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Der 10. Mai in der Geschichte

Kolumbus, eine Präsidentschaftskandidatin ein Serienmörder und ein Attentatsversuch

28 v. Chr. – Astronomen der Han-Dynastie in China entdecken einen Fleck auf der Sonne. Vielleicht nicht zum ersten Mal, aber ziemlich sicher fast. Hinterher sind sich die Astronomen aber nicht sicher, ob sie nicht mehr richtig schauen können, weil sie so lange in die Sonne gestarrt haben.

1503 – Kolumbus erreicht die Cayman Islands, denen er – pragmatisch wie er ist – den Namen gibt, der ihm offensichtlich erscheint. Weil sich so viele Schildkröten dort herumtrieben, nennt er die Inseln »Las Tortugas«. Man kann wohl froh sein, dass er nicht Australien entdeckt hat, sonst würde das heute »Was zum Teufel ist das denn für ein Tier?«-Land heißen.

1869 – Die erste transkontinentale Bahnlinie der USA wird fertiggestellt. Irgendwo in der Einöde in Utah treffen sich die Bautruppen und schlagen den letzten Nagel in den Schienenweg, der aus diesem Anlass extra aus Gold gefertigt wurde. Nachdem aber alle Fotos von der Presse gemacht wurden, zieht man den goldenen Nagel wieder heraus und ersetzt ihn mit einem normalen Eisennagel, weil man befürchtet, dass den irgendeiner der unterbezahlten Arbeiter klaut, sobald alle weg sind.

1872 – Victoria Woodhull wird die erste Frau, die als Präsidentschaftskandidatin der USA nominiert ist. Allerdings gibt es mit ihrem Wahlkampf so einige Probleme.

1. Sie ist zu jung, um überhaupt gewählt werden zu dürfen.

2. Sie ist eine Frau, weswegen viele sagen: »Wat? Wat will die denn?«

3. Sie nominiert ungefragt den schwarzen Bürgerrechtler Frederick Douglass zu ihrem Vize-Präsidentschaftskandidaten, der a) eigentlich gar nichts davon wissen will und sich auch nie mit ihr blicken lässt und b) dafür sorgt, dass all die Leute, die keine Schwarzen mögen - also damals fast alle – auf sie keinen Bock haben.

4. Frauen dürfen noch gar nicht landesweit wählen gehen.

Im Endeffekt bekommt sie wohl eine einzelne Stimme.

1962 – Die Firma Marvel Comics veröffentlicht eine neue Serie. Der Autor Stan Lee schreibt, inspiriert von der klassischen Erzählung »Dr. Jekyll & Mr. Hyde«, über einen Wissenschaftler, der einen Unfall hat, verstrahlt wird und sich hinterher in ein großes graues Ungeheuer verwandelt. Da der Kolorist der Zeichnungen aber nach der ersten Ausgabe schon nicht mehr weiß, wie er das ordentlich in Grau abbilden soll, sagt man schließlich: »Ja, dann mach den halt grün!« Damit ist dann der Hulk geboren.

1967 – Die Hippie-Hymne »San Francisco (Be Sure to Wear Flowers in Your Hair)« von Scott McKenzie erscheint. Geschrieben hat das Lied eigentlich John Phillips, der später noch als Mitglied der Band »The Mamas & The Papas« einige Erfolge haben sollte. Scott McKenzie hingegen hat nie wieder einen Hit, lebt aber vermutlich von den Tantiemen bis zu seinem Tod nicht schlecht. Er hieß übrigens mit bürgerlichen Namen Philip Wallach Blondheim III. Es ist also leicht nachzuvollziehen, warum er einen Künstlernamen wählte.

1967 – Der NASA-Testpilot Bruce Peterson steuert das Versuchsflugzeug Northrop M2-F2. Der Körper des tragflächenlosen Flugzeugs dient dem Auftrieb, was allerdings zur Folge hat, dass sich das Ding in etwa so gut wie ein fallender Toaster steuern lässt. Wenig überraschend legt Peterson einen spektakulären Crash hin, bei dem sich das Flugzeug sechsmal überschlägt. Er kann aber aus dem Wrack geborgen werden und wird bis auf einen Sehverlust im rechten Auge wieder gesund.

Der Crash inspiriert den Schriftsteller Martin Caidin, den Roman »Cyborg« zu schreiben, in dem ein gecrashter Testpilot mit mechanischen Prothesen wiederhergestellt wird. Das Buch wird später als Spielfilm und in eine darauf folgende Fernsehserie umgesetzt, die im Vorspann ausgerechnet Bilder vom tatsächlichen Crash von Bruce Peterson in der M2-F2 verwendet, als müsste sich der Pilot deswegen nicht schon blöd genug fühlen. Der Name von Film und Serie? »Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann«. Damals war das noch viel Geld.

1994 – John Wayne Gacy, 33-facher Serienmörder, wird per Giftspritze hingerichtet. Seine letzten Worte: »Kiss My Ass!« Eloquent bis zum Schluss.

1996 – Auf dem Mount Everest werden mehrere kommerzielle Expeditionen von einem Wetterumschwung überrascht. Bis zum Ende des nächsten Tages kommen insgesamt acht Menschen ums Leben, was es zum bisher schwersten Unglück des Berges macht. Die Geschichte wird in mehreren Büchern und Filmen nacherzählt, aber trotzdem sind immer noch irgendwelche reichen Leute der Meinung, sie müssten sich da heraufquälen und ihr Leben riskieren, nur um hinterher damit angeben zu können.

2005 – In Berlin wird das aus 2.711 Stelen bestehende, von Peter Eisenman entworfene »Denkmal für die ermordeten Juden Europas« – oder kurz »Holocaust-Mahnmal« – eingeweiht. Eigentlich wird schon seit der Planung darüber kontrovers diskutiert, aber die Meinungen darüber gehen bis heute weit auseinander. Es ist vermutlich eines dieser Kunstwerke, die man selbst erlebt haben muss, um sich ein Urteil zu bilden.

2005 – Ein Georgier versucht, den US-amerikanischen Präsidenten George W. Bush und dessen georgischen Kollegen Micheil Saakaschwili mit einer durch ein Taschentuch umwickelten Handgranate zu töten. Aus der Menge heraus schmeißt er das Ding zur Bühne, trifft allerdings nur ein kleines Mädchen am Kopf, die sich vermutlich denkt: »Aua!« Dummerweise sorgt das Taschentuch dafür, dass die Granate nicht losgehen kann, weswegen Bush und Saakaschwili von der ganzen Sache zunächst gar nichts mitkriegen. Ausgerechnet das Taschentuch bestätigt dann auch mit DNA-Spuren den Täter. Hätte er das Ding also einfach so geworfen, wären nicht nur beide Präsidenten gestorben, es wäre auch gleich der Beweis für die Schuld verschwunden gewesen.