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Der Übermedien-Newsletter von Stefan Niggemeier

Liebe Übonnentin, lieber Übonnent,

knapp 180.000 Menschen haben bislang eine Petition mit der Forderung „GEZ-Zwangsgebühren sofort abschaffen!“ (Öffnet in neuem Fenster) unterschrieben. Nach dem Ablauf am kommenden Mittwoch sollen die Listen der Unterzeichner an die Landtagsfraktionen und -regierungen überreicht werden. Hinter dem Aufruf steckt die rechte Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF).

Ich werde die anhaltende Anziehungskraft des Buchstabenkürzels „GEZ“ der längst abgeschafften Gebühreneinzugszentrale als Hass-Wort nie verstehen, aber die ist nicht das einzige Problem mit der Petition. In der Begründung heißt es, dass die Reichweite von ARD und ZDF „dramatisch sinkt: Immer mehr Bürger wenden sich ab von den politisch ständig einseitiger werdenden Angeboten der Öffentlich-Rechtlichen und nutzen andere Medien.“ Ich habe den JF-Chefredakteur Dieter Stein gefragt, ob er mal einen Beleg hat für diese Behauptung.

Seine Antwort: (Öffnet in neuem Fenster) „Viele.“ Als einen davon bot er mir an: einen Artikel aus der Fachzeitung „Horizont“ mit der scheinbar passenden Überschrift „Herbe Verluste für Das Erste bei allen Zuschauern“ (Öffnet in neuem Fenster). Der Artikel ist allerdings vom Mai 2020 und bezieht sich auf einen einzelnen Monat; eine Momentaufnahme. Aufs Jahr berechnet gewinnen ARD und ZDF seit 2019 sogar an Marktanteilen im Fernsehen (Öffnet in neuem Fenster).

Damit konfrontiert, bot Stein einen anderen Beleg: Diesmal war es ein neun Jahre alter Artikel des Branchendienstes „Meedia“ (Öffnet in neuem Fenster), der zum 50. Geburtstag des ZDF 2013 die Quotenentwicklung über die Jahrzehnte nachzeichnete. Und, tatsächlich, 25 Millionen Zuschauer wie am 2. Dezember 1976 mit der Show „Peter Alexander präsentiert“ erreicht das ZDF heute nicht mehr. Doch, wie auch der Artikel festhält: Nach dem Rückgang durch die neue Privatfernseh-Konkurrenz in den 90er Jahren konsolidierten sich die Quoten zuletzt. 

Trotz einer Bitte um weitere Belege von mir (Öffnet in neuem Fenster) („Sie würden ja in Ihrem Kampf für ‚fairen, unideologischen Journalismus‘ nicht einfach irgendwelchen ideologischen Unsinn behaupten“) kam von Herrn Stein dann nichts mehr. Nach Beweisen für die Aussage in der Petition, dass „immer mehr Menschen den staatsnahen Journalisten misstrauen“, hab ich dann schon nicht mehr gefragt. Umfragen (Öffnet in neuem Fenster) zeigen immer wieder und jedenfalls immer noch, dass eine große Mehrheit der Menschen das öffentlich-rechtliche Fernsehen für sehr oder eher vertrauenswürdig halten.

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