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Thalaris Almanach: Der erste Entwurf

Als ich vor vielen Jahren mit Thalaris begann, hieß es noch Talaria. Talaria war eine Göttin, die ihre eigene Welt erschuf um ander Welten und deren Bewohner zu retten.

2014 hatte ich die Idee zu einem Brettspiel. Ein Rollenspiel. Solche Spiele benötigen Helden und eine gute Geschichte im Hintergrund. Und damit fing ich auch an. Au Sicht eines Erzählers, eines Reisenden, entwickelte ich die Welt. Sehr roh und eher unbedarft. 

Ich möchte heute einmal den ersten Entwurf von damals teilen. Er ist wirklich anders geschrieben, hat nicht den Stil von heute. Ich habe ihn korrigiert und einiges herausgenommen. Ein grober roter Faden ist jedoch erkennbar. Und einige der Figuren sind im aktuellen Prozess enthalten! Die aktuelle Geschichte in Buch 1 sieht etwas anders aus, die Welt ist anders. Sie ist eine von vielen geworden und das was hier beschrieben wird, findet ander und zu einem gänzlich späteren Zeitpunkt statt. Lasst mich bitte leben - das hier ist wirklich nur ein Entwurf, auch das gehört zum Schreibprozess dazu :)

Viel Spaß!

Talaria lebt

Als die große Göttin Talaria ihre Welt erschuf, war alles, was auf ihr lebte, vom Guten beseelt. Sie hatte allem Leben das Licht ihrer selbst eingehaucht. Es gab nichts Böses, alle Völker, alle Stämme lebten ewig in Frieden. Die Geister der Toten konnten seit Urzeiten zurückkehren und an Seite der großen Göttin über ihre Heimat wachen. 10.000 Jahre bildeten sich verschiedenste Völker. Talaria veränderte sich:

Wälder so alt wie die große Göttin selbst, Gebirge so rau, ungemütlich und dennoch wunderschön im Licht der Morgensonne, Wiesen und Steppen unendlich weit, all diese Landschaften wurden besiedelt. Die große Göttin hatte für alles gesorgt und eine Vielzahl an Lebewesen erschaffen oder von anderen Welten mitgebracht.

Als Erstes brachte sie die Zwerge. Kleine, kräftige Männer und Frauen, flink, mutig, mit sehr großem Bezug zu Gestein und Mineral. Dieses rau-lustige Völkchen spaltete sich alsbald in viele Stämme auf. Jeder Stamm widmete sich einem Gebiet. Die Eisenbärte zum Beispiel liebten die Tiefen der „Dunklen Uffarten“, einer Gebirgskette weit im Norden Talarias. Die Uffarten waren eines der ersten Gebiete, welches von der Göttin geschaffen wurde. Demnach waren sie sehr groß und so weitläufig, dass ein kleiner Zwerg allein sich dort recht schnell verlaufen hätte. Das Höhlensystem war gigantisch.

Die Eisenbärte machten diese Höhlen rasch zu ihrem Zuhause und fühlten sich sofort wohl. Angeführt wurden sie von Barlan Goldhand, dem Ur-Ur-Ur-Ur … na ja jedenfalls, einem uralten Vorfahren von Bandulin dem Braunen.

Barlan war ein sehr großmütiger und dennoch harte Anführer. Seine Leute wählten ihn schnell zu ihrem König. Er sollte bald der erste Held im Kampf um das Licht Talarias werden. 90 Jahre nach Barlans Königswahl heiratete er die Sandmeisterin Zuna, eine Zwergin vom Stamm der Sandlinge. Ihr fragt euch jetzt: Sandlinge?

Ja, ebendiese!

Die Sandlinge waren der zweite Stamm neben den Eisenbärten und damit ebenso alt. Sie fühlten sich in den Sandgebieten der Schwarzen Flüsse am wohlsten. Sie stellten aus Sand und bestimmten Mineralen feinstes Glas und edelste Instrumente her. Ihre Fähigkeiten im Sandsingen waren legendär und sollten einst im Kampf gegen das Böse eine mächtige Waffe und zugleich das Werkzeug ihres Unterganges werden.

Jedenfalls, als Barlan und Zuna nun König und Königin waren und die Stämme der Sandlinge und der Eisenbärte vereint waren, machten sich in den „Großen Marschen“ einer riesigen Sumpflandschaft unweit der Uffarten zwei Stämme breit. Die Göttin hatte neben den Zwergen als weiteres Volk die Kröter geschaffen.

