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Sonntags-Update #06

Radtour durch Schweden

Von Bollnäs aus geht’s für uns sozusagen quer durch den Wald. 2 Tage ohne Supermarkt. Aber komplett von der Zivilisation abgeschnitten sind wir auch nicht, hier in Schweden stehen ja sozusagen an jeder Waldecke Häuser. Wir hoffen darauf, hier Rentiere, Elche oder andere Tiere zu sehen. Aber wieder nichts. Später wird uns gesagt, dass wir mit Zelt und Rädern de facto keine Chance haben, da uns die Tiere von weitem riechen würden. Gegen Motorengeräusche hingegen haben sie nichts. Hm. Wir übernachten an einem See, bei einer sehr netten kleinen Fischerhütte. Überhaupt gibt es entlang des Weges immer wieder nette Pausenplätzchen in den kleinen Ortschaften oder an Seen, aber fast nie, wenn wir nach einem Schlafplatz Ausschau halten haha.

Am nächsten Morgen hat Lorenz‘ Fahrrad einen Platten. Keine Ahnung, wieso. Es ist einfach die Luft ausgegangen. Wir pumpen auf und alles ist wieder gut. Wir kommen an einem weiteren See vorbei, bei dem wir zu Fuß über kleine Inselchen sehr weit hineingehen können. Schwer zu erklären, war aber cool. Weiter geht’s Richtung Falun und Borlänge.

Regenpause

Da wir bereits wissen, dass es die nächsten beiden Tage Dauerregen gibt, legen wir eine Pause auf einem netten Campingplatz in der Nähe von Borlänge ein – nicht ohne zuvor noch einen Großeinkauf zu machen! Am Campingplatz gibt es sogar ein Backrohr, was wir natürlich ausnutzen und Pizza machen. Den folgenden verregneten Tag nutzen wir, um unsere ganze Wäsche zu waschen und etwas zu arbeiten – Homeoffice lässt grüßen. Wir lernen zwei Deutsche, Vater und Sohn, kennen und zelebrieren zum ersten Mal Fika (schwedischer Nachmittagskaffee + Zimtschnecken). Es gibt zwar Tee statt Kaffee und zusätzlich Schokomuffins zu den Zimtschnecken, aber wir finden, das zählt trotzdem. Es regnet tatsächlich beide Tage durch, aber wir haben zum Glück ein trockenes Plätzchen unter einem Dach gefunden. Kurz bevor wir weiterfahren, werfen wir unsere gesamte Route nochmal über den Haufen und entscheiden uns dafür, statt über Uppsala nochmal nach Stockholm und dann zum Götekanal, lieber den Radweg Klarälvsbanan zu fahren. Es geht für uns jetzt also nicht Richtung Osten, sondern Richtung Westen weiter. Die Wälder neben der Straße stehen von dem vielen Regen unter Wasser, sämtliche Felder und Wiesen sind überflutet, sogar eine Straße steht unter Wasser, sodass wir einen Umweg nehmen müssen. Später erfahren wir, dass innerhalb der 2 Tage so viel Regen wie sonst in zwei Monaten gefallen ist und in einer Stunde sogar ganze 140 mm. In Gävle sind ganze Stadtteile überflutet.

Da es immer noch Regenschauer gibt, übernachten wir in Idkerberget sozusagen in der Busstation. Bzw. in einem kleinen Häuschen direkt neben der Busstation, das genau so groß ist, dass unser Zelt hineinpasst. Etwas komisch, so mitten im Ort, aber wir möchten auch ungerne nass werden. Die abendlichen Spaziergänger:innen nehmen es gelassen und grüßen freundlich.

