Über Lokaljournalismus auf Borkum, fragwürdige Zahlen von Nancy Faeser und eine Geschenkidee
Der Übermedien-Newsletter von Lisa Kräher
Liebe Übonnentin, lieber Übonnent,
bisher hatten sich die Menschen auf Borkum ziemlich erfolgreich darum bemüht, dass ihr Brauch bei Nicht-Borkumern eher unbekannt bleibt: das traditionelle Fest des „Klaasohm“. Doch dann kamen diese Festlandratten vom NDR-Magazin „Panorama – die Reporter“ auf die Nordseeinsel und machten in einer Doku (Öffnet in neuem Fenster)öffentlich, dass dort jedes Jahr, am Tag vor Nikolaus, nicht nur ordentlich gebechert wird. Zur Tradition gehörte es – bislang – auch, dass Männer in seltsam-schaurigen Kostümen Frauen „jagen“ und mit Kuhhörnern schlagen. Und das teilweise so hart, dass einige von diesen Frauen danach über blaue Flecken und Schmerzen klagten.
(Das Ganze geht angeblich auf die Zeit der Seefahrer zurück. Die Erzählung: Wenn die Männer im Winter vom Walfang zurückkehrten, sollen sie den Frauen, die die Monate zuvor ohne sie gelebt hatten, mit diesem Ritus gezeigt haben, wer nun wieder das Sagen auf der Insel hat. Ob das tatsächlich der Ursprung des Brauches ist, ist aber nicht sicher.)
Die meisten Borkumer – und auch die meisten Borkumerinnen – scheinen dieses Fest jedenfalls zu lieben. Es ist einer der wenigen Tage im Jahr, in denen sie mal „unter sich“ sind, und nicht von Touristen belagert werden, das macht die NDR-Reportage deutlich. Das mag einer der Gründe sein, warum die Inselbewohner es ablehnen, dass Medien über ihr Fest berichten bzw. dass Aufnahmen davon in sozialen Medien kursieren: Man will einfach keine besoffenen Hamburger oder Osnabrücker, die zum Fest des „Klaasohm“ die Insel stürmen und Borkum zum Ballermann machen.
Ein anderer Grund ist wohl, dass Teile des Inselvolks vielleicht schon ein bisschen damit gerechnet haben könnten, dass Frauen verkloppen – auch wenn es nicht böse gemeint und nur im Rahmen eines traditionellen Festes ist – kein gutes Licht auf die Insel wirft. (Ja, es gibt auch andernorts Winterbräuche mit unheimlichen Verkleidungen und gespielten Hatzen, aber das, was der NDR in seiner Doku zeigt, sieht wirklich sehr unangenehm aus.)
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