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Der 11. Juli in der Geschichte

Die Normandie wird gegründet, eine blutrünstige Heilige stirbt und ein österreichischer Diplomat wird ganz bestimmt nicht umgebracht

69 – Lucius Vitellius, römischer Senator und nicht so gut auf den zukünftigen Kaiser Vespasian zu sprechen, gegen den er gekämpft hatte, wird gefangen genommen. »Jungs, sagt mir doch vielleicht, was ich euch geben kann, um das Ganze zu regeln.«

»Nüscht.«

Daraufhin bringt man ihn um. Bestechung läuft halt nicht immer.

911 – Karl III. von Frankreich und der Wikinger Rollo schließen einen Vertrag, der im Grunde sagt: »Rollo kriegt Land, dass wir später wegen seiner Nordmannen Normandie nennen, heiratet die uneheliche Tochter von Karl und sorgt dafür, dass sonst keine Wikinger mehr in Frankreich einfallen.«

Eigentlich soll Rollo auch vor dem König knien und ihm die Füße küssen, aber Rollo weigert sich. Einer von Rollos Leuten soll deswegen den Fuß des Königs so weit heben, dass Rollo nicht knien muss. Dummerweise fällt dabei der König hin. Aber ansonsten läuft alles wie geplant.

969 – Olga von Kiew stirbt. Die ehemalige Regentin der Kiewer Rus, einem Vorgängervolk der heutigen Russen, wird von der russisch-orthodoxen Kirche als »apostelgleiche« Heilige verehrt, weil sie sich so sehr für die Verbreitung des Christentums eingesetzt hat. Gut, sie hat auch die Leute, die ihren Mann umgebracht hatten, ermorden, eine Delegation eines anderen Volks bei lebendigem Leib verbrennen und eine ganze Stadt niederbrennen lassen, deren Bevölkerung sie hinterher in die Sklaverei verkaufte, aber das muss man alles nicht so eng sehen.

1276 – Die Kardinäle hängen in Rom ab und sollen einen neuen Papst wählen. Es ist schweineheiß und der französische König von Sizilien, Karl von Anjou, der auch Rom unter seiner Kontrolle hat, lässt ihnen nur Wasser und Brot bringen, um sie zu zwingen einen Franzosen zum Papst zu wählen. Die Kardinäle sagen aber: »Kannste vergessen!« und wählen Ottobono Fieschi. Der ist aber auch schon 61 und verträgt die Hitze nicht. Nach nur 38 Tagen im Amt gibt er den Löffel und somit auch den Papsttitel wieder ab.

1897 - Der schwedische Polarforscher Salomon August Andrée sagt zu seinen Kollegen Nils Strindberg und Knut Frænkel: »Leute, warum fliegen wir nicht mit einem Gasballon zum Nordpol?«

Und die Kollegen sagen: »Tja, warum nicht? Los.«

Den Ballon fragt allerdings niemand nach der Meinung. Nach fast 66 Stunden Flug ist der Ballon vereist und hat keinen Bock mehr. Die Expeditionsteilnehmer haben kaum geschlafen und ehe ein größeres Unglück geschieht, landen sie nach gerade mal einem Drittel der Strecke. Immerhin sehen sie ein, dass sie zu Fuß den Nordpol nicht erreichen. Sie machen sich auf den Weg zurück, sterben aber unter ungeklärten Umständen. Erst 33 Jahre später findet man ihre Körper.

1972 – Die erste Partie der Schachweltmeisterschaft 1972 wird gespielt. Das als »Match des Jahrhunderts« geltende Spiel zwischen dem Russen Boris Spasski und dem herausfordernden US-Bürger Bobby Fischer erregt viel Aufmerksamkeit, da es mitten im Kalten Krieg stattfindet und auch ein wenig ein Kampf der Systeme ist. Fischer ist das fast egal, weil er nur daran interessiert ist, ordentlich Geld abzugreifen. Aber im Streit um das Preisgeld lenkt er schließlich ein, weil der damalige US-Sicherheitsberater und spätere Außenminister Henry Kissinger im Auftrag von US-Präsident Richard Nixon anruft und sagt: »Scheiß aufs Geld, mach’s für Amerika! USA! USA!«

Mit der letzten Partie am 01. September gelingt ihm dann auch der patriotische Sieg, aber wirklich normal war Fischer danach nie wieder. Er wird letztendlich eine ebenso unsympathische Person wie Kissinger oder Nixon.

1978 – Ein mit Propylen beladener Tanklastzug fährt an einem Campingplatz in Spanien vorbei. Eigentlich hätte der Fahrer ja die Autobahn genommen, aber weil er keinen Bock hatte, aus eigener Tasche die Maut zu bezahlen, nimmt er lieber die Landstraße. Gespart hatte man u.a. auch am Material des Tanklastzugs und dem Platz, dem man dem Gas zum Ausdehnen darin gab. Eigentlich hätten es nur 19 Tonnen sein dürfen, geladen waren aber 23 Tonnen. Durch die Hitze dehnt sich das Gas aus, hat aber keinen Platz und bringt so den Tank zum Platzen. Das Flüssiggas tritt aus, schwappt über den Campingplatz, verdampft und entzündet sich an den dort vorhandenen Campingkochern. Es gibt eine Explosion und eine Feuerwand, die 217 Personen tötet und mehr als 400 Menschen schwer verletzt.

2007 wird das Ganze von RTL unter dem Titel »Tarragona – Ein Paradies in Flammen« als Zweiteiler verfilmt. Bei dem Titel und dem Produzenten weiß man auch gleich, was für Qualität man erwarten kann.

1985 – Herbert Amry, 46-jähriger österreichischer Botschafter in Athen, stirbt an plötzlichem Herzversagen. Man muss das auch nicht weiter untersuchen. Lieber schnell die Leiche verbrennen. Das hat mit Sicherheit nichts damit zu tun, dass er vorher seine Regierung darüber informiert hatte, dass eine Tochterfirma des staatlichen Stahlkonzerns VÖEST illegal Waffen in den Iran verkaufte. Es war bestimmt auch Zufall, dass der iranische Waffenhändler am gleichen Tag zwei Millionen Dollar Provision von der Firma erhielt. Und die ganzen Politiker konnten sich hinterher auch nicht mehr erinnern, was der Amry ihnen gesagt hatte. Nee, da ist wirklich nichts komisch dran. Echt jetzt.

1987 – Laut UN-Berechnungen überschreitet die Weltbevölkerung an diesem Tag die fünf Milliarden Marke. Deswegen wir an diesem Tag der »Internationale Weltbevölkerungtag« begangen, der daran erinnern soll, was für Probleme das macht. Nützt nur nicht so viel. Am 12. Oktober 1999 wird der sechstmilliardste Mensch geboren, am 31.  Oktober 2011 der siebtmilliardste. Die achte Milliarde wird für 2027 erwartet.