesschau sehr sicher von einem palästinensischen Journalisten gekauft hat.

Screenshot des Interviews

Makaber: Im Videobeitrag werden Auszüge aus dem Video von Refaat Radwan eingespielt. Dabei wurde die Tonspur verändert. Es sind Schüsse zu hören, die im Original an der Stelle nicht zu hören sind. Vermutlich wollte man mehr Dramatik in der Sache haben.

Des Weiteren wird das Wall Street Journal zitiert, bei den getöteten handele es sich um „acht Sanitäter des Roten Halbmonds und sechs des palästinensischen Zivilschutzes“. Vom UNRWA plötzlich keine Rede mehr.

„Das Video bricht nach weniger als einer Minute ab, als der Konvoi unter israelischen Beschuss gerät.“
Diese Aussage ist definitiv falsch. So falsch, dass man sich fragt, ob der Verfasser das Video überhaupt gesehen hat. Nach etwa 01:17 min kommt der Konvoi unter Beschuss. Das Video läuft noch über fünf Minuten weiter.

Mein Eindruck

In der Nacht von Samstag (05.04.25) auf Sonntag habe ich angefangen, mir die Geschichte anzuschauen.
Ich erkläre, welchen Eindruck ich zu dem Zeitpunkt hatte. Ausgehend von den zu dem Zeitpunkt verfügbaren Informationen. Das mag man mir glauben, oder nicht. Denn die nachfolgenden Informationen der IDF werden zeigen, dass ich nah dran war.

Rafah ist eine aktive Kampfzone. Also „die Front“. Nichts anderes, als beispielsweise die Front in der Ukraine.
Dort hat eine Einheit der IDF Stellung bezogen.

Dieser Stellung näherte sich am frühen Morgen des 23.03.25 ein Fahrzeug. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ohne Beleuchtung. Die Soldaten haben dieses Fahrzeug bekämpft und mehrere Palästinenser getötet.
Schon über eine Woche vorher hat Oberstleutnant Shoshani im Namen der IDF veröffentlicht, dass der Terrorist Mohammad Shubaki und mehrere Mitglieder der Hamas getötet wurden.

Die Soldaten werden aber nicht sofort zu dem Fahrzeug gehen, sondern das Gelände großräumig sichern. Da sie immer mit Autobomben und Sprengfallen rechnen müssen.

Kurze Zeit später kommt ein Konvoi von Rettungsfahrzeugen an die Stelle. Woher auch immer, gerufen von wem auch immer.
Da es dunkel ist, werden die Soldaten mit Nachtsichtgeräten operiert haben. Durch die einsetzende Dämmerung und die Einsatzlichter der Fahrzeuge dürften diese aber eher störend denn hilfreich geworden sein.

Aus irgendeinem Grund begannen die Soldaten dann auf die nun Eintreffenden zu schießen. Ob zu Recht oder Unrecht, konnte ich nicht beurteilen und kann es mit letzter Sicherheit auch jetzt nicht.

Sie haben die Eintreffenden als Bedrohung beurteilt. Alleine schon, dass die Einsatzfahrzeuge (die nicht angekündigt waren, wie Shoshani mit „unkoordiniert“ meinte), auf mindestens 50 Meter an ihre Stellungen herankamen. Eher näher, denn man kann sie im Video hören.
Man darf nicht vergessen, auch die Soldaten befinden sich in einem psychischen Zustand der Lebensbedrohung. Erst schießen, dann fragen. Und wenn einer schießt, schießen alle. Sonst kann es zu spät sein. Das ist einfach die Realität, kein Soldat würde anders handeln.

Aus Sicht der Soldaten war das jedoch nur ein weiteres Gefecht während des gleichen Einsatzes. Das, was sie tatsächlich interessierte und was sie auch sicher als Meldung abgesetzt hatten, war das erste oder die ersten Fahrzeuge. Der eigentliche Auslöser. Das, in dem sich wohl der Terrorist Mohammad Shubaki befunden hatte.
Der geheimnisvolle „Wagen 1“, der von allen Medien ignoriert wurde.

