#10 | Nov 24: Pink Fat Female Robot
👋 Hallo ihr Lieben,
Vor genau drei Jahren ging die erste Folge von VERBITTERT TALENTLOS online. Damals habe ich gemeinsam mit meiner Freundin und Kollegin Kahla aus unseren Alltags-Rants einen Podcast über Ungleichberechtigung und Unvereinbarkeit entwickelt. Inzwischen hat sich der Podcast weiterentwickelt und auch ein paar Krisen durchgemacht. Noch immer ist es jeden Monat ein Kraftakt, Themen zu recherchieren, Gäste zu akquirieren, Aufnahmen zu organisieren und die Folgen inklusive Distribution zu produzieren. Oft zweifle ich daran, ob ich es schaffe, weiterzumachen. Gleichzeitig ist es eine große Freude, mich durch den Podcast zu vernetzen, persönlich dazuzulernen und Feedback von der Community zu bekommen. Also: Danke an alle, die zuhören und mich unterstützen!
🎙️ Seit langer Zeit überlege ich, wie ich eine kleines schnelles Format alleine aufnehmen könnte, wenn es durch Krankheit, Urlaubszeit oder andere Termine nicht möglich ist, fristgerecht mit Gästen zu produzieren.
🧐 Interessieren euch Essays aus meiner kulturwissenschaftlichen Arbeit? Zum Beispiel über das Paradigma der Mutter-Stadt oder über den Heilige-Hure-Komplex? ✍️ Oder hättet ihr mehr Lust auf ein kurzes Journal, Annekdoten aus dem Alltag über Wut oder Scham? 👠 Oder sollen wir zusammen die Liebesfilme aus der Jugend feministisch aufarbeiten wie z.B. Pretty Woman, Dirty Dancing, Eine wie keine?
📢 Schreibt mir gern an: verbittert-mail@web.de (Öffnet in neuem Fenster)
Hier sind meine FLINTA-Highlights des Monats:
Was kommt raus, wenn man in der Bild-KI „pink female robot doing household“ prompted? Eine Wespentaille, Brustansatz und Lippenstift auf den Metallgesicht. (siehe Header)
Was kommt raus, wenn man „fat pink female robot doing household“ prompted? Wespentaille, Doppel-D und gesichtsloser Helmkopf (siehe Bild 👇)
Seit der Podcastfolge über Science-Fiction (Öffnet in neuem Fenster) beschäftige ich mich mit Androiden als Männerfantasie. Nun ist auf Apple TV+ mit Sunny eine FLINTA-Serie erschienen, die sich mit KI und Robotik auseinandersetzt. Sie zeigt uns ein futuristisches Kyoto voller cooler Smart-Devices und Haushaltsroboter.
Die Protagonistin Suzie stößt nach dem vermeintlichen Flugzeugunglück ihres Mannes, der seitdem als vermisst gilt, auf Unstimmigkeiten, Widersprüche und Geheimnisse, die auf ein Doppelleben hindeuten. Ihre Nachforschungen führen sie nicht nur in die gewaltsame Welt der Yakuza und des organisierten Verbrechens, sondern konfrontieren sie auch mit ihrer eigenen Vergangenheit, ihren blinden Flecken und der Angst vor Einsamkeit.
Ihr Haushaltsroboter Sunny erinnert optisch ein wenig an EVE aus dem Disney-Film WALL-E – minimalistisches, weißes Design auf Rädern, das genderneutral wirken könnte, wäre nicht immer wieder von „ihr“ die Rede. Doch Sunny hat nichts mit der misogynen Bildtradition der Gynoiden zu tun, die wir im Podcast besprochen haben. Gynoiden reproduzieren meist Geschlechterstereotype und Männerfantasien: sexuelle Verfügbarkeit, Normkörper, Fürsorge. Die Serie stellt die üblichen Fragen zur Moral der Technologie, zur Sehnsucht nach Verbundenheit und Fürsorge – jedoch aus einer weiblichen Perspektive.
Wenn ihr weitere Serien, Filme oder Literatur von FLINTA kennt, in denen humanoide Roboter oder KI eine Rolle spielen, freue ich mich sehr über einen Tipp per Mail an verbittert-mail@web.de (Öffnet in neuem Fenster) Ich schreibe gerade an einer Arbeit über die Darstellung von Robotern und die darin oft enthaltene Frauenfeindlichkeit und sammle dafür Belege sowie Gegenbeispiele.
