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Sommerurlaub im Klimakollaps: solidarische Kollapspolitik revisited

(Alexandros Vlachos / EPA. Source: www.nbcnews.com/news/photo/burning-beach-greeks-watch-wildfire-approach-flna951440 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre))

11.07.2024

Liebe Leute,

es tut mir leid, ich bin so richtig müde und erschöpft, ich schaff’s vor meinem Urlaub nicht mehr.

Ich wollte meine Recherchen und Gedanken zu “Handlungsoptionen für eine Klimagerechtigkeitsbewegung in einer urbanen Hitzewelle” zusammenschreiben, weil Hitze der große Killer in der Klimakatastrophe ist, weit vor Unwettern, Hochwassern und anderen Klimakatastrophen. Weil ich selbst Angst habe vor einem immer heißeren Berlin. Weil die größte praktische Herausforderung in der Klimakatastrophe für diejenigen von uns, die in Großstädten leben, wahrscheinlich Hitze sein wird. Und, weil es nachein Bisschen Nachdenken gar nicht so schwer ist, in so einer Situation Strategien und Taktiken zu entwickeln, die erstens ein Gefühl von Handlungsfähigkeit (“Selbstwirksamkeit”) vermitteln, zweitens real ein “mehr” an Klimagerechtigkeit schaffen, und drittens, ganz neue gesellschaftliche Bündnisse herstellen.

Und gerade jetzt, wo es immer offensichtlicher wird, dass es neue Handlungsformate braucht, weil die Katastrophe völlig neue gesellschaftliche Situationen herstellen wird: z.B. räumt Texas als vielleicht erste große wirtschaftliche Macht im globalen Norden (wäre Texas ein Land, wäre es immerhin an 40. Stelle in einem Ranking wirtschaftlicher Größe) ein “Kollaps-Triple (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)” ab, dort trifft gerade der Hurrikan Beryl auf eine schon existierende Hitzewelle, und zusammen überlasten die jetzt das Stromsystem, weshalb 1,7 Millionen Menschen bei absurden Temperaturen von 46 Grad Celsius keinen Strom zu Hause haben.

Aber leider schaff ich das vor meinem Urlaub nicht mehr.


Urlaub in der Bewegung

Ich fahre diesen Sonntag zwei Wochen nach Frankreich, eine Woche davon Linksradikalenurlaub im “Internationalen Camp zur Verteidigung des Wassers und gegen Mega-Wasserreservoirs (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) - 16-21 Juli, Poitou”, das von den grandiosen Soulèvements de la Terre organisiert wird, und aufgrund einer für die Standards französischen Aktivismus extrem starke internationale Mobilisierung wohl auch ziemlich viele “Internationals” anziehen wird. Das wird auf jeden Fall spannend, und wenn nicht, ist der Atlantik nur 75km westlich vom Camp :)

Hmmm... aber ist es für den Zustand intellektueller Überstimulation und “zu viel Kollapsnews” wirklich hilfreich, Urlaub in der Bewegung zu machen? Zumindest für mich: ja. Für mich als “Bewegungsmystiker” bedeutet Urlaub in der Bewegung – zumindest in einer Situation wie diesem Aktionscamp, wo ich keine Strukturverantwortung haben werde – meist ein Aufladen meiner Batterien, weil Bewegung, wenn sie funktioniert, ein Positivsummenspiel ist. Zumindest war das für mich letztes Jahr so: sowohl in Lützerath, als auch in Stockholm.