Die weiteren Details der IDF

Bereits am Samstag, dem 05.04.25, haben die IDF weitere Details veröffentlicht.
Diese wurden von den Medien aber höchstens in Auszügen zitiert. Lediglich die Times of Israel gab sie in einem Beitrag unfassend wieder. Sodass auch ich sie erst am Montagmorgen fand. Das ist die Einseitigkeit, über die zu sprechen sein wird.
Aus Sicht der IDF hat sich nach einer ersten Untersuchung folgendes zugetragen:

Soldaten der 14th Armored Brigade („Golani-Brigade“, keine eigentliche Spezialeinheit, sie genießt aber einen gewissen Ruf) haben gegen 04:00h einen Hinterhalt an einer Straße in Tel Sultan eingerichtet.
Ich mutmaße, dass sie gezielte Informationen durch den Nachrichtendienst Shin Bet hatten. Denn sie haben mehrere Fahrzeuge, darunter auch Krankenwagen, passieren lassen.

Um 04:30h fuhr ein Polizeifahrzeug der Hamas in den Hinterhalt. Es kam zu einem Feuergefecht. Einer der Insassen wurde getötet, zwei weitere festgenommen. Das Fahrzeug verblieb am Straßenrand. (Wagen 1)
Ich gehe davon aus, das war der von den Einsatztruppen gemeldete Vorgang. Das, worum es eigentlich ging. Und das war das unbeleuchtete Fahrzeug, das später fälschlich in die Meldung des Sprechers Oberstleutnant Shoshani gelangte.

Gegen 06:00h näherte sich der angesprochene Konvoi. Dieser war nicht angemeldet. Die Einsatzkräfte wurden durch eine Drohneneinheit vorgewarnt, die den Konvoi beobachtete.
Die Soldaten waren überrascht, dass der Konvoi tatsächlich an dem Wagen hielt. Für sie war das Fahrzeug ja nach wie vor ein Einsatzbereich, ein „Tatort“.
Als mehrere Personen aus den Einsatzfahrzeugen sprangen und auf das Fahrzeug zuliefen, fühlten sie sich bedroht und eröffneten das Feuer.

Die IDF hat anerkannt, dass die Aussage von Oberstleutnant Shoshani falsch war. Warum es zu dieser Aussage kam und warum das Feuer eröffnet wurde, wird weiter untersucht. Das Posting ist nach wie vor online.

Darüber hinaus gaben die IDF bekannt, dass mindestens sechs der Getöteten als Mitglieder der Hamas identifiziert wurden.
Das sind mehr, als beim „Wagen 1“ getötet oder festgenommen wurden. Es muss sich also auch um Personen handeln, die mit diesem Konvoi kamen.

Es sei daran erinnert, dass der Zivilschutz, der in der medialen Berichterstattung keine weitere Erwähnung fand, Teil der Hamas ist.
Ich interpretiere das zum jetzigen Zeitpunkt so, dass sich bei den Sanitätern auch Bewaffnete befanden. Was meine Wahrnehmung eines Feuergefechtes ebenfalls nahelegt.
Das bedeutet aber nicht, dass sich unter den Getöteten nicht auch Sanitäter befanden. Die IDF haben das auch zu keinem Zeitpunkt geleugnet.

Darüber hinaus gaben die IDF an, der stellvertretende Bataillonskommandeur habe die Toten sammeln und dann im Sand vergraben lassen. Das sei gängige Praxis.
Das ist tatsächlich überall so. Es dient dem Schutz vor Seuchen und Tierfrass.
Das Grab wurde dann entsprechend markiert. Was selbst frühe Berichte der „palästinensischen Seite“ bestätigt haben: Ein „Blaulicht“ eines Wagens war platziert worden.

Anschließend seien die Fahrzeuge von der Straße geschoben worden. Wobei sie zerstört wurden. Was wiederum die von der New York Times auf Satellitenbildern ausgemachten Bulldozer erklärt. Auch das ist völlig normal, denn die Straße muss als Einsatzbereich ja weiter frei sein.
Damit erklärt sich also auch das unterstellte „Verstecken“ der Leichen und Fahrzeuge sehr unspektakulär.

Gestern hat der Kommandeur des südlichen Distrikts, der quasi der Befehlshaber für die Operation in Gaza ist, General Yaniv Asor den Chef des Stabes General Eyal Zamir gebrieft.

