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Parshiping für Wasserstoff

9. Juni 2023

Liebe Lesende,

dieser Tage werden viele Jugendweihen und Konfirmationen gefeiert: eine Zeitenwende für die Jugendlichen zwischen "nicht mehr" und "noch nicht". Ist man mit 14 wirklich erwachsen? Wohl kaum. Noch Kind? Auch nicht... Ähnlich ist es mit dem Wasserstoff. Klar ist - Wasserstoff ist einer der Energieträger der Zukunft. Zugleich ist er heute noch nicht so verfügbar, dass er seinen Platz in der Gegenwart finden könnte. Fakt ist eigentlich nur eins: Was heute zum Thema Wasserstoff beschlossen wird, wird für die Jugendweihelinge und Konfirmanden von heute und ihre Kinder entschieden, sprich: für die nächste und übernächste Generation. So formulierte es Wirtschaftsminister Jörg Steinbach am Mittwoch im Kreistagssaal, wo er die Wasserstoffstrategie des Landes erklärte und zu konkreten Projekten im Landkreis Stellung nahm.

Vereinbart wurde der Besuch des Ministers bereits im Februar, als die Brandenburger Landesregierung in Luckau tagte. Aktuell und akut wurde das Thema im jüngsten Sitzungszyklus des Kreistages, als über die Beschaffung von sauberen und energieeffizienten Bussen der Regionalen Verkehrsgesellschaft (RVS) entschieden wurde. Es ging um 16 von 90 langfristig benötigten Bussen. Grundsätzlich hatte sich der Kreistag im derzeitigen Nahverkehrsplan bei der Flottenumstellung bis Ende 2025 zur Anschaffung von Brennstoffzellenbussen auf Basis grünen Wasserstoffs bekannt. Aktuell empfiehlt eine eigens angefertigte Studie (Öffnet in neuem Fenster) jedoch, dass die Anschaffung von zunächst 16 batteriebetriebenen Bussen für den RVS-Standort in Mittenwalde, wo hauptsächlich Stadtbusse eingesetzt werden, im Rahmen einer Förderung wirtschaftlicher sei.

Das führte zu einer kontroversen Diskussion im Kreistag - so kontrovers, dass Lutz Krause (UBL) am liebsten den Vortrag von Jörg Steinbach abgewartet hätte. Doch der Kreistag entschied in seiner Sitzung am 10. Mai mit 22 Ja- und 19 Nein-Stimmen sehr knapp (drei Enthaltungen) für die vorgeschlagene Beschaffung von batteriebetriebenen Bussen. Für Lutz Franzke (SPD) eine "aberwitzige" Entscheidung, "weil wir damit Pflöcke setzen und einen Kurs aufnehmen, aus dem wir nicht rauskommen". Lutz Krause pflichtete ihm bei, denn durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine sei das Thema Wasserstoff nochmals befeuert worden.

Doch selbst die Grünen äußerten Bedenken gegen Wasserstoff-betriebene Busse. "Wir befinden uns da ganz am Anfang. Die notwendigen Erneuerbare-Energien-Anlagen stehen noch nicht, Elektrolyseure gibt es noch nicht in ausreichender Zahl", sagte Andrea Lübke (Grüne). "Die Verfügbarkeit von Wasserstoff bleibt in den kommenden Jahren begrenzt. Das macht ihn teuer." Dieser Argumentation folgt auch die Studie (Öffnet in neuem Fenster). Wirtschaftlicher seien zunächst batteriebetriebene Busse, heißt es dort. Doch Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen allein reichten nicht aus - auch dazu nimmt die Studie Stellung. Deshalb, schlug die Kreisverwaltung den Abgeordneten vor, soll das Thema Wasserstoff im Rahmen des nächsten Nahverkehrsplans intensiver betrachtet werden.

Dass die AfD im Kreistag eine Diskussion zu Energieformen begann und eine Rückkehr zur Atomkraft voraussagte - das nahmen die Abgeordneten beinahe mit einem Schulterzucken hin. Nicht zuletzt, weil der Vorsitzende des Kreistages Georg Hanke darauf hingewiesen hatte, dass eine Vorlage zur Beschaffung von Bussen keine Grundsatzdiskussion zur Energieversorgung erfordere.

Landrat Stephan Loge nannte den Vorschlag einen guten Kompromiss. Während des Vortrags des Ministers in Lübben dürfte jedoch der ein oder andere Abgeordnete, inklusive Landrat, ins Grübeln gekommen sein. Fachlich versiert - Jörg Steinbach forschte selbst zu Energiethemen - und teilweise emotional argumentierend stellte der Wirtschaftsminister die Wasserstoffstrategie des Landes vor. Diese sei anderen Bundesländern weit voraus, Brandenburg sei dafür als "Streber" bezeichnet worden, verriet er. "Die Tatsache, dass Wasserstoff ein Bestandteil der Energiewende sein muss, weil wir es nicht anders hinkriegen, wird heute nicht mehr infrage gestellt", sagte er. "Heute reden wir nur noch darüber, wie wir das machen."

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