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Der 09. Juli in der Geschichte

Heinrich VIII. mag mal eine Frau nicht, Holland wird Frankreich und österreichischer Wein friert nicht ein

721 – Nachdem die Sarazenen schon die iberische Halbinsel eingenommen haben, sagen sie sich: »Ey, Resteuropa? Findsch jut.«

Die Franken finden das allerdings weniger witzig. Die Reden von »Islamisierung des Abendlandes« und »Migrantenpack« und haben zumindest in dem Fall recht. Eudo von Aquitanien, der zuständige Herzog für die Gegend im heutigen Südfrankreich, sagt: »Ihr kommt hier ned rein!« und schlägt seinen Gegner bei Toulouse vernichtend.

869 - Vor der japanischen Pazifikküste gibt es ein Erdbeben, das einen Tsunami auslöst, der vier Kilometer in das Inland vordringt und etwa 1000 Menschen tötet. »Na, ein Glück haben wir Kernenergie noch nicht erfunden«, sagen einige Japaner.

1540 – Heinrich VIII. von England lässt die Ehe zu Anna von Kleve, seine vierte, annullieren. Er hatte zuvor der Ehe zugestimmt, weil er ein Bild von ihr gesehen hatte und dachte: »Ja, jut«, als sie dann aber eintraf, meinte er: »Hätte ich doch nur nach links gewischt!« Zumindest ließ er sie nicht enthaupten.

1706 – Zwei deutsche Missionare landen in Südindien, um den Leuten ihren Glauben aufzudrängen. Vermutlich sind sie nur ausgewandert, weil sie daheim wegen ihrer Namen nicht viel Glück hatten. Sie hießen Heinrich Plütschau und Bartholomäus Ziegenbalg.

1810 – Napoléon zu Holland: »Ey, wisst ihr was? Ihr seid jetzt französisches Staatsgebiet!«

Die Holländer: »Wat?«

1850 – US-Präsident Zachary Taylor stirbt in Washington D.C., nachdem er am 4. Juli, nach einem längeren Aufenthalt in der prallen Sonne zur Grundsteinlegung des Washington Monuments, eisgekühlte Milch, rohes Gemüse und Kirschen zu sich genommen hatte und danach unter Durchfall, Erbrechen und Fieberanfällen litt. Sein Nachfolger, Vizepräsident Millard Fillmore, übernimmt das Amt und bekommt, wie es üblich ist, von allen Ministern Rücktrittsgesuche, die eigentlich von ihm abgelehnt werden sollten. Aber Fillmore sagt stattdessen: »Okili dokili!«, schmeißt alle raus und holt neue Leute rein. Damit hat er sich gleich von Anfang an unheimlich viel Freunde gemacht, was im Endeffekt zum Zwei-Parteien-System in den USA und letztendlich zum Bürgerkrieg führt. Man könnte also sagen, dass das ein folgenschwerer Durchfall war.

1915 – Deutsch-Südwestafrika unterzeichnet die Kapitulation vor den Südafrikanern im Ersten Weltkrieg. Zwar hatte sich die deutsche Schutztruppe zunächst ganz gut geschlagen, aber mit ihren 5000 Mann, zwei Flugzeugen und fünf Kraftfahrzeugen sahen sie die Südafrikaner mit 43.000 Mann, sechs Kampfflugzeugen und 2000 Fahrzeugen ankommen und meinten: »Äh, Leute, wir können doch darüber reden ...«

1947 – Der ehemalige Vergnügungsdampfer »President Warfield« läuft in Südfrankreich ein und nimmt 4515 jüdische Flüchtlinge auf, die mit dem Schiff nach Palästina auslaufen sollen. Das Schiff kann zwar den Hafen verlassen, wird aber ständig von britischen Zerstörern verfolgt, die verhindern wollen, dass der Dampfer sein Ziel erreicht. Die Briten werden später das Schiff einnehmen und die Insassen zurück nach Deutschland schicken, wo sie in Lagern »konzentriert« werden, wobei die Weltgemeinschaft dann denkt: »Äh, Leute, ist vielleicht gut jetzt ...«

Zu dem Zeitpunkt hatte man das Schiff allerdings schon umbenannt und ihm den Namen gegeben, der für die Situation der Juden in der Nachkriegszeit zum Symbol und später auch der Titel des Buches und des Films werden sollte, den man darüber machte: »Exodus«.

1922 - Johnny Weissmüller schwimmt die 100 m Freistil in 58,6 Sekunden und stellt damit einen neuen Weltrekord auf. Er benötigt als erster Mensch weniger als eine Minute für die Strecke. Zwei Jahre später gewinnt er drei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen, bei den darauffolgenden Spielen noch einmal zwei. Und ein paar Produzenten schauen sich den Kerl an und denken: »Mensch, der kann zwar nicht schauspielern, aber er hat einen guten Körperbau und in der Rolle müsste er auch nicht so viel sagen.« Danach casten sie ihn als Tarzan.

1927 - Jann Hanßen und sein Sohn Heye entdecken beim Torfstechen im ostfriesischen Walle den mindestens zweitausend Jahre alten Pflug von Walle. »Ein großer Goldschatz wäre mir lieber gewesen«, sagt Hanßen hinterher. Vermutlich.

1985 – Nachdem ein paar österreichische Winzer gesagt hatten: »Eh, unser Wein schmeckt scheiße. Hau mal noch Zucker und Glykol rein, damit das alles etwas süßer wird und im Winter nicht einfriert!«, erwidert das deutsche Gesundheitsministerium: »Also dieser österreichische Wein mit Frostschutzmittel, dass man auch als Lösungsmittel verwenden kann ... vermutlich nicht sonderlich gesund.«

Die Österreicher: »Ey, ihr könnt doch nicht unsere ganze Weinindustrie kaputtmachen!«

Die Deutschen: »Aber ihr uns vergiften und uns Teile von Bremsflüssigkeit ins Gesöff packen?«

Die Österreicher: »Nun seht das doch nicht so eng!«

1985 kommt zwar niemand zu Schaden, abgesehen vom Image der österreichischen Winzer, aber 1990 sterben rund 300 Kinder in Bangladesch, wegen einer Vergiftung mit dem gleichen Stoff, der in den Wein getan wurde. War vielleicht doch eine ganz gute Idee das Zeug wegzuhauen.

1989 – Steffi Graf und Boris Becker gewinnen innerhalb weniger Stunden beide in Wimbledon. Es ist anzunehmen, dass die britische Boulevardpresse am nächsten Tag erneut Überschriften wie »Deutsche Panzer rollen wieder« hatte.