Der Chef des Palästinensischen Roten Halbmondes Dr. Younis Al-Khatib wird zitiert, die Getöteten seien aus „sehr naher Distanz“ erschossen worden. Was offensichtlich ist, da diese ja de facto in den Einsatz gefahren sind.
Und die IDF hätten den Roten Halbmond acht Tage im Unklaren gelassen. Diese Aussage muss falsch sein, da der Rote Halbmond selber ja bereits nach fünf Tagen schrieb, dass die IDF den Zugang verweigert habe.

Fragen über Fragen

Die größte Frage ist also, warum die Soldaten das Feuer auf die Männer des Konvois eröffnet haben.

Ohne das bewerten zu wollen ist es naheliegend, dass die Soldaten in dieser Situation, die sich erst nach intensiver Recherche abzeichnet, das Feuer eröffnen. Und dass dabei dann auch auf Männer mit Sanitäter-Westen geschossen wird.
Ich halte es für wahrscheinlich, dass diesen Männer nicht bewusst war, wo sie da rein fuhren.

Egal, wie man das bewertet und egal, wem man mehr glauben mag, ist das in der Öffentlichkeit angekommene Bild unzutreffend.
Und die Informationslage war zu jedem Zeitpunkt nachweislich so, dass die Medien das auch entsprechend hätten erfahren und erklären können. Wenn sie gewollt hätten.

Darüber hinaus drängen sich nun weitere Fragen auf. Die aber vermutlich nicht mehr öffentlich beantwortet werden, da es dafür keinen medialen Markt gibt.

  • Warum fahren palästinensische Mitarbeiter des UNRWA und Männer des zur Hamas gehörenden Zivilschutzes zusammen mit Sanitätern in einen Einsatz?

  • Warum fährt ein nicht angemeldeter Konvoi von zivilen Einsatzfahrzeugen dorthin, wo gerade noch ein Feuergefecht stattgefunden hat?

  • Warum fahren zivile Einsatzfahrzeuge bis auf wenige Meter an Stellungen des Feindes heran?
    Was wäre zu erwarten, wenn ukrainische Ambulanzen sich auf weniger als 50 Meter an russische Stellungen annähern würden?

  • Warum ist das UNRWA mindestens eine Woche lang nicht an die Öffentlichkeit gegangen?

  • Warum hat ein Diplomat der UN das Video exklusiv an die New York Times durchgestochen?

  • Warum bricht das Video nach 6:43 Minuten ab? Hat Refaat Radwan ausgerechnet da die Aufnahme aus irgendeinem Grund gestoppt, oder wurde es geschnitten? Und wenn es geschnitten wurde, von wem? Vom Roten Halbmond, dem UNRWA, der UN oder der New York Times?
    Fassihi schreibt zwar, das sei „der erste Teil“, erklärt das aber nicht näher.

  • Warum hat die New York Times zwar Luftbilder ausgewertet, hat aber das von ihnen veröffentlichet Video nicht von einem forensischen Akustiker oder wenigstens von einem ehemaligen Soldaten mit Einsatzerfahrung auf das hörbar stattfindenden Gefecht prüfen lassen?
    Warum geht kein einziges Medium darauf ein?

  • Wenn die Sanitäter bewusst und absichtlich durch die IDF „exekutiert“ wurden, und die Toten zur Vertuschung verscharrt wurden, warum wurde Munther Abed dann nach kurzer Befragung gehen gelassen?

  • Warum gaben Medien unkritisch die Behauptung wieder, dass die IDF versucht hätten, die Toten zu verstecken? Obwohl es bestätigt war, dass die IDF die UN informiert haben?

Unterm Strich

Im für die IDF ungünstigsten Fall haben die Soldaten im Einsatzstress Hilfskräfte für den Feind gehalten und aus der üblichen Kampfentfernung wie bei einem Gefecht auf sie geschossen.
Im für die IDF günstigsten Fall waren einige dieser Hilfskräfte bewaffnet.

So oder so macht das für einen Soldaten aber nur einen geringen Unterschied. Auch wenn es für Zivilisten unvorstellbar erscheinen mag. Diese Hilfskräfte sind in eine Kampfzone gefahren. Sie sind quasi in ein Gefecht gefahren.
Und wer nun glaubt, das sei unentschuldbar: So leid es mir tut, das ist die Realität des Krieges. Die Toten wird es nicht mehr interessieren, ob entschuldbar oder nicht.