Demi Moore ist aktuell in dem Body-Horror-Film The Substance im Kino zu sehen. Ich warte jedoch, bis der Film als Stream verfügbar ist – für Splatter fehlt mir im Kino der Nerv. Im Film geht es um eine 50-Jährige, die versucht, sich mithilfe eines Serums (The Substance) zu verjüngen, was, nun ja... blutig und eklig endet. Der Film illustriert damit den Horror vor alternden Frauen, den Horror von alternden Frauen, das Tabu und den Fetisch um Schönheitsnormen und Jugendwahn. Eigentlich simpel. Aber lohnt es sich trotzdem, den Film anzusehen?
Mich hat das Interview mit Demi Moore im Podcast des New Yorker überzeugt. Sie spricht dort über ihren Körper, wie es ist sich als 62-Jährige nackt auf der Leinwand zu zeigen, über den Sexismus in Hollywood und über ihre Suchterkrankung.
Obwohl sie durch zu einer der bestbezahlten Schauspielerin Hollywoods wurde, war ihre Karriere geprägt von Kritik und Widersprüchen, die auf gesellschaftliche Erwartungen an Frauen und eine allgemeine Frauenfeindlichkeit zurückzuführen sind.In Striptease war sie zu nackt. In Enthüllung war sie zu fies. In Die Akte Jane zu maskulin. Und auf dem legendären Cover der Vanity Fair mit ihrem schwangeren Bauch war sie definitiv zu schwanger.
Ich hatte jahrelang nicht mehr an Demi Moore oder an ihre Filme gedacht, ich war nie wirklich Fan von ihr, wie etwa von Julia Roberts oder Meg Ryan, wahrscheinlich weil ich genau diese Bewertungen unterbewusst damals auch übernommen habe. Nach dem Interview habe ich mir sofort ihre Autobiografie Inside Out – Mein Leben besorgt und an weinigen Tagen verschlungen. Es ist einfach unglaublich, zu lesen, wie Bruce Willis davon ausging, dass sie ihre Karriere zugunsten der Kinder aufgeben würde, oder wie sie wegen ihrer Forderung nach Equal Pay medial als „gierig“ (Gimme Moore) und „überheblich“ hingestellt wurde – und wie stark sie mit ihrem eigenen Körper haderte. Hört euch dieses Interview an, lest ihr Buch – es lohnt sich!
The Interview: Demi Moore is done with the male gaze
Years and Years ist eine Serie aus dem Jahr 2019, die viel Lob erhalten hat und mir oft empfohlen wurde. Nun habe ich es endlich geschafft, sie in der ZDF-Mediathek zu sehen.
Die Serie begleitet eine Londoner Familie über einen Zeitraum von 15 Jahren und zeigt, wie sie von politischen und gesellschaftlichen Ereignissen beeinflusst wird. Themen wie das Erstarken einer faschistischen Politikerin, die anhaltende Fluchtbewegung nach Europa, die Klimakrise und die Energieknappheit prägen das Leben der Figuren und zwingen sie, sich damit auseinanderzusetzen.
Das Beunruhigende an der Serie ist, dass sie 2019 als eine düstere Fiktion konzipiert war, indem sie politische Tendenzen aufgriff und weiterspann. Doch nur fünf Jahre später wirken diese Prophezeiungen erschreckend real. Das heißt, dass man die Serie teils als Rückblick, teils wahrsagerisch guckt und dabei eigentlich garicht hinsehen will, weil es unerträglich ist wie fatal die Folgen eines Rechtsruck dargestellt sind.
Emma Thompson, die auch als Produzentin an der Serie beteiligt ist, spielt die charismatische rechtspopulistische Politikerin mit brillanter Widerwärtigkeit in ihrer vorgetäuschten Harmlosigkeit. Am Ende der Serie steht die drängende Frage: Cui bono? Wer profitiert von einer Politik, die auf Angst und Hass basiert – und was können wir dagegen tun?
Die Serie zeigt inspirierende weibliche Charaktere und bricht immer wieder mit typischen Erzählmustern, sei es beim Thema Untreue, alleinerziehende Mütter oder das Altern von Frauen. Solche Erzählungen, die vielfältige Lebensrealitäten anerkennen, Kapitalismuskritik einbringen und alternative Lösungen skizzieren, sind meiner Meinung nach genau das, was es braucht, um dem Rechtsruck entgegenzuwirken.
Bleibt unbequem. Eure Susi!
👉 Eine neue Folge VERBITTERT TALENTLOS erscheint am Do 14.11.24
42.🥊 Sylvester Stallone SPEZIAL | Körperpanzer & Healthy Masculinity mit der Kulturwissenschaftlerin und Binge-Watcherin Dr. Patricia Gwozdz