Übers Innehalten
Der Übermedien-Newsletter von Stefan Niggemeier.
Liebe Übonnentin, lieber Übonnent,
als am Donnerstag dieser Woche die Nachricht die Runde machte, dass die stellvertretende SZ-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid vermisst wird und es den Verdacht auf einen Suizid gibt, twitterte (Öffnet in neuem Fenster) die Publizistin Carolin Emcke:
Können jetzt bitte einfach mal alle innehalten
Der Tweet hat kein Satzzeichen, man kann ihn sich mit Ausrufezeichen am Ende vorstellen oder mit Fragezeichen, und im letzteren Fall lässt er sich leicht beantworten: Nein, nicht einmal in einem solchen schrecklichen Moment können wir innehalten, erst recht nicht in einem solchen schrecklichen Moment.
Eine erstaunliche Zahl von Leuten auf Twitter nutzte die Gelegenheit, ihre charakterliche Verwahrlosung ausstellen, entweder in Form von unverstellter Häme oder, fast noch abstoßender, verpackt als Scheinempathie in einen Satz wie: „Hoffentlich tut sich @foederlschmid nichts an – auch wenn ihre Lebenslüge offenkundig wurde.“
Aber auch auf der anderen Seite gab es kaum Innehalten. Eilig wurden Mini-Nachrufe verfasst, sicher in bester Absicht, aber – zum Glück! – verfrüht, wie sich am Freitag herausstellte, als die Journalistin lebend gefunden wurde.
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