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ADHS-Coaching für Erwachsene: Ziele und Nutzen

ADHS ist nicht nur eine Herausforderung für Kinder. Viele Erwachsene mit ADHS stehen oft vor einer Vielzahl von Hürden, die sich auf ihre Arbeit, ihre Beziehungen und ihr allgemeines Wohlbefinden auswirken können. Obwohl Medikamente und Therapie häufig eingesetzte Behandlungsmethoden sind, gibt es eine weitere, oft übersehene Methode, die Erwachsenen mit ADHS helfen kann: das ADHS-Coaching.

Dabei ist es gar nicht so leicht abzugrenzen, was nun spezifisch bzw. "anders" am ADHS-Coaching ist.

Was ist ADHS-Coaching?

ADHD Coaching ist ein kooperativer, unterstützender, zielorientierter Prozess, in dem der Coach und der Klient zusammenarbeiten, um die Ziele des Klienten zu identifizieren. Danach werden das Selbstbewusstsein, die Systeme, die Fähigkeiten und die Strategien entwickelt, die notwendig sind, damit der Klient diese Ziele erreichen und sein volles Potenzial ausschöpfen kann.

Ein Coach begleitet wie ein Kutscher den oder die Klienten auf einer bestimmten Wegstrecke. Er / sie / es sollte spezielle Ortskenntnis haben. Aber das Ziel bzw. den Auftrag bestimmt der Coachee = Klient.

Für mich spielt dabei das neurobiologische Grundverständnis, d.h. Aufklärung über die besondere Funktionsweise des neurodivergenten Gehirns, die Selbstregulation und die Exekutivfunktionen, aber auch im Bereich der defizitären (?) emotionalen Selbstregulation eine große Rolle. Anders ausgedrückt : Im Coaching wird man zum Experten in eigener Sache (und sollte mehr wissen als sein Arzt oder Psychotherapeut).


Es stellt sich ja aus Sicht der ADHSler immer wieder die Frage, ob auch ein Arzt oder Psychologe mit neurotypischem Gehirn (also ohne ADHS oder Autismus-Spektrum) überhaupt als Diagnostiker oder Therapeut erfassen bzw. mitfühlen könnte, was nun die Herausforderungen im Alltag bei ADHS ausmachen. Das ist keinesfalls abwertend gemeint. Aber ein anderer Denk- und Wahrnehmungsstil bedingt eben auch andere Einordnungen von Beschreibungen und dann möglicherweise eine falsche Einordnung in Symptome, die in der neurotypischen Welt eben schon "passend" erscheinen. Aber unter dem Blickwinkel der Neurodivergenz und der lebenslangen anderen Erfahrung, Kompensation bzw. Maskierung bzw. den Emotionsbesonderheiten wie Affektiver Labilität oder Rejection sensitive Dysphoria eben einen ganz anderen Sinn ergeben. Oder wie ich es fast wöchentlich in der Klinik erlebe : Erstmals überhaupt einen Sinn ergeben.

Ein ADHS-Coach ist somit auch ein Begleiter auf Zeit in einem Selbstwahrnehmungs- und Selbsterkenntnis-Prozess. Viele Aspekte werden schon bekannt sein, ja immer wieder durchdacht gewesen sein. Aber unter dem neuen Blickwinkel ergibt sich ein neuer Sinn.



Hauptziele des ADHS-Coachings bei Erwachsenen:

  1. Selbstbewusstsein und Selbstakzeptanz fördern: Erwachsene mit ADHS können oft hart zu sich selbst sein. Ein zentrales Ziel des Coachings ist es, das Bewusstsein für die eigenen Stärken und Schwächen zu schärfen und gleichzeitig eine gesündere Selbstakzeptanz zu fördern.

  2. Organisation und Zeitmanagement: Viele Erwachsene mit ADHS haben Schwierigkeiten, sich zu organisieren und ihre Zeit effektiv zu nutzen. Coaches können helfen, praktische Systeme und Techniken zu entwickeln, um den Alltag besser zu bewältigen.

  3. Kommunikative Fähigkeiten verbessern: ADHS kann die Kommunikation in Beziehungen und am Arbeitsplatz beeinflussen. Das Coaching kann dabei unterstützen, effektive Kommunikationstechniken zu erlernen.

  4. Emotionsmanagement: Erwachsene mit ADHS können intensivere Emotionen erleben und Schwierigkeiten haben, diese zu regulieren. Ein Coach kann Strategien anbieten, um mit intensiven Emotionen umzugehen und impulsives Verhalten zu minimieren.

  5. Ziele setzen und erreichen: Eines der Hauptziele des ADHS-Coachings ist es, den Klienten zu helfen, klare und erreichbare Ziele zu setzen und dann konkrete Schritte zur Erreichung dieser Ziele zu entwickeln.

  6. Steigerung der Motivation und der Durchhaltefähigkeit: Motivationsverlust und Ablenkbarkeit können Herausforderungen für Erwachsene mit ADHS darstellen. Ein Coach kann helfen, die Motivation aufrechtzuerhalten und Strategien für eine kontinuierliche Selbstmotivation zu entwickeln.

    Mit die schwierigste Aufgabe ist es aber eben individuelle Ziele bzw. eine Transformation von einem meist schwierigen Ausgangszugstand zu einem besseren, aber realistisch erreichbaren Zielzustand zu definieren. Und aus einem Gefühl der Machtlosigkeit und Überwältigung ("Overwhelm") in machbare Schritte mit spürbaren Erfolgen und damit auch Glücksmomenten zu gelangen. Das gelingt nach meiner Erfahrung in der Gruppe von Gleichgesinnten / Betroffenen weit besser als in einer Situation, in der man sich dem Arzt oder Therapeuten immer wieder erst erklären oder sogar rechtfertigen muss.

Zusammenfassung:

ADHS-Coaching bietet Erwachsenen eine individualisierte Herangehensweise, die auf ihre einzigartigen Bedürfnisse und Herausforderungen zugeschnitten ist. Während Medikamente und Therapie wichtige Behandlungsoptionen sein können, bietet das Coaching praktische, alltagstaugliche Strategien, um mit den Herausforderungen von ADHS umzugehen und ein erfüllteres, produktiveres Leben zu führen. Es geht darum, das volle Potenzial jedes Einzelnen zu erkennen und zu fördern.

Welche Ziele hättest Du in einem ADHS-Coaching ?

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