Kröter … das waren wohl die widerwärtigsten Geschöpfe der Welt. Aber trotzdem, die große Göttin muss einen Plan gehabt haben, als sie diese hinterlistigen Biester schuf. Was ist ein Kröter?

Diese Frage stellen mir alle Kinder und so ziemlich jedes Wesen, welches mir auf meiner Reise begegnet. Keiner hat je einen gesehen. Nun: Ich schon! Und ich kann euch sagen, meine Freunde, seid froh, dass ihr diese Dinger nicht kennt. Ich wurde einst von einer ganzen Gruppe gepackt und sollte über einem großen Feuer als Festschmaus enden. Stellt euch das vor, ich, der Reisende, der Sänger der Welten, Sprecher der großen Göttin, sollte über dem Feuer schmoren wie ein dreckiger Orksch … nein verzeiht, ich vergaß mein Benehmen.

Nun, die Kröter spalteten sich alsbald in zwei Stämme auf, wie ich bereits sagte. Der eine war leicht … ja ganz leicht versessen darauf alle zu fressen, was den Jägern vor den Bogen kam. Die Sumpfkröter, angeführt von N'xas dem Buckligen machten es sich gemütlich in den Marschen. Durch Streitereien mit den magisch begabten Krötern, tat sich ein zweiter Stamm auf, welcher besser bekannt war als „Gilde“.

Na ja, um keine Verwirrung mit einer später entstehenden Gemeinschaft zu stiften, nenne ich die Kröter-Gilde … Kröter-Gilde. Diese zwei Stämme waren jetzt die Herrscher der großen Marschen. Ihr werdet euch nun sicher fragen, wo denn ihr, die Menschen bleibt:

Die Menschen sind in Talaria ein recht junges Geschlecht, aber dennoch sehr bewandert in der Magie, des Jagens und der Kriegskunst. Die ersten Menschen tauchten 150 Jahre nach der Heirat Barlans und Zunas auf. Talaria brachte sie aus einer weit entfernten, finsteren Welt. Es heißt, sie seien dort gejagt worden und hätten sich beinahe auch selbst ausgelöscht. Wesen namens Orks, hätten auf dieser Welt die Herrschaft erlangt und alles, was sich ihnen nicht anschließen wollte, wäre vernichtet worden.

Die Menschen also, sie gründeten im Fluss-Land und in den „Weiten Feldern“ früher ein riesige, grüner Flecken Erde, mehrere Reiche. Sie brachten einen König mit: König Thoraldson, ein gewalttätiger und ungerechter Herrscher, lies sein Volk sofort Land und Berge, Flüsse und Seen zu eigen machen. Sie ver-hielten sich eben wie jene Wesen ihrer eigenen Welt. Keiner war in der Lage, dagegen etwas zu unternehmen. Die Zwerge hielten sich versteckt, eben aus dem Grund, da die Menschen sehr gierig waren. Sie hätten sofort alle Schätze und Kunstwerke der Zwerge entwendet. Die Kröter … na ja, die fanden die Menschen zum Fressen gern. Mehr war zu dem damaligen Zeitpunkt nicht bekannt und mehr gab es auch nicht, was sich den Menschen in den Weg stellen konnte. Sie breiteten sich aus und schufen große, prunkvolle Städte. Die Hauptstadt Druntheim war der Dreh- und Angelpunkt allen Geschehens, zumindest in der Menschenwelt. Dort wurde Markt gehalten, Turniere ausgetragen und alle wichtigen Entscheidungen getroffen.

Tharason, eine kleinere Stadt, sollte später eine wichtige Rolle einnehmen, zu einem Zeitpunkt, da die Waldwesen erschienen und dafür sorgen sollten, dass die Menschen die Welt und ihre Bewohner respektierten.

