Hustlen & Husten

Auf dem Schreibtisch, der mein Esstisch, der mein Nachttisch ist, stapeln sich Aktenordner mit Steuerunterlagen, mühsam zusammengesucht aus dem kreativen Chaos von Schubladen, Büchern, Notizheften und Dingen, die ich lieber nicht benennen will. Wir alle wissen, dass ~kreatives Chaos ~ auch nur ein Synonym für mach ich später, also morgen, übermorgen, kurz bevor es… fast zu… spät ist und Belege verschwinden ja eh irgendwie immer so auf wundersame Weise, nur um dann aufzutauchen, wenn mensch sie nicht mehr braucht. Das ist ein Steuergesetz, über dem schon meine Mutter halb seufzend, halb lachend an ihrem Küchenschreibtisch zusammengebrochen ist. Fühls. Auf gar keinen Fall darf ich meinen Blick unter den Tisch lenken, denn da stapeln sich diverse weitere Aktenordner mit Anträgen für Fördergeld, Krankenkasse, Strom, Gas, Heizung, Miete… Ich würd gern kündigen, aber das ist die einzige Option, bei der es kein Feld zum Ankreuzen gibt. Am 31.10 ist Abgabefrist für alles und wenn ich dann noch irgendwelche Sinne beisammen hab, kann ich pünktlich zu Halloween als gestresste Quittungsmumie aus meinem Steuersarg aufstehen. Süßes, sonst gibt’s Saures.

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Rückblick, Sonntag vor einer Woche. Stehe mit S. am Bahnsteig, zwischen meinen Beinen eine große Tragetasche von Kik. Stilecht zum Steuerberater lautet das Motto, dabei pocht die letzte Nacht noch als unangenehmer Reisegefährte hinter den Schläfen.