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Fünf Ideen, was wir bis zur Bundestagswahl tun können

Hallöchen,

weiter geht’s mit dem zweiten Teil unseres re:publica-recaps: Wir wollen dir heute fünf Vorschläge unterbreiten, wie wir als demokratische Zivilgesellschaft jetzt der neurechten Landnahme begegnen können.

Alle Hoffnung auf die etablierten Parteien zu setzen, die entweder den Weg für diese Entwicklung bereitet oder sich wahlweise nicht ausreichend gegen die AfD und ihr neurechtes (und immer mehr auch rechtsextremes) Netzwerk gewehrt haben - das dürfte rund ein Jahr vor der Bundestagswahl schlicht zu wenig sein.

Wenn wir nicht wollen, dass sich am 28. September 2025 bundesweit die Ergebnisse der Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen fortsetzen (sollte die Ampel so lange durchhalten), dann müssen wir uns endlich wehren.

Das Potenzial und die Überzeugung sind da, das haben die Millionen Menschen gezeigt, die nach der Correctiv-Recherche Anfang des Jahres in ganz Deutschland auf die Straßen gegangen sind. Wir sind die demokratische Mehrheit. Es ist aber nicht selbstverständlich, dass das so bleibt.

Deshalb kommen jetzt fünf Ideen, was jede:r tun kann. Wie immer gilt: Wenn du weitere Tipps hierzu hast oder Themenwünsche für zukünftige Newsletter-Ausgaben, Kritik oder uns einfach schreiben möchtest: wierechtereden@proton.me (Öffnet in neuem Fenster).

Und wenn du unsere Arbeit unterstützen möchtest, dann geht das mit wenigen Klicks und ab 1,50 Euro / Ausgabe:

Bis dahin alles Liebe und bleibt achtsam untereinander!

Fünf Wege, wie wir der Neuen Rechten kommunikativ entgegentreten können

Die Neue Rechte nutzt eine Vielzahl von Strategien, um ihren Einfluss auf die Gesellschaft zu vergrößern. Und damit war sie zuletzt sehr erfolgreich. Das zeigen nicht nur die Landtagswahlen in den neuen Bundesländern, sondern auch die Hilflosigkeit, mit der die demokratischen Parteien aktuell agieren.

Die AfD als parlamentarischen Arm der Neuen Rechten politisch zu schrumpfen, das ist rund ein Jahr vor der Bundestagswahl gefühlt weiter weg als je zuvor. Ein Grund ist sicherlich, dass die restlichen Parteien entweder um ihr Profil oder sogar um ihre Existenz (sprich: die 5-Prozent-Hürde) fürchten, es trotzdem aber nicht schaffen, neben “Migration” eigene Themen zu setzen oder gar Visionen für Deutschland zu formulieren, um wieder Wähler:innen für sich zu gewinnen. Daraus folgt, dass sie es im Streit unter- und miteinander nicht schaffen, geschlossen gegen die AfD agieren.

Wir sind deshalb davon überzeugt, dass es in den kommenden Monaten auf die Zivilgesellschaft ankommt, auf die progressiven bis rechtskonservativen demokratischen Kräfte.

Heute geht es deshalb darum, wie du kommunikationsstark und informiert auf die teils rechtsextremen Narrative der AfD und ihrer Anhänger:innen reagieren und der zuletzt erfolgreichen Landnahme begegnen kannst.

1. Dein Mindset zählt

Wenn du Veränderungen erreichen willst, musst du verstehen: Es gibt keine unpolitischen Räume mehr. Alles ist politisch. Nicht der Sport ist unpolitisch, nicht die Musik, nicht die Kultur - auch wenn uns das die AfD und ihr Vorfeld weismachen will.

In all diesen Räumen ist die Neue Rechte längst aktiv und versucht, ihre Ideologie einzuschleusen und progressive Entwicklungen zurückzudrehen. Deshalb gilt: Sobald jemand ein ausgrenzendes oder rechtsextremes Narrativ verwendet, wenn es um Gigi D'Agostino (Öffnet in neuem Fenster), die Fußballnationalmannschaft der Männer (Öffnet in neuem Fenster) oder Kulturförderung (Öffnet in neuem Fenster) geht, nichts ist unpolitisch - im Gegenteil.