Also, ihr habt jetzt die Zwerge, die Kröter und die Menschen kennengelernt. Jetzt werdet ihr denken: Das war alles? Eine solche große Welt und so wenig Leben? Natürlich nicht, die Welt der großen Göttin war erfüllt von Leben: Es gab Baumläufer, Krokolisken, Basilisken, aber auch Hühner, Schweine und Pferde, letztere drei ein Mitbringsel der Menschen. In den Wäldern hausten Rotaugenwölfe, Silberhirsche und Stachelhasen, aber auch gewöhnliche Tiere. Pfaue, Eichhörnchen und Wildschweine, auch wieder ein Werk der Menschen. All diese Kreaturen lebten auf und mit Talaria. Es war eine friedliche Zeit, wenn man von den gelegentlichen Streitereien unter Menschen und Krötern einmal absah.

Ich will euch nun von einem Menschen erzählen, welcher eine bedeutungsvolle und tragende Rolle im Schicksal unserer Welt spielen sollte. Durch ihn und sein Werk sollten die Waldwesen in Erscheinung treten. Das schlimmere aber, das unsagbar Böse, sollte ein noch größerer Fehler von ihm sein.

Doch lasst mich die Geschichte von Anfang an erzählen, dafür lasst uns 1500 Jahre in die Vergangenheit reisen und den jungen Asgon besuchen. Die Geschichte begann in Tharason …

Die Reise der Erinnerung

Helles Licht durchbrach die Vorhänge des größten Fensters im Haus. Asgon wurde förmlich geblendet. Er schlug die Augen auf und hörte es: das wunderschöne Trillern der Magus-Vögel, zierliche fliegende Wesen mit atemberaubendem Gesang. Und sie hatten direkt an seinem Fenster ein Nest gebaut!

Schnell sprang er aus seinem Bett und zog sich an. Seine Lederstiefel hatte er wieder einmal unter das Bett geschmissen, also kroch er darunter, um sie zu suchen und erschreckte dabei eine Mäusefamilie, die seine Schuhe für ein gutes Zuhause hielten. Er scheuchte sie weg und zog die Stiefel an. Vorsichtig näherte er sich dem Fenster und versuchte einen Blick auf diese schillernden Schönheiten zu werfen. Für das menschliche Auge bewegten sie sich aber etwas zu schnell. Nur Zwerge waren in der Lage, die Magus-Vögel in ihrer ganzen Pracht zu bewundern. Während er die Bewegungen seiner kleinen Mitbewohner beobachtete, knurrte sein Magen lautstark. Er dreht sich um und flitzte zur Tür. Fast wäre er dabei über sein Modell eines Katapultes gestolpert.

Mit den Füßen schob er es beiseite und fegte auch ein paar Schriftrollen und Bücher weg. Als er die Treppen hinunterlief, hörte er eine fremde Stimme in der Küche. Erstaunt und neugierig blieb er stehen und lauschte.

„… könnt das nicht tun! Er ist erst 13 Jahre alt!“ sagte seine Mutter gerade sehr bestimmt. „Er braucht noch Zeit, er ist noch nicht so weit. Außerdem habt ihr mir vor Jahren versprochen, dass ich es ihm selbst sagen darf – wenn ich die Zeit für gekommen halte!“ 

Asgon lehnte sich, neugierig geworden, so weit über das Treppengeländer, dass eine der alten Holzsäulen lautstark knarzte. Erschrocken sprang er zurück und wollte schon schnell nach oben laufen, damit seine Mutter sein Lauschen nicht bemerkt.

„Asgon? Bist du das? Komm her, mein Schatz!“

Seine Mutter kam, die Hände an der Schürze abwischend, zur Treppe.

„Hast du gelauscht?“

„Nein Mutter.“

Mit ernstem Gesicht und einem belustigten Funkeln in den Augen hakte sie nach: „Was habe ich über das Lügen beigebracht?“

„Es ist nicht gut und tut nur denen, die ich gern habe, weh! Entschuldige Mutter! Ich habe gelauscht! Es tut mir leid! Wer ist der Mann?“

„Ganz ruhig, mein Kleiner. Ich wusste, dass du dort stehen wirst, noch bevor du überhaupt dein Zimmer verlassen hast! Der Mann? Nun, das ist Richard van Löwenfels, ein Kriegsmagus der 1. Klasse!“

Wenn ihr nun glaubt, dass Asgon über die Bemerkung seiner Mutter erstaunt war, also dass sie wusste, dass er da war, bevor er sein Zimmer überhaupt verlassen hatte, dann täuscht ihr euch.

