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Folge 14

Etwas Altes: KI

Bei einer Lesung von Günter Hack aus QUIZ (Öffnet in neuem Fenster) in den Redaktionsräumen der Zeitschrift MERKUR (Öffnet in neuem Fenster) 2018 sollte ich moderieren und hatte keine Stimme. Es war das erste und einzige Mal in meinem Leben, dass ich nicht heiser war, nicht krächzte, sondern wirklich überhaupt nicht mehr sprechen konnte. (Schrecklich.) Nur ein tonloses Flüstern war möglich, denkbar ungeeignet für eine Moderation. Statt abzusagen – ich war ja nicht krank, nur stimmlos –, habe ich meine Fragen an den Autor ins Smartphone getippt und per Text-to-voice-App von einer KI einsprechen lassen. Die Dinger haben ja in letzter Zeit dank unserer Mitwirkung sehr dazugelernt, doch »damals« klang es noch so richtig schön synthetisch. Irgendwie war das dann lustigerweise gar nicht schlechter als eine konventionelle Moderation, und wenn ich es mir nicht eingebildet habe, sah Kathrin Passig, die im Publikum saß, sogar ein ganz kleines bisschen fasziniert aus. 

Etwas Neues: KI

Gestern habe ich wieder eine KI Texte von mir einsprechen lassen, die Hexentexte der @pgexplaining sowie einige, die ich Annette von Droste-Hülshoff und William Beckford für das Dark Magic-Droste-Festival (Öffnet in neuem Fenster)  in den Mund legen werde. Ich habe das mit einer kommerziellen Seite gemacht und stolze fünf Euro dafür verpaypalt. Neben beträchtlichem Nutzen hatte ich dabei viel Spaß, etwa, weil die deutschen KIs Marlene und Hans heißen und Marlene »Goethe« ausgesprochen spöttisch ausspricht. Lustig und unlustig fand ich, dass die Aussprache von »Vetternwirtschaft«, »Seilschaften« und »Patriarchat« Marlene gar keine Mühe bereitet, sie aber statt »Magie« »Maggi« sagt. Deshalb musste ich teils sehr avantgardistische Schreibweisen bemühen, um bei für mich relevanten Begriffen gute Ergebnisse zu bekommen: »Präraffa-e-litische Girls«, das »Inßtannta-ne«, »Magieh« ... 

Was ich ein bisschen weird finde, ist, wie sehr ich auf den Akzent, die Akzente  von KIs stehe, sie erzeugen in mir ein Gefühl wohliger Faszination, also das emotional positive Gegenstück zum Uncanny Valley (Öffnet in neuem Fenster) (ein Konzept, an das ich btw nur eingeschränkt glaube). 

Ach ja, ich habe dank erzwungener Um-Schreibungen noch ein weiteres gutes, weil nicht strukturell diskriminierendes Schimpfwort gefunden: Pop-Anz. 

Es schimpft sich sehr gut: Kannst du mal ruhig sein, du Pop-Anz!  

Etwas Geborgtes

Of the Subcontract von Nick Thurston im Frohmann-Shop (Öffnet in neuem Fenster)

Etwas Uncooles: Ich doch nicht

Heute nur einmal kurz anformuliert, weil mir wegen Deadlines die Zeit für einen längeren Text fehlt. 

Vielleicht das Uncoolste derzeit sind Menschen, die vehement gegen Nazis eintreten, aber selbst nicht genug tun, um eigene diskriminierende Ausschluss- und Abwehrmechnismen zu erkennen und zu überwinden. Man sieht es natürlich bevorzugt nur bei den anderen geschehen und steckt rasend schnell den Kopf in den Sand oder die Bezugsgruppe, wenn man selbst mit entsprechenden Vorwürfen konfrontiert ist. Ja, es trifft sich auch denkbar ungünstig, dass wir alle dank mehr als einem Jahr Pandemie gerade psychisch Matsch sind, aber angesichts der immer stärker werden Nazis lässt sich das Strukturproblem nicht auf »wenn es mir wieder besser geht« vertagen. Menschen leiden jetzt, sind jetzt in existenzieller Not und Gefahr, auch wegen mir und dir.

Wir, die komplett bis teilweise Privilegierten müssen raus aus der gemütlichen Selbstgerechtigkeit, nicht um menschlich auf Augenhöhe mit Nazis zu reden (wehe, jemand sagt diesen Quatsch immer noch),  sondern um menschlich auf Augenhöhe mit Diskriminierungsbetroffenen zu reden, insbesondere Betroffenen unserer eigenen diskriminierenden Worte und Handlungen. Ja, nichts möchte man weniger, weil das eigene Selbstbild energisch »Ich doch nicht!« ruft , aber es gibt keine Alternative.  

Vielleicht ist ein guter Anfang, nicht mehr zu denken und zu sagen, dass man grundsätzlich nichts gegen Arme, Behinderte, Queere, Juden*Jüdinnen, BIPoC, Frauen hat, denn es ist doch wirklich sehr unwahrscheinlich, dass man in einer strukturell diskriminierenden Gesellschaft als wahre*r Gerechte*r aufgewachsen ist und existiert. 

Sinnvoller ist die Frage: Wie kann ich, wie können wir – meine Bezugsgruppe, mein Team bei der Arbeit – vermeiden, ungerecht zu sein?

Spoiler. Zuhören, wirklich lesen – die Antworten stehen schon tausendfach im Netz. Wo es direkt an einen herangetragen wird: es offenen Herzens in sich reinlassen. 

Rubrikloses

Ich habe mir Kafka (einst meine große Liebe) zugegebenermaßen selbst unlesbar gemacht, also zu 30 %, denn 70 % hat eine Biografie auf dem Gewissen, in der ausufernd Kafkas stundenlanges einspeichelndes Rumkauen auf Nüssen beschrieben wurde.

Ihr könnt sehr gern für 12.751,01 EUR meinen FrauFrohmann-Twitteraccount kaufen, aber bitte schenkt mir nicht die Pullis dazu. (Laser sagt, die Kätzchen sollen auch wegbleiben.)

Weil fast jeder einzelne Gedanke und Satz aus diesem Text mittlerweile von witzigen Dudes »aufgegriffen« wurde, poste ich hier noch mal das Original. Verneigt euch bitte nicht vor falschen Königen, sondern nur vor Queen Giulia.

Wahr und falsch

#WeirdeWaren

Wenn ihr weiterhin 24/7 im Netz über schlimme Leute redet, schicke ich euch ein täuschend echtes Damwildrudel in Lebensgröße. 

Guerlica

#cn #gewalt

Zurück den breiten Bevölkerungsschichten. Zu den breit bevölkernden Schichten. Wir sehen uns nächste Woche wieder. Seid lieb, nur nicht zu Nazis.

Wer mag und kann, gern New Frohmanntic als zahlendes Mitglied (Öffnet in neuem Fenster) mit persönlich passender Beitragshöhe unterstützen. Oder mir über Paypal-Me (Öffnet in neuem Fenster) ein Hexengeschenk machen. Bitte kauft und lest auch Bücher aus dem Frohmann Verlag (Öffnet in neuem Fenster). Lieben Tag! Dankeschön.

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