Solidarische Kollapspolitik

Mein Plan mit dem “Klimabewegung in einer Hitzewelle”-Text war, die Idee der “solidarischen Kollapspolitik”, die ich letztes Jahr während meiner Recherchereise nach Schweden entwickeln konnte, mit Pär Plüschke und den Genoss*innen von Preppa Tillsammans (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), noch weiter zu spezifizieren, to put some meat on the bones meines Vorschlags. Das schaffe ich wie gesagt vor dem Urlaub nicht mehr, aber ich dachte mir, dass für Euch vielleicht nochmal die Texte interessant sind, die ich damals aus Schweden geschrieben habe. Nicht unbedingt, weil die Gedanken darin für Euch neu sind, denn wir wissen ja, dass man immer jeden Text von jedem Blog liest, den man abonniert hat ;), sondern, weil Eure emotionale Situation eine andere ist, weil der Kollaps dieses Jahr nochmal viel offensichtlicher ist, als er es letztes Jahr war.


Step 1: Kollaps ist *nicht* wenn alles kaputt ist – Kollaps ist jetzt:

Meine Situation nach dem “coming out der Arschlochgesellschaft” und dem Antiklimaturn der deutschen Öffentlichkeit war zunächst: strategische Verzweiflung, ich sah zuerst nur noch den Abwehrkampf gegen den Faschismus als strategische Option. Dann aber telefonierte ich mit meinem Freund Pär in Schweden, wo die Nazis schon sehr nahe an der Macht sind, wo “Gewaltexplosionen” in freundlichen Stockholmer Vororten geschehen, und meine Freund*innen dort trotzdem weiterhin erweitert handlungsfähig sein können.

https://steadyhq.com/de/friedlichesabotage/posts/3f54b103-8cdc-488c-bd4d-f0b25ea4180d (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Step 2: Die 1st responder sind wir!

Handlungsfähigkeit im Kollaps bedeutet, genau das bereitstellen zu können, was nun nicht mehr selbstverständlich zugänglich ist: in Pärs Fall war das medizinische Versorgung. Je mehr *wir*, also nicht ausgebildete first responders, im Katastrophenfall “können”, desto mehr können die Rettungsdienste sich auf diejenigen konzentrieren, die wirklich Hilfe brauchen.

https://steadyhq.com/de/friedlichesabotage/posts/34c4cbbb-a5ce-4bad-a3c2-4b5e75a77055 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Step 3: Die Rechten bereiten sich schon lange auf den Kollaps vor – und wir so?

Wir just-collaps-Doomer wissen, dass die Faschisten, die harte Rechte im allgemeinen, eine sehr viel effektivere Kollapserzählung hat, als wir Linken, die bereiten sich darauf aktiv vor. Also ist linke Politik im Kollaps immer auch KlimAntifa.

https://steadyhq.com/de/friedlichesabotage/posts/2ec83e20-3840-4d84-9698-4c301e4f03b2 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Step 4: Lieber gemeinsam und vorbereitet - “Preppen” ist nichts böses!

"Die Idee von Preppa Tillsammans ist, dass Katastrophen zunehmend häufig auftreten werden, & wir ihnen lieber gemeinsam & vorbereitet begegnen, als allein &unvorbereitet." Die Frage ist nicht Kollaps ja/nein. Sondern: wer wollen wir im Kollaps sein?”

https://steadyhq.com/de/friedlichesabotage/posts/f330e7a4-b53e-42d8-846c-c194365d7a44 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Step 5: deutsche Kollapsverdrängung...

In Schweden sind nicht diejenigen die Freaks, die sagen “der Kollaps kommt, und wir müssen uns darauf vorbereiten” (Linke: “solidarisch vorbereiten”; Rechte: “individuell vorbereiten”), sondern diejenigen, die die Gefahren und Wahrscheinlichkeiten ignorieren sind die gesellschaftliche Minderheit, die sich gegenüber einer verhältnismäßig geprepten oder preppenden Gesellschaft erklären muss.

https://steadyhq.com/de/friedlichesabotage/posts/a6db49de-f2da-4ada-87f2-03e9d6f4f669 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)


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Mehr zum Thema, wenn ich im August wieder am Start bin. Bis dahin wünsch ich Euch alles Gute, und freu mich sehr auf meinen Urlaub :)

Mit urlaubsreifen Grüßen,


Euer Tadzio

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