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Sonntags-Update #10

Wir fahren ein kleines Stückchen weiter Richtung Süden. Eigentlich wollten wir zu einem Platz fahren, von dem aus es fantastische Aussicht gegeben hätte, aber wir scheitern an der Zufahrtsstraße. Die Straße wechselt von Asphalt zu Schotter und bereits hier brauchen wir einen zweiten Versuch mit „Anlauf“, um die ersten Schlaglöcher zu schaffen. Die letzten 200 Meter sind für uns einfach nicht zu bewältigen, die Straße ist zu steil und die zusätzlichen Unebenheiten, Hüpfer und Schlaglöcher auf der Straße stellen eine Barriere für uns dar. Wir parken Ducato nach mehreren Versuchen also unterhalb und wandern mit unserem Mittagessen zum Aussichtsplatz. Danach beginnt die Schlafplatzsuche von vorne, aber zum Glück werden wir bald fündig: Wir übernachten auf dem Parkplatz eines neuen, netten Picknickplatzes im Ort Daltmar, direkt an der Grenze zum Nationalpark.

Die Nacht war schrecklich. Bis ca. 2 Uhr drehen Jugendliche ihre Runden mit lauten Mopeds und machen nach jeder Runde direkt neben unserem Ducato Halt. Die Mopeds laufen in der Zeit weiter, versteht sich. Wir haben also nicht wirklich viel geschlafen und brechen morgens zu Fuß zur Burg Castell d’Olèrdola auf. Als wir zurückkommen sehen wir zwei Männer, die am anderen Ende des Picknickplatzes etwas vergraben (?!). Später, nachdem wir bereits mittaggegessen und die Männer vergessen haben, kommt ein Polizeiauto neben uns zum Stehen. Kurzer Herzstillstand bei uns: Wollen die was von uns? Die Polizistin wartet auf einen Mann, der sie anscheinend verständigt hat, und gemeinsam gehen sie zielstrebig zu der Stelle, an der die beiden Männer zuvor gewerkt haben. Die Polizistin fotografiert und schreibt sich Notizen auf und wir beschließen, dass es an der Zeit ist, zu fahren – nicht, dass sie noch auf die Idee kommt, dass wir hier nicht parken dürfen...

Die nächste Nacht verbringen wir direkt am Strand, zwischen einem Wohnmobil-Parkverbotsschild (pssst!) und vielen weiteren Wohnmobilen. Das Schild könnte allerdings auch als über 3,5 t-Wohnmobil-Parkverbot gelesen werden, so eindeutig ist das nicht. Wir erleben einen wunderschönen Sonnenaufgang überm Meer und gehen trotz der 7° C Außentemperatur kurz ins Meer (nicht ohne vorher die Heizung und das Warmwasser im Ducato einzuschalten). Besonders für die Zehen ist dieses Abenteuer ziemlich schmerzhaft – aber auch erfrischend und lustig.

Tarragona

Tarragona besichtigen wir sozusagen im Durchfahren. Unser Kleingeld reicht für nicht ganz 2 Stunden Parken und so drehen wir zu Fuß eine kleine Runde durch die Stadt, vorbei an all den römischen Ausgrabungen und dem Amphitheater – so dass wir uns fast wie in Rom fühlen. Nach guten Sandwiches und einem Marktbesuch geht’s weiter die Küste entlang Richtung Süden, bis kurz nach „Miami Beach“, wo wir auf einem Stellplatz übernachten und EIGENTLICH vorhatten, 2 Nächte zu bleiben. Ja, und dann kam der Wind. Oder sollte ich besser sagen, der Sturm? Die ganze Nacht haben wir Wind von ca. 46 km/h mit Sturmböen von ca. 83 km/h. Ducato wackelt und schwankt und wir sind andauernd wach. Keine Ahnung, wie sicher und stabil so ein hohes Auto ist... Mitten in der Nacht steht Lorenz sogar auf, um die Stützen des Wohnmobils herunterzuschrauben, das macht es geringfügig besser.

Nach dieser unruhigen Nacht beschließen wir, ein Stück ins Landesinnere zu fahren, da es an der Küste für die nächsten Nächte ähnlich windig angesagt ist. Und so landen wir in Mont-roig del Camp. Wir übernachten unter Olivenbäumen, besteigen noch vor Sonnenaufgang den Pla de l’Areny und besichtigen die Teufelsstüfchen. Der Sonnenaufgang ist wunderschön und am Rückweg kommen wir auf die grandiose Idee, Kaktusfeigen zu pflücken. Lorenz begutachtet sie zuerst sorgsam aus der Ferne, um sicherzustellen, dass sie keine Stacheln haben, bevor er zwei pflückt und mir gibt. Es dauert bestimmt 15 Sekunden bis ich die kleinen, fiesen, haarigen und kaum sichtbaren Stacheln überall in meinen Händen spüre... Wir verbringen viel Zeit mit der Pinzette und haben die Lektion gelernt, die Kaktusfeigen beim nächsten Mal nicht mehr mit den bloßen Händen, sondern nur noch mit Taschentuch/Zeitungspapier/Plastik oder ähnlichem anzugreifen und die Stachel-Härchen runterzurubbeln! Hätten wir doch vorher mal gegoogelt... Geschmeckt haben sie dann dennoch.

Nachmittags besteigen wir abermals begleitet von viel Wind den Mola de Colldejou, auf dessen Gipfel sich eine Ruine befindet – und das Skelett einer Gämse. Wir erreichen unseren Ducato und fahren ein Stückchen weiter zu einem versteckten Plätzchen zwischen Wald und Klippe. Dort treffen wir auch erstmals auf Camper in unserem Alter.

Delta del Ebro

In Amposta machen wir Halt, um mal wieder das WC zu entleeren, zu tanken und Wäsche zu waschen. Außerdem spazieren wir durch hohes Schilf in Ullals de Baltasar, bevor wir den Berg La Foradada besteigen, von wo aus man einen tollen Ausblick auf das Delta del Ebro hat, welches das größte Feuchtgebiet Spaniens ist. Auch wenn die Sonne bereits hinter den Wolken verschwunden ist, als wir den Gipfel erreichen, ist der Ausblick beeindruckend. Obwohl der Tag sehr warm begonnen hat und wir sogar mit kurzen Leiberln unterwegs sind (Lorenz sogar mit kurzer Hose), wird es dann doch wieder recht kühl und wir warten nicht allzu lange, um den Rückweg anzutreten. Zurück beim Ducato machen wir uns auf den Weg Richtung Castelló. Wir finden Zuflucht auf einem Stellplatz in Onda, der schon fast voll ist. Im Laufe des Abends kommen noch viele Wohnmobile vorbei, die alle wieder fahren müssen... Glück gehabt.

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