Willkommen in der superfrischen und hellen Zukunft, in der mittelmäßige mittellange Artikel verschwunden sind und stattdessen lange Brabbeleien direkt als Podcast drittverwertet werden.
Was war zuerst da – die kurze Verweildauer oder längliche Artikel? Beim Insider sollen aus langen Artikeln nun kürzere Content-Brocken werden, falls die Redaktion mehr zu sagen hat: neuer Take, neuer Artikel, neues SEO-Glück. Maximal 600 wörter, die durchschnittliche Lesedauer beträgt beim Insider schließlich nur 51 Sekunden, wozu also mehr schreiben.
Und klar gibt es die Journalist*innen, die jetzt lachen und den Grund für kurze Lesedauern nicht bei langen Artikeln sehen, sondern grundsätzlich bei den Inhalten. Wobei es beim Insider durchaus weiter lange Stücke geben soll – gut begründet, Reportagen, Essays, Analysen. Schluss sein soll nur mit den mittellangen, unentschlossenen Stücken. Kurz und knapp oder richtig gut und lang.
»Smart brevity« nennt Axios den Mut zu Knappheit und Links. Was wirtschaftlich nicht ganz einfach abzubilden ist für Seiten, die noch viel auf möglichst lang anhaltenden Google-Traffic schielen und dafür Text-Mindestlängen erfüllen oder die Artikelseiten mit Werbeelementen zupflastern müssen.
A new editorial strategy at Insider (Öffnet in neuem Fenster): Limiting most stories to under 600 words, per Nicholas Carlson memo
Noch mehr Medien
Stratospheric growth (Öffnet in neuem Fenster): TikTok-Firma ByteDance zählt 1,9 Milliarden Nutzer*innen und meldet einen gross profit von 19 Milliarden Dollar.
Greenroom (Öffnet in neuem Fenster): Spotifys Clubhouse-Klon, mit dem sich aus den Clubgesprächen sogleich Podcasts veröffentlichen lassen.
Readings on journalism – for journalists (Öffnet in neuem Fenster): Hier kommt die Sommer-Leseliste des Reuters Institute. Am Pool sitzen, Espresso Martini (Öffnet in neuem Fenster) sippen und die Texte aus Abschnitt 21 lesen: »Climate change, journalism, and communications.«
Nationale Sicherheit (Öffnet in neuem Fenster) ist ein Begriff, bei dem Journalist*innen zittern müssen: 500 Polizisten haben in Hongkong die Redaktion von Apple Daily durchsucht. »Authorities have cited media articles as potentially violating the national security law.«
Der (ge-)rechte Volkszorn (Öffnet in neuem Fenster): Bild und Welt dreschen mit absurd-ausgedachten Vorwürfen auf Carolin Emcke ein, die CDU springt drauf – und niemand kann mehr auf die USA zeigen und behaupten, Diskurs und Debatte in Deutschland seien ja ganz anders als bei Fox und Freunden.
Superfrisch und hell
Ein nackter Raum mit QR-Codes, so präsentiert sich der deutsche Pavillon auf der Architekturbiennale in Venedig. »2038 - The New Serenity (Öffnet in neuem Fenster)« heißt die Ausstellung – und nun ja, die Vision ist eine vernetzte solidarische Weltgemeinschaft, die sich von Wettbewerb verabschiedet hat. Leider bleibt die Utopie vor dem Hintergrund der Coronakrise, reichen Impfweltmeister-Staaten und superdichten Megastädten seltsam blass.
Die Luft ist superfrisch (Öffnet in neuem Fenster): 2038 Der deutsche Pavillon auf der Architekturbiennale in Venedig entwirft eine ehrgeizige Utopie ohne Müll und mit freiem Internet.
Die Zukunft ist hell! (Öffnet in neuem Fenster) Der deutsche Pavillon bei der Architekturbiennale in Venedig zeigt eine Welt, in der die Menschen alle Krisen überwunden haben werden.
Randbeobachtung: Es gibt zur Ausstellung eine Seite auf Google Arts & Culture (Öffnet in neuem Fenster), und wenn man dort einen Eintrag zu Ende liest, bekommt man ein Abzeichen.
The future we live in
Name of the Game (Öffnet in neuem Fenster): »Creator« and »influencer« aren’t different jobs. Who does it serve to pretend they are?
Renderporn (Öffnet in neuem Fenster): The Strange, Soothing World of Instagram’s Computer-Generated Interiors »Renderporn« domesticates the aspiration and surreality of the digital age.
Retrofitting Le Lignon (Öffnet in neuem Fenster): Am Rand von Genf steht ein gigantischer Beton-Wohnkomplex, erbaut in den 60er Jahren, ein Kilometer lang, Platz für 10.000 Menschen. Während solche... Experimente in anderen Städten bereits rückgebaut werden (Bremen-Tenever), wurde hier aufwendig und kaum sichtbar modernisiert.
Öffentlicher Dienst (Öffnet in neuem Fenster): Ein Interview mit dem Chef der bundeseigenen Agentur für Sprunginnovationen Rafael Laguna, der viele Millionen für riskante Projekte ausgeben soll – aber an der Bürokratie zu scheitern droht.
It’s a hell-bent drive in the wrong direction (Öffnet in neuem Fenster): Apple pusht gerade spatial audio, speziell abgemischte Aufnahmen, bei denen Klänge im Raum positioniert werden und sich verändern, wenn man den Kopf dreht oder sich bewegt. Wozu man am besten Kopfhörer trägt, die fast alle mit Bluetooth funktionieren, das aber kein spatial audio kann.
The Amazon That Customers Don’t See (Öffnet in neuem Fenster): Each year, hundreds of thousands of workers churn through a vast mechanism that hires and monitors, disciplines and fires. Amid the pandemic, the already strained system lurched.
Space is the place
Shenzhou-12 (Öffnet in neuem Fenster): China hat drei Astronauten zu seiner neuen Raumstation »Tiangong« befördert.
Tactically Responsive Launch Capability (Öffnet in neuem Fenster): Wenige Wochen Vorbereitung und los: Das US-Militär schießt Satelliten von Flugzeugen aus in eine Umlaufbahn. Noch mehr Jargon: rapid response launch und space domain awareness.
Mushballs and a Great Blue Spot (Öffnet in neuem Fenster): What Lies Beneath Jupiter’s Pretty Clouds. NASA’s Juno probe is beginning an extended mission that may not have been possible if it hadn’t experienced engine trouble when it first arrived at the giant planet.
Internet Explorer
ShadyURL (Öffnet in neuem Fenster): Don't just shorten your URL, make it suspicious and frightening.
Picard Season 2 Trailer Breakdown (Öffnet in neuem Fenster): 14 Secrets & Story Reveals
Bis nächste Woche!
Das war Ausgabe #66 von THEFUTURE (Öffnet in neuem Fenster), dem Newsletter über das wilde Internet und die Zukunft der Medien von Ole Reißmann (Öffnet in neuem Fenster).