Adelina von Eichenberg war eine Magierin der 2. Klasse, bewandert in den Künsten der Voraus-Schau und Zeitmanipulation. Sie war aber beileibe keine Hellseherin und konnte sehr wütend werden, wenn ein unbedarfter Troll ihr so etwas unterstellte. Allerdings war Adelina eine herzensgute und stolze Frau. Sie hatte ihren Mann Beodor von Eichenberg zeitig verloren, da war Asgon 2 Jahre alt. Jedenfalls, Adelina hatte Asgon gut erzogen, immerhin wusste sie stets, was er in den nächsten Minuten tun würde und konnte entsprechend reagieren. Für einen 13-jährigen Jungen ist das aber auch ziemlich unfair, oder?

„Richard van Löwenfels? Mutter, ich habe schon viel über ihn gelesen. Seine Taten sind bemerkenswert. Er ist ein Held! Darf ich mit ihm reden? Darf ich, darf ich?“

Asgon überschlug sich förmlich, während er versuchte immer zwei Stufen der Treppe zu nehmen und gleichzeitig seine Mutter von seiner Bitte zu überzeugen.

„Nun mal ganz langsam, mein Junge, geh einfach in die Küche. Er erwartet dich schon. Aber ich muss dir etwas dazu sagen: Was er dir vorschlagen wird – überleg es dir gut und entscheide nach deinem Herzen, okay?“ Adelina umklammerte ihre Schürze und sah ihrem Sohn nach, wie er sich einer seiner wohl wichtigsten Begegnungen stellte. Leicht verwirrt durch diese Worte ging Asgon in die Küche und sah seinen Helden nun zum ersten Mal persönlich.

Richard van Löwenfels war eine beeindruckende Persönlichkeit: Groß und schlank, weißes, langes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Seine Augen waren grün und blitzen vor Neugier. Er hatte einen langen weiten Mantel an und hielt seinen Stab aus polierten Zedernholz fest in der Hand.

Jetzt stand er hier, in Asgon’s Haus. Sprachlos sah Asgon den Großen Kriegsmagus an.

„Hallo Asgon, schön dich endlich persönlich kennenzulernen. Als ich dich das erste Mal sah, warst du ein Baby!“ begrüßte ihn Richard mit einer tiefen und freundlichen Stimme.

„Ha-ha-hallo!“, stammelte Asgon und war gleich darauf wieder still. Beschämt schaute er auf seine Füße. Da steht doch tatsächlich sein Held vor ihm und alles, was er tat, war ihn herumzustammeln.

„Ganz ruhig, Asgon, es ist alles gut. Ich weiß, du bist nervös. Ich habe mitbekommen, dass du alles gehört hast. Zudem hat mir die gute Adelina berichtet, dass du alles über das Heldenbündnis gelesen hast?“

Verlegen sah Asgon den Kriegsmagus an und nickte.

„Ja, ich habe alles gelesen, was es gibt, alles, was auch vom königlichen Schreiber freigegeben wurde und alles, was wir in unserer Dorfbücherei haben.

Aber ich glaube, das ist noch nicht alles. Es gibt noch viel mehr zu erfahren. Am meisten interessieren mich die Zauber und die Relikte, mit denen man diese Zauber verstärken kann!“

Während Asgon so über seine Leidenschaft sprach, ging seine Nervosität zurück. Er merkte, dass Richard genauso wie seine Mutter einer jener Menschen war, die einem Kinde zuhörten, ganz so als sprächen sie mit einem Erwachsenen. Richard nickte interessiert.

„Du hast also über die Relikte gelesen? Das ist gut! Hast du auch etwas über die Reise der Erinnerung erfahren? Ich weiß, dass es darüber sehr wenig Schriftrollen oder Bücher gibt, aber vielleicht kann ich dir da helfen.“

„Die Reise der Erinnerung? Davon habe ich noch nie gehört. Was ist das?“

Adelina trat nun hinter ihren Sohn und legte ihm die Hände auf die Schultern.

