Der 09. Dezember in der Geschichte
Ein gespaltener Bund, ein fester Bund, ein getrennter Bund ... und und und...
656 – Die Muslime bekriegen sich untereinander, weil sie uneinig darüber sind, wer denn eigentlich Kalif sein sollte. Alī ibn Abī Tālib meint, er wäre der Boss, ein paar andere sehen das anders. Eigentlich verhandelt man bereits eine friedliche Lösung, aber da manche Menschen eben Idioten sind, kommt es doch zu einem Blutbad, bei dem rund 10.000 Menschen ihr Leben lassen. Im Endeffekt gewinnt Ali und begnadigt die Gegner, aber die Spaltung in Sunniten und Schiiten schreitet weiter voran.
1315 – Die Schweizer Urkantone, also die, die quasi die Schweiz durch ihren Bund erst gegründet haben, schreiben einen Brief, der im Grunde sagt: »Yup, wir halten alle zusammen!« So einen Brief hatte man zwar vorher auch schon mal geschrieben, aber diesmal ist es wenigstens in Deutsch verfasst.
1531 – Dem Indio Cuauhtlatoatzin, später auch Juan Diego genannt, erscheint auf einem Berg, der heute ein Teil von Mexiko-Stadt ist, die Jungfrau Maria. Der örtliche Bischof ist skeptisch, lässt sich aber überzeugen, als Juan Diego später mit dreckiger Robe auftaucht und er in dem Fleck die »Jungfrau von Guadelupe« erkennen will. Auf jeden Fall kommt er auf die Idee, an der Stelle eine Kapelle zu errichten und Juan Diego knufft er in die Seite und meint: »Darfst hier auch in der Nähe als Eremit wohnen. Eremit sein heißt alleine zu bleiben. Also halt einfach die Fresse und mach nicht so viel Wirbel.«
1687 - Der Habsburger Joseph I. wird König von Ungarn. Er ist zu dem Zeitpunkt schon satte neun Jahre alt und zumindest noch nicht durch irgendwelche Frauengeschichten oder die Syphilis abgelenkt, was dann aber noch kommt.
1851 – Der erste Christliche Verein Junger Männer eröffnet eine Herberge auf dem nordamerikanischen Kontinent. In Montreal nennt man den CVJM allerdings nach der englischen Übersetzung YMCA und plötzlich tauchen ein Cowboy, ein Indianer, ein Polizist, ein Soldat, ein Bauarbeiter und jemand in fragwürdiger Lederkluft auf und beginnen zu tanzen.
1872 – Pinckney Benton Stewart Pinchback, Sohn eines weißen Plantagenbesitzers und einer ehemaligen gemischtrassigen Sklavin, wird zum Gouverneur von Louisiana. Er sieht zwar überwiegend weiß aus, gilt aber als erster afroamerikanischer Gouverneur der USA. Allerdings ist er nicht wirklich gewählt worden. Er ist lediglich für sechs Wochen der amtierende Gouverneur, weil der eigentlich gewählte Henry Clay Warmoth gerade ein Amtsenthebungsverfahren durchmachen muss. Die Bürger der USA finden die ganze Sache mit einem Afroamerikaner als Chef anscheinend so blöd, dass in den ganzen USA bis 1990 kein weiterer Schwarzer Gouverneur wird. Soweit zur Gleichberechtigung der Schwarzen.
1903 - In Norwegen überlegt man, ob man per Gesetz das Frauenwahlrecht einführen sollte. »Näh, dat gibt nur Stress«, ist die recht klare Antwort.
1905 – Frankreich sagt: »Kirche und Staat, das geht einfach nicht zusammen«, und führt das »Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat« ein. Der Religionsunterricht an staatlichen Schulen wird abgeschafft, religiöse Symbole dürfen dort nicht getragen werden, Mitglieder von Ordensgemeinschaften dürfen nicht mehr als Lehrer arbeiten, der Staat zieht keine Kirchensteuer mehr ein usw. Die katholische Kirche ist extrem angesäuert und sagt: »Nee, mit euch reden wir nicht mehr.« Das bleibt so bis 1921. Erst danach kann man sich irgendwie einigen.
1959 – Auf der Hauptversammlung von BMW sollen die Kleinaktionäre enteignet werden und die Firma an die Daimler-Benz AG verkauft werden. Hauptnutznießer der Geschichte: die Deutsche Bank. Die Belegschaft, die Betriebsräte, die BMW-Händler und die Kleinaktionäre sagen allerdings: »Habt ihr sie noch alle?«, und es gelingt ihnen, die Übernahme aufzuhalten. Die Firma ist zwar finanziell weiter stark angeschlagen, überlebt aber.
1960 – In Großbritannien wird die erste Folge der am längsten laufenden Seifenoper der Welt ausgestrahlt: »Coronation Street«. In Deutschland wartet man bis 1985, um die Idee zu klauen. Da nennt man die Serie dann »Lindenstrasse«.
1964 – Hans-Peter Wilhelm Kerkeling, kurz »Hape« genannt, wird in Recklinghausen geboren und muss kurz danach vermutlich an die frische Luft.
1982 – »E.T. – Der Außerirdische« startet in Deutschland. Jetzt können auch die hiesigen Kino-Besucher sich von einer Puppe den leuchtenden Finger zeigen lassen.
2005 – In London geht die Ära der Routemaster-Busse zu Ende. Fast fünzig Jahre prägten die roten Doppeldecker das Stadtbild und waren selbst schon zu etwas wie einem Wahrzeichen geworden. Sie müssen wegen EU-Richtlinien abgeschafft werden. Und bevor sich jetzt jemand aufregt, warum sich die EU da wieder einmischt: Es ging darum, dass die Busse nicht behindertengerecht waren.
2008 – Der Gouverneur von Illinois, Rod Blagojevich, wird von Bundesagenten festgenommen, nachdem er u.a. versucht hatte, den freien Stuhl des mittlerweile zum US-Präsidenten gewählten Barack Obama im US Senat zu verkaufen. Also nicht das Möbelstück, sondern den politischen Posten. Er verliert seinen eigenen Posten und wird wegen Korruption angeklagt. 2011 wird er endlich zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Aber er ist in guter Gesellschaft: Er ist der mittlerweile vierte Gouverneur von Illinois, der ins Gefängnis muss.