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Folge 52

Vorweg

Es geht jetzt wieder los mit Verlegen, wozu bekanntlich eine Menge Geld benötigt wird. Gönnt euch also gern Frohmann-Bücher und E-Books (Öffnet in neuem Fenster), PGExplaining-Postkarten (Öffnet in neuem Fenster), -Shirts, -Tassen-, -Prints (Öffnet in neuem Fenster). Empfehlt bitte auch eifrig New Frohmanntic weiter, denn die festen Einnahmen über den Newsletter sind das Beruhigendste, was mir bei der Arbeit in den letzten zehn Jahren widerfahren ist. Ich werde die einzelnen Folgen zukünftig auch auf der Verlagsseite posten, dann könnt ihr sie einfacher teilen. 

Etwas Altes: Öffentlich lesen 

Wenn ich ein Buch lese, mit dessen Autor*in ich es gut meine, weil ich die Arbeit dieser Person in einer der Wirklichkeiten als ästhetisch interessant und sozial integer einzuschätzen gelernt habe, lese ich es öffentlich: im Bus, in der Bahn, im Park, im Schwimmbad. Es gibt kein besseres Buchmarketing, als Bücher in der Öffentlichkeit zu lesen. Andere Menschen starren unweigerlich her, wollen identifizieren, was man da liest, betrachten das Cover, lesen den Titel, interessieren sich. Wer Buch lesend in der Öffentlichkeit auftaucht, ist instantan Influencer*in im allerbesten Sinne. (Na ja, solange das Buch kein reaktionärer Scheiß ist, aber das schließe ich ja aus, indem ich nur Bücher von »verdienten Persönlichkeiten« lese, was kein Synonym für »bekannte Autor*innen« ist.) Sollte das Buch mich nicht vom U-Bahn-Klapphocker hauen, bereue ich es trotzdem nicht, denn ich halte ja etwas von der Person, die es verfasste. Bücher, die mich durch das Erzählte oder das Erzählen – im Idealfall beides – überzeugen, halte ich zusätzlich auf Instagram hoch. Auch damit kann man viel für ein Buch tun, ich mache das ungefragt, unbezahlt und sehr gern. Tut das auch, es ist ein schöner Weg, soziale Medien ohne großes Tamtam positiv mitgestaltend zu nutzen.  

Nicht vergessen, alle in sozialen Medien sind Publisher*innen, aber Publishing ist eben nicht nur Verantwortung, sondern zuallererst auch Ermächtigung. 

Etwas Neues: Instantanes Mulchen

Nein, ich bin keine Permakultur-Expertin. Meine Freundin Nana war eine (Öffnet in neuem Fenster) oder zumindest im Begriff, eine zu werden,– sie ist aber 2014 gestorben. 

Mein Mann und ich achten also ohne große theoretische Expertise mehr und mehr darauf, unseren Garten selbstgenügsam zu gestalten. In diesem Sinne habe ich etwas Neues ersonnen: das instantane Mulchen. Mulchen wird in Mitteleuropa immer wichtiger, weil es heißer und trockener als früher ist. Man gießt Töpfe, Beeten, Wiesen, Felder, und – schwupps – ist schon wieder alles staubtrocken. Mulchen stellt einen gewissen Schutz gegen dieses sofortige Wiederaustrocknen dar und verhindert auch, dass Unkrautsamen zu Unkrautpflanzen evolvieren, sie bleiben – ätschibätsch – oben auf der Mulchschicht liegen und es wird nichts aus ihren finsteren Plänen.

Instantanes Mulchen geht so: Man schneidet mit der Garten- oder Heckenschere  olle oder unschöne Zweiglein oder Ästchen ab und bringt Erstere dann nicht zur Biotonne und Letztere nicht zum Haufen fürs gelegentliche Häckseln, sondern schneidet sie sofort mit der Hand aka Gartenschere klein und bringt sie dann da auf dem Boden aus, wo man vorher über dem Boden geschnitten hat. Das geht auch mit abgezupften Blättern von Balkonpflanzen, die man nicht wegschmeißt, sondern unter die Pflanze auf die Erde im Topf legt. Klingt sehr banal und ist es auch, aber es funktioniert super. Nur nicht auf der Wiese machen, da ist es kontraproduktiv, aber geschnittenes Gras kann zum Beispiel ins Erdbeerbeet.

Nachfolgend ein paar suggestive Gartenbilder in frischem, feuchtem Grün von heute; zu sehen sind unter anderem meine beiden Lieblingsrosen. 

Etwas Geborgtes: Ein Zitat

»Seit ich ein kleines Mädchen war, habe ich versucht, ihr alles nachzumachen, jedenfalls in China: das Beten, das Essen, den Shanghai-Dialekt. Sie war wie mein Kompass in dieser Welt – wenn ich die Dinge gemacht habe wie Ma, dann habe ich sie richtig gemacht.«  

Lin Hierse, Wovon wir träumen (Öffnet in neuem Fenster), München: Piper 2022, 18

Etwas Uncooles: Vier Wochen

Den letzten New Frohmanntic schickte ich entspannt, glücklich, gelassen ab, in der Erwartung, halbwegs gut vorbereitet eine neue Lebensphase zu beginnen, endlich wieder konzentriert arbeiten zu können, meine in der Pandemie entwickelten Ängste und Komminikationsstörungen überwunden zu haben aka wieder klarzukommen. – Haha, als ob. 

