Wir sind Meister des Verdrängens
Nur 1,8 Prozent der Sendeminuten im Fernsehen beschäftigen sich mit Themen rund um Nachhaltigkeit. Und das, obwohl die Zahl der Menschen wächst, die sich mehr Informationen darüber wünschen. Hier greift eine Art Trägheitsgesetz. Maria Furtwängler hatte diese Zahlen aus ihrer aktuellen Studie der MaLisa Stiftung auf den Medientagen München dabei.
Die Folgen des Klimawandels sollten nicht nur in moralisierenden Dokus thematisiert sein (das ruft im Zweifel ohnehin nur Reaktanz oder Resignation hervor). Wie wäre es, wenn die Verfolgungsjagd im Tatort über ein Dach mit Solarpaneelen stattfinden würde? Das Beispiel stammt auch von Furtwängler. Ihr war selbst bei der Produktion eines Weihnachtsfilmes aufgefallen, dass sie nachträglich digital Schnee in den Film hinzufügen ließ, statt einfach zu zeigen, dass auch im malerischen Tirol keine Schneesicherheit mehr herrscht. „Man sollte den Klimawandel subtil miterzählen“, meinte sie.
Nachhaltigkeit war auf mehreren Panels Thema bei den Medientagen. Für Joko Winterscheidts Doku „The World’s Most Dangerous Show“ würde ich mir ja fast einen Amazon Prime Account zulegen. Er hat sehr eindrücklich beschrieben, wie man in so eine Art Klimaverzweiflung geraten kann, wenn man einmal anfängt, sich damit zu beschäftigen: „Das was wir für den Worst Case halten, ist nur die Spitze.“
Ja, es ist zum Verzweifeln. Und leider fehlen uns die Leitplanken. Ines Imdahl hat anhand ihrer Studie des Marktforschungsinstituts Rheingold Salon gezeigt, dass die Menschen weder Politik noch Religion noch besonders viel zutrauen in dem Fall. Was bleibt dann übrig? Dass wir dem Purpose von Unternehmen hier mehr Impact zusprechen, ist irgendwie auch ein Zeichen von Hilflosigkeit, oder?
Dass Unternehmen diesen Umstand nutzen, um mit Nachhaltigkeit zu „wallstreeten“ (danke für die Vokabel!), löst natürlich auch kein Problem: Wachstum dank grüner Versprechen, man kann es auch Greenwashing nennen. „Was innen ist, ist auch außen“, so Ines. Also bitte mehr Brauchbares im Inneren!