Endlich wieder Zeit für die anderen
Was ist wichtiger als eine Handvoll Lieblingsmenschen? Nichts, wirklich gar nichts. Die Therapiestündchen können wieder starten…

In einem Frühling, in dem man alles dafür tut, ein Riesenprojekt zu wuppen, gibt es nichts Besseres, als ein Riesenprojekt hinter sich zu haben. Man hat wieder Zeit für die große Wäsche, die Freiheit, seine schlechte Lieblingsmusik ganz laut zu hören, aber das Beste an einem abgeschlossenen Projekt ist die Zeit, die man wieder für seine Familie und die besten Freundinnen hat. Und so standen letzte Woche gleich drei Herzen bei mir Schlange: ein Herz mit Liebeskummer, ein Herz voller Heimweh und eines, das Geduld und Zuversicht brauchte. Und mittendrin hüpfte mein zitterndes kleines Ding von einem zum anderen und leistete Erste Hilfe. Ich breitete mein Superwoman-Cape über meinen Lieblingsmenschen aus, war eine gute Zuhörerin, Mutter, Freundin, Geliebte. Kochte Tee, nickte, stellte Fragen, verschickte Herzchen-Emojis in Dauerschleife, nachts lag ich wach. Man nennt das Nestwärme, glaube ich. Diesen Zustand, der sich einstellt, wenn es irgendwo zwickt und ziept und jemand pustet, ein riesengroßes Pflaster auf die Wunde klebt und verspricht, dass alles wieder gut wird.
Es wird wieder gut, ich weiß das. Weil nichts für immer ist, weder das Gute, aber auch nicht das Schlechte. Ist das nicht ein schöner Trost? Naja, kommt sicher darauf an, in welcher Schattierung des Lebens man sich gerade befindet. Wer wie ich durchs Leben schwebt, betet jede Sekunde, dass es doch bitte so bleiben soll für immer. Aber ich kann verstehen, dass man niemandem gern zuhört, der gerade alles ziemlich geil findet, während man selbst mit den Widrigkeiten des Lebens ringt. Aber weil es meine Lieblingsmenschen waren, und weil ich im Leben schon so viel von ihnen empfangen hatte, so viel Wärme, Aufmerksamkeit, Geduld, so viel Liebe, war ich fast ein bisschen erleichtert über die Gelegenheit, endlich mal auf das Konto der anderen zurückzahlen zu können. Natürlich kenne ich die schöne Weisheit, dass man in der Liebe keine Gegenleistung erwartet. Wir geben, weil wir gar nicht anders
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