Heimgekehrt bin ich dann in eine Mischung aus Hangover und Kevin allein zuhaus sowie einhergehend in ein lebensweltliches, emotionales und kommunikatives Desaster. 

An alle Eltern – hier lesen ja ziemlich viele mit: Ihr müsst euch gar nicht so viele Gedanken machen, ob ihr zu streng oder zu lasch seid, denn am Ende aka im Übergang aka in der Abnabelung werdet ihr doch gleich scheiße behandelt.  An alle Nichteltern – hier lesen ja ziemlich viele mit: Es gibt neben all dem Eltern, insbesondere Alleinerziehende und Mütter, unnötig beutelnden Strukturmist (#RegrettingMotherhood) ganz konkrete, echte Vorteile, ohne Kinder zu leben: Man kann sich ein großes Boot, ein Pferd oder eine Kelly Bag kaufen oder Menschen in echter Not helfen, statt unnötig Tausende Euro, die man nicht gerade locker sitzen hat, für ungetragene Zahnspangen oder in Abwesenheit verschwundene Fahrräder auszugeben. Und eine Katze kann man schließlich auch sehr heftig lieben und sie eine*n. 

Erkenntnis: Die Konsequenzen für unfertige Stirnlappen anderer tragen zu müssen, das ist von allen nicht richtig schlimmen Sachen meines Erachtens unsteigerbar am schlimmsten. Weil man dabei auch noch Gehirnfraß-Gespräche führen muss, gegen die Diskussionen mit Querdenkenden, Impfskeptischen und Hufeisen-Feuilletonis einfach gar nichts sind. Im Augenblick erscheint mir der beste Plan, das Land zu verlassen, bis meine Kinder 30 sind. 

Weil ich nicht anders kann, als Sachen auch ästhetisch zu betrachten, muss ich euch auch noch erzählen, dass sich die Vorfälle in unserer Abwesenheit durch immer neu hinzukommende Erzählungen Einzelner zu einer Art mentaler Netflixserie namens Vier Wochen entwickeln.

»Ich will wirklich nicht petzen. Die Jungs waren immer sehr freundlich und die anderen Leute, die da waren, auch. Und die jungen Leute sollen auch feiern und laut ihre Musik hören dürfen, vor allem nach den letzten zwei Jahren. Aber ...«

»Eine Party? Hahahahahaha.«

»Bei der ersten Party habe ich mich angezogen und mit meinen Papieren neben mir ins Bett gelegt. Für den Fall, dass ich fliehen muss.« 

»Bei der letzten Party hat einer auf der Pergola gesessen.« 

»Und einer hat gegen das Auto vom Vater getreten.«
»Von welchem Vater?«  
»Von denen, die hier wohnen.«

Die letzte Schilderung stammt vom sechsjährigen Enkel eines Nachbarn. – Vieles andere Zeug*innenaussagen lasse ich aus Gründen aus. 

Fazit: Wenn ihr jung erwachsene Kinder habt und verreist, gebt ihnen besser nicht euer Zuhause und euer Vertrauen. Als Personen mögen sie es ja wert sein, aber ihre Stirnlappen sind eure Endgegner. Macht lieber Airbnb, dann ärgert ihr euch danach bestimmt auch über einiges, aber ihr habt 500 bis 2000 EUR plus, nicht minus. 

Ja, natürlich muss ich obendrein, weil es wegen neuen Steuerberaters Kommunikationslücken mit dem Finanzamt gab, bis Mittwoch die Steuer 2020 und 2021 machen, weil der Kapitalismus kafkaesk war, ist und bleibt. 

Jippieh.

Rubrikloses

Eine Schelmin, die unglaublich Gehässiges hinter dieser Bild-Text-Schere vermutet und nicht glauben kann, wie wirklich jede Gelegenheit zum Othern genutzt wird

 Internet-Einkaufsbummel mit Frau Frohmann:

Nei-hein. (Netter Versuch, Kapitalismus, aber sieben Euro für null Euro sind kein guter Deal.)

Nei-hein. (Hahahahaha)

Würde die ganze Familie mit Postkolonialismus-Basiswissen ausstatten.   

Präraffaelitische Girls erklären Megalomilliardäre, Vol. 4

Zurück zu den Feministen! Wir sehen uns nächste Woche. Seid lieb, nur nicht zu Nazis.

XOXO,   
FrauFrohmann

Hier zum Teilen der Link für die heutige Folge 52: 

https://frohmannverlag.de/blogs/newfrohmanntic/folge-52 (Öffnet in neuem Fenster)

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