Über die Aufregung um ein WDR-Supermarkt-Statement, „For Our Planet“ und die AfD
Der Übermedien-Newsletter von Boris Rosenkranz
Liebe Übonnent:innen,
ganz egal, welchen Bock die ARD geschossen hat, und wie groß oder klein der war, ist eine öffentliche Debatte über diesen Bock nicht mehr ohne maximalen Lärm denkbar, ohne Beschimpfungen, Verzerrungen und Ideologie-Vorwürfe. Und ohne so blöde Überschriften wie diese hier aus dem „Nordkurier“:
„Tagesschau spannt WDR-Kollegin als Penny-Jubelperserin ein“
(Wobei die schon ganz besonders blöd ist.)
Es gibt also wieder große Aufregung: „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ haben am Montag über eine PR-Aktion (Öffnet in neuem Fenster) der Supermarktkette Penny berichtet. (Oder besser: Alle haben darüber berichtet, auch die ARD.) Der Discounter bot, für ein paar Tage nur, neun Produkte teurer an, um nach eigenen Angaben darauf hinzuweisen, was die „wahren Kosten“ wären, würde man die Umweltschäden einkalkulieren, die die Produktion von, zum Beispiel, Würstchen verursacht.
Ein Fernsehteam des WDR befragte deshalb Kunden in einem Penny-Markt in Köln, der WDR-Hauptstadt, wie sie die Aktion finden. In den Beiträgen landete dann auch eine junge Frau, die ausgerechnet beim WDR arbeitet. Was natürlich nicht gut ist, man interviewt nicht die eigenen Kolleginnen, ohne das kenntlich zu machen. Es gibt immer irgendwen (Öffnet in neuem Fenster), dem das auffällt (und von dem „Bild“ das im Zweifel rasch abschreibt). Der Verdacht lautet dann, dass die ARD ein noch fehlendes Statement von einer Kollegin habe vortanzen lassen.
Der WDR räumt ein, dass die Beiträge so nicht hätten gesendet werden dürfen, er löschte das Statement aus der Mediathek. Und WDR-Chefredakteur Stefan Brandenburg erklärt auf Xitter (Öffnet in neuem Fenster), die junge Frau, eine Journalistenschülerin, die als Produktionsassistentin beim WDR-Hörfunk arbeite, habe dem Kamerateam im Supermarkt „sinngemäß“ gesagt: „Ich komme gerade vom WDR-Radio“. Der Reporter habe es aber, bei den „vielen Nebengeräuschen“ im Supermarkt, falsch verstanden, nämlich als: „Ich habe es [die Aktion] im WDR-Radio mitgekriegt“. Ein Missverständnis also, „ärgerlich und peinlich“, schreibt Brandenburg. Sonst hätte der Reporter die Kollegin „niemals in den Beitrag aufgenommen“.
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