„Diese Reise, mein Junge, wirst du antreten. Du wirst mit Richard gehen und er wird dir alles geben, was du für die Reise benötigst. Ich wollte dir das schon seit ein paar Wochen erzählen. Von dem Tag an, da du dich mit einer enormen Geschwindigkeit vom Bergfried hier her bewegt hast, wusste ich, dass der Tag gekommen ist. Aber ich habe mich nicht getraut. Die Reise bedeutet, dass ich dich erst wiedersehe, wenn du älter bist, wenn du erwachsen bist und Erfahrungen im Kampf gesammelt hast.“

Asgon drehte sich um und sah Tränen in den Augen seiner Mutter. Verwirrt schaute er erst sie und dann Richard an. Diese Neuigkeit war überwältigend: Er, erst 13 Jahre alt, sollte auf eine Reise gehen, von der er nichts wusste, absolut gar nichts. Und er sollte kämpfen und seine Mutter nicht so schnell wieder sehen.

Das war etwas zu viel für den Jungen. Ihm wurde schwarz vor Augen, er fiel um und hätte sich den Kopf am Ofen gestoßen, hätte Adelina ihn nicht aufgefangen.

Die Reise der Erinnerung ist eine Aufgabe für jeden magisch Begabten. Adelina hatte sie nicht gemacht, ihre Fähigkeiten zeigten sich fast nach ihrer Geburt. Sie war bis dahin die Einzige ihrer Generation, welche die Reise nicht antreten musste. Das war auch der Grund, weshalb sie immer eine Magierin der 2. Klasse bleiben musste. Ihr Sohn, Asgon, war begabt. Sogar sehr. Er hat als kleiner Junge schon Geistwanderung beherrscht. Dabei schickte er seinen Geist aus, der genauso aussah wie er, nur dass er in einem ganz anderen Raum war. Seither wurde Asgon vom Heldenbündnis beobachtet und gefördert.

Damit ich euch nun aber nicht zu viel verrate … lasst uns weiter in der Geschichte voranschreiten. Asgon erwachte in seinem Zimmer. Seine Mutter saß an seinem Bett.

„Hallo mein Junge! Geht es dir besser? Das war wirklich zu viel für dich, oder? Ich weiß das viel verlangt wird, aber wie ich dir heute schon gesagt habe, denke darüber nach. Deine Geistwanderung ist die einzige Fähigkeit, welche sich bisher geäußert hat. Sie wird nur mächtigen Magiern zuteil. Du musst also nicht gehen. Du kannst die Fähigkeiten kommen lassen, oder nur mit der einen leben.“

Asgon, noch sichtlich angeschlagen, setzte sich auf und strich sich mit den Händen übers Gesicht.

„Mutter … was heißt das genau? Ich verstehe das nicht! Meine Geist-wanderung? Du meinst, als du draussen im Garten mit mir sprachst, aber ich selbst im Bergfried war? Das war eine magische Fähigkeit? Aber es ist nie wieder passiert!“

Er schlug die Decke zurück und stand auf. Die Magus-Vögel in seinem Fenster schliefen. Um sich zu beschäftigen, räumte er die Schriftrollen vom Boden weg.

„Asgon, das sind viele Fragen. Aber ich will versuchen, sie dir zu beantworten:

Im Grunde bedeutet das, dass du ein Magier werden kannst. Je nach Erfahrung und Ausbildung stehen dir viele Möglichkeiten offen. Deine Geistwanderung war das erste Zeichen … und das letzte. Seitdem hat sich nie wieder eine Fähigkeit geäußert. Das Bündnis geht davon aus, dass du besonders stark werden kannst. König Thoraldson hat vor dem großen Rat den Vorschlag gemacht, das Heldenbündnis aufzulösen. Er fürchtet sie, weil er weiß, dass sie ihn vernichten könnten, wenn er weiter so kriegstreiberisch ist. In den letzten Jahren hat er viel Land enteignet und für sich eingenommen. Die Hoffnung liegt auf jungen, starken Männern und Frauen, welche sich gut für das Heldenbündnis eignen.“

„Und nach meiner Geistwanderung wurde ich ausgesucht? Weil ich stark sein werde? Kann ich dann alle beschützen? Wenn das so ist, werde ich gehen!“

Seine Mutter hatte diese Antwort erwartet. Ihr Sohn war schon immer ein Beschützer. Aber er konnte auch sehr jähzornig sein, wie sein Vater. Er lies sich auch schnell für etwas einnehmen, wenn man lange genug auf ihn einredetet. Deshalb sagte sie letztlich nur: „Es ist deine Entscheidung, mein Junge. Lass dir Zeit bis morgen! Dann kannst du Richard und mir deinen Entschluss mitteilen. Und jetzt lass uns etwas essen.“

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