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Thalaris Almanach - Buch 1: Initiierung

Teil 5 - Atme Rupert, atme!

Ich atmete tief ein und durch. Mich überkam ein klaustrophobisches Gefühl. Das leichte Vibrieren des Sitzes trug dabei nicht unbedingt zu meiner Beruhigung bei. 

„Rupert, ich messe erhöhten Puls und Herzfrequenz. Ist bei dir alles in Ordnung? Soll ich den Prozess abbrechen?“, erklang die mechanische Stimme von ARTOS. Dieser Missklang gesellte sich inzwischen zu diesem Gefühl in meinem Magen. Ich konnte es nur nicht greifen. Und wenn ich das nicht schaffte, war es schwer, den anderen zu erklären, warum ich den Testlauf abbrach. Hiroki würde mir vermutlich glauben, Anbetracht seiner Bedenken. Ich schob diese Gedanken beiseite. In ARTOS Entwicklungsphase gab es oft Fehler und ich erinnerte mich, dass wir einen Bug in seiner Sprachmatrix nie ganz korrigieren konnten. Vielleicht war der wieder aufgetaucht.

„Es geht mir gut, ARTOS, alles in Ordnung“, erwiderte ich.

„Dann beginne ich mit der Einleitung des Gels. Überprüfung der Anschlüsse erfolgt. Vitalparameter im erlaubten Bereich. Energieversorgung stabil. Bitte setze nun den VR-Helm auf.“

Ich befolgte die Anweisung, beruhigt das alles auf Grün war.

„Ab jetzt übernimmt ein von mir erzeugter Tutor die nächsten Schritte“, gab ARTOS zu verstehen. Stille erfüllte die Kapsel.

 „Hallo Rupert. Ich bin Tutor v1. Ich begleite dich durch die Initiierung und erkläre dir einige Feinheiten“, begrüßte mich eine warme, freundliche Stimme.

„Hallo.“, entfuhr es mir.

Ich war überrascht. Wir hatten ARTOS beigebracht, seine Aufmerksamkeit nicht zu stark zu splitten. So hatte er das gelöst.

„Ich bin bereit. Etwas nervös, aber auch sehr neugierig“, erklärte ich der KI.

„Das ist in Ordnung. Bitte versuche dich zu entspannen. Wenn das Gel deinen Helm erreicht hat, musst du einmal einatmen. Dann hast du es geschafft. Dieser Schritt gilt gemeinhin als große Hürde. Du wirst das jedoch schaffen, da bin ich sicher.“

Ich war hin und weg von der sozialen Interaktionsfähigkeit dieser kleinen KI, dass ich erst nicht merkte, wie das kalte Gel in meinem Anzug nach oben kletterte.

Mein Körper schien zu vibrieren, als er die Kälte des Gels endlich wahrnahm.

„Ich erfasse eine Beschleunigung deines Muskeltonus. Das Gel wird gleich wärmer“, meldet sich der Tutor.

Und so war es. Schneller, als ich erwartet hatte.

„Du solltest nun den Helm schließen.“

Ich folgte der Anweisung. Prompt schob sich das Gel an meinem Hals hoch. Jetzt kam der Punkt, der mir Sorgen bereitete. Auch wenn ich alles in- und auswendig kannte, Astronauten das fast täglich nutzten und überhaupt nichts dabei war. Doch, war es. Ich musste die angeborenen Instinkte überwinden und meinen Körper überlisten, verdammt! Das Gel stieg höher, erreichte meinen Mund. Ich lehnte mich instinktiv nach hinten, was keinen Erfolg hatte, da das Zeug im Helm nach oben kroch.

„Ruhig Rupert. Alles ist gut, höre auf meine Stimme!“, erklang Tamara in meinem Ohr.

Vor Schreck bekam ich etwas von dem Gel in den Mund und spuckte aus. Der Fluss stoppte kurz.

„Soll ich abbrechen?“, funkte ARTOS dazwischen.

Verflucht, ich sollte mich zusammenreißen. Wir schrieben hier Geschichte und ich hielt alles auf.

„Nein. Weitermachen!“, presste ich hervor und hielt die Luft an.

Das Gel stieg wieder, über Mund, Nase und Augen. Dann hatte es meinen Kopf vollständig bedeckt.

„Atme Rupert. Atme! Du hast es gleich geschafft“, half mir Tamara wieder.

Langsam atmete ich ein. Ein Würgereflex wollte sich gegen das einströmende Gel wehren. Panik stieg auf, ich füllte mich wie unter Wasser. Das Gel wurde schlagartig flüssiger. Eiskalt strömte es in meinen Hals. Es war vorbei. Ein warmes Gefühl machte sich in mir breit.

„Jetzt bitte ausatmen, Rupert!“, bat mich Tamara.

Ich kam dem nach und fühlte mich gleich viel besser. Die Wärme fühlte sich an, als hätte ich eine Tasse frischen, heißen Kaffee getrunken.

„Sehr gut. Und jetzt viel Spaß, mein Freund.“

Tamara klinkte sich aus und in meinem Helm wurde es hell.

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