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03.07.2019, 04:44

mein geliebtes kind. die schwellungen meiner augen werden nicht mehr weniger. ich weine und weine. und papa auch. seit heute morgen haben die erfahrensten ärzte hier mit uns mehrfach gesprochen. und miteinander. heute morgen noch haben sie uns erklärt, warum sie eine OP gern vermeiden wollen; heute mittag waren sie sich einig, dass sie unvermeidlich wird, wenn die konservative therapie bis freitag keine wirkung zeigt. eine OP ist risikoreich. eine OP kann aufschluss darüber geben, was in deinem kleinen körper nicht in ordnung ist. sie ist das schlimmste und beste, das passieren kann, je nachdem. ich weine, weil das unsere letzten zwei tage sein könnten. oder ein paar wenige mehr. ich weine, weil es sein kann, dass du nicht ohne medizinische unterstützung wirst leben können. oder nicht sehr lange. ich weine, weil es möglich ist, dass alles gut wird. ich liebe dich, deine mama.

Weinen.

Viele Menschen verbinden mit Trauer vor allem erst einmal eines: Traurigkeit. Der körperliche Ausdruck dafür sind Tränen. Schluchzen, Weinen - begleitet durch verbale Äußerungen. Vielleicht.
Ich habe schon als Fritzi noch auf der Welt war, festgestellt, dass es einen bedeutenden Unterschied zwischen Traurigkeit und Trauer gibt.

An diesem Tag im Juli, da war mir so vollkommen klar, dass es für uns kein Happy End geben würde. Als letzte Möglichkeit ließ ich zu, dass meine kleine Tochter gesund würde - wenn ich heute darüber nachdenke, dann habe ich das eventuell der Vollständigkeit halber mit aufgezählt oder, weil das für mich sehr typisch ist, als reale, kleinste Chance verstanden, weil ich selten daran glaube, dass etwas nicht möglich ist.

Ich habe geahnt, wie krank Fritzi sein würde. Und meine Tränen liefen und sie liefen vor Traurigkeit. Ich weiß, dass an diesem Tag auch eine Schwester auf der Intensivstation mir auf dem Flur hinterher rief, es müsse auch mal gut sein und dass ich das nie vergessen werde.