Wir sind deshalb gefragt, lauter zu werden, uns gegenseitig zu unterstützen und Gegenrede zu leisten. Aber wir wissen auch, es erfordert Mut, zu sagen, was gesagt werden muss. Vor allem in Umgebungen, in denen rechte Ideologien akzeptiert sind.

Aber uns muss klar sein: Die Neue Rechte plant den Umsturz und sucht längst den Zusammenschluss mit militanten Rechtsextremen (Öffnet in neuem Fenster), das ganze Milieu ist höchst motiviert und von den Landtagswahlen und “metapolitischen” Erfolgen (Öffnet in neuem Fenster) zuletzt gestärkt. Sie glauben, sie kommen mit allem durch und können mit ihrer aggressiv-kämpferischen (Öffnet in neuem Fenster) Art andere einschüchtern. Und genau deswegen müssen wir auch lauter werden und uns dagegenstellen. Zumindest in Situationen, in denen niemand Angst um die eigene körperliche Unversehrtheit haben muss.

Aber wir können uns sicher sein: Die Mehrheit steht für eine offene und inklusive Gesellschaft. Du bist ein Teil von “wir sind mehr”. Daran müssen wir uns immer wieder erinnern und daraus Rückhalt und Kraft ziehen.

Und damit du das präsent hast, haben wir gemeinsam mit dem Illustrator Jens Nordmann (Öffnet in neuem Fenster) diese drei Visitenkarten gestaltet. Die haben wir auch auf der re:publica verteilt. Lade sie gern runter als kleine Reminder für dein tägliches Engagement.

2. Informiere dich: Wissen gegen Sprachlosigkeit

Ohne fundierte Informationen wird es schwer, in Diskussionen souverän zu bleiben. Es ist anstrengend, aber notwendig, die Argumente und Narrative der Neuen Rechten zu verstehen.

Das war auch einer der Gründe, wieso wir mit diesem Newsletter angefangen haben - weil wir die Sprache und Ziele dahinter verstehen wollten. Und wir haben das noch lange nicht durchdrungen, es gibt noch immer sehr viele weiße Flecken auf der Karte, aber mit jeder Ausgabe, für die wir recherchieren, fühlen wir uns sicherer - und das ist zumindest für uns sehr wertvoll.

Wir glauben deshalb, es ist wichtig, die…

  • Netzwerke zu kennen: Wer steckt hinter der Neuen Rechten? Welche Personen und Organisationen verbreiten die Ideologien? Informiere dich darüber und bleibe auf dem Laufenden. Wir verlinken deshalb in unseren Newslettern immer möglichst viele Quellen. Nicht nur für die Transparenz, sondern vor allem, damit sich Interessierte weiterbilden können.

  • Narrative zu durchschauen: Neurechte passen ihre “Fakten” an ihre Erzählungen an. Wenn du ihre Ideologie und Begrifflichkeiten kennst, wird dir das schnell auffallen und du kannst schon gezielter dagegen argumentieren.

Um dir hier den Einstieg zu erleichtern, haben wir ein Plakat mit fünf zentralen Sprachstrategien der Neuen Rechten vorbereitet. Das kannst du gern herunterladen.

3. Setze auf starke Gegennarrative

Echte Veränderungen entstehen nicht durch bloßes Reagieren auf extrem rechte Aussagen. Du musst idealerweise auch eigene und positive Erzählungen entwickeln und diese in Gesprächen einbringen.

  • Konstruktive Geschichten erzählen: Wir müssen nicht der Überemotionalisierung der Neuen Rechten folgen und jede Debatte damit selbst aufladen. Auch Fakten können Aha-Momente bieten und damit in Erinnerung bleiben.

  • Widersprüche zulassen: Du musst dein:e Gegenüber nicht sofort überzeugen oder Themen zu sehr vereinfachen. Wir können mit Widersprüchen und Ambivalenzen umgehen und sollten sie auch offen kommunizieren und uns gegenseitig zumuten.

  • Routine schaffen: Übe deine Erzählungen wie ein Klavierstück ein, damit du sie im Ernstfall einbringen und souverän reagieren kannst.

4. Hilf mit, den Journalismus zu verändern

Die Neue Rechte hat ein sehr aktives Vorfeld und längst eine eigene Medienwelt geschaffen, um überzeugte Anhänger:innen immer wieder mit ihren Erzählungen zu konfrontieren.

