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Ich bin ein Tollpatsch! 

Ein großer Tollpatsch. Und heute geht es in diesem Newsletter mal ausnahmsweise nicht um den Krieg in der Ukraine oder Corona (übrigens: laut Lauti neue, deutlich ansteckendere  Variante in den USA entdeckt), sondern um Tollaptcshikgeit. Huch, da habe ich Schussel direkt mal ein paar Buchstaben vertauscht.

Eigentlich lohnt es sich für mich überhaupt nicht, eine Aufgabe im Haushalt zu beginnen. Es wäre rationaler und ökonomischer, es einfach sein zu lassen. Denn WENN ich etwas erledige, gehen mindestens zwei Dinge dabei schief, so dass ich zwar eine Sache getan habe, aber gleichzeitig vor zwei neuen Aufgaben stehe.

Wenn ich den Tisch abwische, fällt mir dabei ein Glas um und bei dem Versuch, die Scherben in den Müll zu werfen, schneide ich mir in die Hand. Es ist eigentlich erstaunlich, dass ich noch immer versuche, meine Wohnung halbwegs ordentlich zu halten. Ich bin mein eigener Sisyphos-Fels.

Hinzu kommt eine leichte bis mittelstark ausgeprägte Form des Aufgaben-ADHS. Sobald ich etwas beginne, fallen mir mindestens drei Dinge auf, die ich außerdem mal erledigen müsste. Wenn ich also die Scherben in den Müll werfe, sehe ich, dass der Beutel auch mal ausgewechselt werden muss und der Handfeger so verdreckt ist, dass er gewaschen werden sollte. Auf dem Weg zum Waschbecken fällt mir ein, dass ich die Spüle noch nicht abgewischt habe und bei Griff nach dem dafür nötigen Tuch denke ich daran, dass ich die bereits dreckigen Lappen zusammen mit den Handtüchern schon gestern bei 60 Grad waschen wollte. Dann fällt mir ein, dass das Waschmittel knapp ist und dass ich ohnehin noch zum Supermarkt muss, weil nur noch ein kleiner Rest Kochsahne vorhanden ist. Und wie bitte, soll ein sinnvolles Leben ohne einen Mindestvorrat Kochsahne möglich sein?

Das nur am Rande, aber zusammen mit meiner Tollpatschigkeit schaffe ich es so, aus einer Aufgabe zehn zu machen. Ich bin wirklich froh, dass Konservendosen in Supermärkten nicht wie im Zeichentrickfilm in einer Pyramide angeordnet sind. Ich wäre sicher derjenige, der sie mit einem lauten Krachen umwirft. Mehrmals.

Ich bin eben ein Tollpatsch. Einmal habe ich mir in meinem Zimmer einen na ja … sagen wir Erotikfilm angeschaut und mich gewundert, warum kein Ton zu hören ist. Das Handy war noch mit den neuen Bluetoothboxen verbunden. Die im Wohnzimmer standen. Wo meine neue Mitbewohnerin sich in diesem Moment eventuell aufhielt. Ein anderes mal hat mich im Innenhof ein Regentropfen erwischt. Um zu prüfen, ob da noch mehr kommt, hebe ich die Hand ausgestreckt in die Luft, nicht merkend, dass ich an den migrantischen Nachbarskindern mit Hitlergruß vorziehe. Der „Regentropfen“ stammte dann, wie später in meiner Wohnung bemerkte, übrigens von einem Vogel.

Ich blamiere mich, ich stolpere, ich schmeisse um, ich verhaspele, ich übersehe, ich vergeige. Ständig.

Ich fürchte , meine Tollpatschigkeit ist sogar vererblich. Wenn ich beobachte, wie mein Sohn, man kann es nicht anders sagen, durchs Leben stolpert, schäme ich mich schon fast, ihm meine Trottel-DNA weitergegeben zu haben. Bei jedem Gang über 5 Meter von ihm, den er ohne auf die Nase zu fallen meistert, möchte ich vor lauter Begeisterung am liebsten seiner Ergotherapeutin von diesem sensationellen Erfolgserlebnis berichten. Armer Junge. Sorry, dafür.

Dabei gibt es gegen die Tollpatschigkeit ein Mittel, das fast hundertprozentig hilft. Es nennt sich „langsames und konzentriertes Handeln ohne in Hektik zu verfallen“. Doch es gibt auf der Welt zwei Arten von Menschen: Die einen, die alles in Ruhe und nacheinander machen und die, die versuchen, alle Aufgaben gleichzeitig zu erledigen. Müßig zu erwähnen, zu welcher Gruppe ich gehöre.

Ich KÖNNTE weniger Tollpatschig sein, wenn ich wollte, mir ist es nur viel zu langweilig! Ich möchte daher für mehr Verständnis und Toleranz für uns Tollpatsche werben. Wir können im Grunde nichts dafür. Achtsamkeit, Ruhe und Überblick sind uns einfach zu wenig Action.

Andererseits es ist auch ganz schön, ein Tollpatsch zu sein. Es wird nie langweilig. Ich weiß am Morgen nie, was ich bis zum Abend kaputt gemacht haben werde. Ständig sorge ich selbst dafür, dass mein Leben wunderbar abwechslungsreich bleibt.

Ab und an sind wir Tollpatsche sogar nützlich: Hätte der schottische Bakteriologe Alexander Fleming nicht vor seinem Urlaub eine Petrischale auf seinem Arbeitstisch ungewaschen zurückgelassen, hätte er nie den Schimmel entdeckt, aus dem er später Penicillin extrahieren konnte.

Ich hingegen habe letztes Jahr in einem zwischenzeitlich kaum genutzten Zimmer aus Versehen eine volle Mülltüte circa drei Monate stehen lassen. Ich muss nur noch aufschreiben und publizieren, wie ich dabei entdeckte, welche unbekannten Insektenarten sich in diesem Biotop hervorragend entwickelt haben, dann kann mir den Nobelpreis eigentlich niemand mehr nehmen.

Bis dahin: Alles Liebe

Peter

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