Bayerisches Brot und Schwammerl

Wir fahren weiterhin viel durch den Wald und kommen nach Fredriksberg. An einem netten Pause-/Fährenplatz am See schlagen wir unser Lager auf. Wir finden einige Steinpilze und verarbeiten diese gleich zu unserem Abendessen. Später kommt noch ein Deutscher (eigentlich ja quasi Österreicher, da er in Bayern an der Grenze zu Österreich lebt), der uns fragt, ob es uns stört, wenn er auch hier übernachtet. Stört uns natürlich nicht, aber ihn stört die nahe Straße dann doch zu sehr, so dass er wieder weiterfährt. Zuvor quatschen wir mit ihm und bekommen ein Stück echtes dunkles Brot geschenkt, über das sich vor allem Lorenz sehr freut. Denn in Schweden gibt es zwar Regale voller Knäckebröd, aber sonst nur weißes, helles Brot. Wir bekommen außerdem Polarbröd zum Kosten, auch sehr lecker.

Am nächsten Tag perfektionieren wir unseren Schwammerl-Suchblick, nein, suchen ist falsch, eher ein Schwammerl-Finde-Blick. Mittags gibt’s Steinpilzsuppe und abends Eierschwammerl. Alle direkt am Wegesrand aufgesammelt und sehr lecker. Wir kommen abends schon sehr erschöpft nach Hagfors und müssen uns sehr über eine gesperrte Brücke ärgern. Der Radweg (gut beschildert!) führt uns bis zur Brücke, nur um dann zu enden und erst auf der anderen Seite wieder weiterzuführen. Die Brücke ist bereits seit zwei Jahren gesperrt, wird uns erklärt. Es kommt wohl öfter vor, dass sich Radfahrer:innen hierher verirren. Wir nehmen also den Umweg in Kauf und schlafen schlussendlich in einem Erholungswaldgebiet mit zahlreichen Laufstrecken. Die Nacht ist trotzdem ruhig und auch am Morgen treffen wir nur auf einen Läufer.

Bahntrasse und Karlstad

Von Uddeholm aus geht es für uns weiter den Klarälvsbanan-Radweg entlang. 90 km auf einer ehemaligen Bahntrasse. Sehr schön gemacht, alle paar Kilometer gibt es zudem Jausenplätze und WCs. Wir machen eine lange Mittagspause und fahren dann doch noch ein Stück weiter. Am Weg finden wir auf einem Tisch ein Smartphone inklusive Führerschein, Bankomatkarte etc. Wir rufen bei der Bank an und fragen, ob sie den Besitzer kontaktieren können, aber sie raten uns, das Handy einfach zur nächsten Polizeistation zu bringen und sperren erstmal die Karte. Wir machen uns also mit einem Handy mehr auf den Weg und treffen auf eine (vermutlich) Junggesellen-Radtruppe. Die vielen Bierdosen, die sie überall zurücklassen, haben wir schon früher bemerkt. Wir fragen, ob einer von ihnen ein Handy verloren hat, aber es gehört niemandem. Wir übernachten in einem Wald einige Kilometer vor Karlstad, wo wir am nächsten Tag hinschauen.

Erster Stopp in Karlstad: XXL Sportgeschäft. Dort besorgen wir einen neuen Radreifen, eine neue Zeltunterlage und eine Lenkertasche. Shoppen auf Radreise. Zweiter Stopp: Polizeistation. Handy abgeben. Da Sonntag ist und die Polizeistation geschlossen, probieren wir es bei der Tür daneben und landen kurzerhand im Gefängnis von Karlstad. Der Mitarbeiter ist sehr nett und lässt uns zum Glück auch wieder gehen. Nächster Stopp: Karlstad-Zentrum, aber zuvor stolpern wir noch in einen riesengroßen Loppis. Ganz Värmland hat sich gefühlt hier versammelt, um alles von Kleidung über Elektronik und Möbel alles anzubieten. Wir gehen ins Värmlandmuseum und beobachten einige Filmaufnahmen, womöglich für ein Musik-/Tanzvideo. Karlstad ist eine sehr nette, sehr grüne und mit vielen Kanälen und Flüssen durchzogene Stadt. Wir genießen die Atmosphäre mit einem Oatly-Haselnuss-Eis und machen uns dann auf den Weg zum Campingplatz.

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