Die IDF haben erneut ihre Unfähigkeit bewiesen, für Laien verständlich zu erklären. Was für mich, angesichts der sonstigen Professionalität der IDF, inzwischen völlig unverständlich ist. Sie geben der Propaganda Raum, der nicht sein müsste.

Die Behauptungen der Palästinenser sind aber ebenso unterirdisch, wie die Kommunikation der IDF. Es ist geradezu lächerlich, dass keine der Seiten oder der Medien in der Lage ist, die Anzahl der Getöteten eindeutig zu benennen oder zu welcher Organisation sie gehörten.

Es wurden definitiv nicht willkürlich Krankenwagen beschossen. Es gab keine Exekutionen, selbst wenn man das als solche empfinden mag. Und es wurde nicht versucht, die Leichen zu verstecken und irgendetwas zu kaschieren.

So oder so wird in der Sache lediglich eine „Verkettung unglücklicher Umstände“ bleiben. Die Bugwelle der negativen Folgen beginnt aber gerade erst sich aufzubäumen.

Die Mechanismen der Kommunikation habe ich bewusst so ausführlich dargelegt. Um zu zeigen, dass das Narrativ der Medien immer einseitig ist. Es entspricht immer der Perspektive der Zivilisten. Es entspricht immer dem Ansatz, das Leben der Zivilisten zu schützen, nicht das der Soldaten. Es schildert nie die Sicht der Soldaten.
Und damit ist es in diesem Konflikt automatisch fast immer Israel-feindlich. Dass die Palästinenser sich in absolut nichts ans Kriegsvölkerrecht halten, wird von dieser Rollenverteilung überschattet. Die Medien Interessieren sich eher für Blaulichter, als ginge es um einen Unfall auf der Autobahn.

Und da die Hamas, der Dschihad und andere sich auch weiterhin hinter Zivilisten verstecken werden, wird es vermutlich auch weiterhin solche Vorfälle geben.
Denn wäre ich dort im Einsatz und müsste abwägen zwischen dem Risiko auf einen echten Sanitäter zu schießen, der in meinem Weltbild gar nicht dort sein dürfte, und dem Risiko für mein eigenes Leben… ich würde keine Sekunde zögern. Und dass die Medien dies ignorieren, ist der eigentliche Skandal.

EDIT 11.04.25, 11:03h:

Die Washington Post hat gestern einen sehr sorgfältig recherchierten und neutralen Beitrag veröffentlicht (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), in dem sie die Geschehnisse rekonstruiert.
Daraus ergeben sich zwei neue Informationen, die zur Beurteilung wichtig sind.

1. Laut Interviews und weiteren Informationen des Roten Halbmondes handelte es sich bei dem ersten Fahrzeug, das ich als den geheimnisvollen „Wagen 1“ bezeichnet habe, offenbar um einen Krankenwagen.

In diesem Fahrzeug saß auch der überlebende Zeuge Munther Abed. Der spätere Konvoi war auf der Suche nach diesen Insassen. Das ergibt sich auch aus einem Gespräch in dem Video von Refaat Radwan, der sagt, die drei Kollegen gingen nicht ans Handy.

Indirekt bestätigt durch den Roten Halbmond wird die Aussage der IDF, dass zuvor andere Fahrzeuge an der Stelle vorbeigefahren sind, und nichts ist passiert. Auch ein Krankenwagen, der später mit dem Konvoi zurückkehrte.

2. Die Washington Post hat das Video mehreren forensischen Akustikern vorgelegt. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Schüsse in einer Entfernung von ca. 45 Metern zum Handy einsetzten. Sie kamen dann bis auf etwa 15 Meter heran. Die Experten kommen zu leicht unterschiedlichen Ergebnissen, die an der Sachlage aber nichts ändern.

Das Bedeutet, die Hilfsteams sind tatsächlich in ein Gefecht, in einen „Tatort“ gefahren. Bis direkt an die israelischen Stellungen. Offenbar ohne es zu merken.

Die Post trifft keine Aussage dazu, ob die Palästinenser zurückgeschossen hätten. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie tatsächlich unbewaffnet waren.
Erneut werden aber keine genaueren Angaben zu den UNRWA- und Zivilschutz-Mitarbeitern gemacht.

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Sujet Medien und Politik

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