Um darüber hinaus wirken zu können, müssen sie aber auch in etablierten Medien, in ÖRR-Talkshows und Medien stattfinden. Das sind weiterhin wichtige Plattformen für sie, um öffentliche Debatten zu beeinflussen. Auch zehn Jahre nach Gründung der AfD haben viele Medienschaffende noch immer keinen guten Umgang mit AfD-Akteur:innen geschaffen.

Wir glauben deshalb, dass die folgenden Punkte zumindest hinterfragt gehören:

  • Gästeauswahl überdenken: Sollten Politiker:innen der AfD (um ehrlich zu sein: aller Parteien) überhaupt eingeladen werden? Wenn ja, dann sollten sie in Zukunft nur mit geschulten Expert:innen an einen Tisch gesetzt werden, die die Ziele der AfD im Fernsehen kennen - nämlich nicht den konstruktiven Diskurs zu suchen, an Problemen mitzuarbeiten, eine konstruktive Lösung anzubieten, nein, sie wollen schlicht den Diskurs zerstören. Ihr Ziel ist es, dass wir gar nichts mehr glauben können und vor allem nicht mehr auf die Durchsetzbarkeit der Demokratie vertrauen - deshalb nutzen sie jede Gelegenheit, um demokratische Praxis zu sabotieren und lächerlich zu machen (Öffnet in neuem Fenster). Warum nicht stattdessen Expert:innen einladen, die tiefer in der Materie stecken und die Probleme differenziert erklären und Lösungen anbieten können? Und wieso nicht viel öfter Betroffene einladen, die eine ganz praktische Perspektive liefern können?

  • Faktenchecks einbauen: Warum müssen Talkshows live gesendet werden? Die Idee, Politiker:innen zu entzaubern und ihnen verräterische Aussagen zu entlocken, kann man unserer Meinung nach als gescheitert abhaken. Und überhaupt: Was soll denn entzaubert werden? Es ist unstrittig, dass die AfD in Teilen gesichert rechtsextrem ist (Öffnet in neuem Fenster). Die Shows könnten stattdessen aufgezeichnet und strittigen Aussagen direkt Faktenchecks und Klarstellungen neban gestellt werden, anstatt diese mit weit geringerer Reichweite nachzuliefern und Lügen oder Provokationen unwidersprochen stehen zu lassen. Dies würde Zuschauer:innen viel besser informieren und Manipulationen verhindern.

5. Vernetze dich: Gemeinsam sind wir stärker

Vereinzelt gegen die Neue Rechte vorzugehen, ist ein schwieriges bis unmögliches Unterfangen. Wir müssen zusammenstehen und bestehende Strukturen und Kräfte bündeln. Es gibt viele Formen, wie jede:r mithelfen kann. Hier folgen zwei:

  • NGOs unterstützen: Es gibt in Deutschland zahlreiche NGOs, die bereits gegen rechtsextreme Tendenzen kämpfen. Du kannst sie finanziell oder durch eigene Beiträge unterstützen - sei es durch PR-Arbeit oder die Teilnahme an Veranstaltungen.

    An dieser Stelle ein kleines Gedankenexperiment: In Deutschland gibt es rund 29.000 Werbeagenturen. Wenn nur jede zweite oder dritte oder zehnte eine NGO pro bono an die Hand nehmen würde, könnten wir deren demokratisches Anliegen damit enorm vergrößern. Stell dir mal vor, wie viel mehr Aufmerksamkeit und Reichweite Kampagnen gegen Rechtsextremismus gewinnen könnten! Oder wenn wir all die Informationen, die es bereits zu dem Thema gibt, auf progressiven Sharepoints miteinander teilen und allen leichter und übersichtlicher zugänglich machen würden - sozusagen als digitale Mitmach-Demokratie. Wenn du in dem Bereich arbeitest, nimm das doch gern mal mit in die nächste Konferenz!

  • Proteste schützen: Immer wieder werden gesellschaftliche Proteste von der Neuen Rechten und vor allem von der AfD vereinnahmt (Corona, Landwirt:innen, Ukrainekrieg, …). Du kannst dem entgegenwirken, indem du dich informierst und die Veranstalter:innen unterstützt, damit sie sich klar gegen rechte Unterwanderung positionieren können. Auch dazu haben wir ein kleines Informationsblatt zusammengestellt, das du hier gern runterladen kannst.

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