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Das wiegt schwer. Ich weiß nicht. Es ist schwer zu fassen, was das alles mit uns macht. Im Prinzip sind diese Zeilen selbst aus einer ausgeprägten Verlorenheit heraus geschrieben. Und sie dienen auch nicht der Ordnung oder haben den Anspruch der Genauigkeit. Sie sind mein Wunsch nach Verbundenheit. Dass es vielleicht irgendetwas tut, mit dir, wenn du das liest, weil es etwas tut mit mir, wenn ich das schreibe. Etwas, das dich und mich in diesen Tagen wenigstens ganz kurz mit einem warmen Gefühl zurücklässt. Denn alleine, das sind wir wirklich nicht. Aber weltabgewandt, das wäre ich gerade mal gerne.

Was ist das also alles. Eine große Aufgabe. Ein großer Untergang. Eine große Aufregung, die wieder vergeht. Eine große Frage. Aus meiner eigenen Lähmung heraus, gelingen mir nur bruchstückhafte Gedanken, die mich an meine Prinzipien erinnern, die ich mir bereits zuvor zurecht gelegt hatte, als das alles noch anders war. Eines dieser Prinzipen lautete: Unterscheide zwischen Schwierigkeiten der Welt und deinen eigenen. Als ich gestern im Wald meinen Frieden suchte, fand ich ihn dort kurz. Dieser Ort erinnerte mich daran, dass ich jetzt gerade auf diesem Waldspaziergang nichts zu befürchten hatte. Heute bohrt sich die diffuse Angst vor einer erbarmungslosen Zukunft rücksichtslos in meinen Körper. Die Grenze zwischen meinem gerade sicheren Augenblick und einer vagen Bedrohung zerläuft. Eine dumpfe Unbeweglichkeit beschäftigt mich seit Stunden und der Anblick meiner Kinder verlangt mir Kontrolle ab. Sie zu sehen, die Gedanken, die Welt - und so verliere ich mich in meinem eigenen Faden und die Regel, sich im Hier und Jetzt in Ordnung zu fühlen, reißt sich von der Leine und verschwindet unbemerkt. Was ist das alles. Immer wieder verlangt das Herz nach einer Antwort, die der Kopf nicht geben kann. Warum ist das. Warum muss es sich so nah anfühlen.

Frieden war eine Selbstverständlichkeit für uns. Und ich halte ihn immer noch für selbstverständlich. Diese salonfähige Haltung ändert aber nichts. Und ich wünsche, diese erbarmungslosen Ereignisse änderten nichts an meinem Wohlbefinden. Denn der Unterschied zwischen Mitgefühl und Erstarrung ist, dass wir einmal handlungsfähig bleiben, während uns das andere selbst in eine Notlage bringt. Kollektive Bewegungsunfähigkeit können wir nur durch das eigene Vermögen der Abgrenzung verhindern. Für mich war es selten so schwer, eine Grenze zu ziehen. Selten brauchte ich so viel Mühe, um mich aus einer zusammenhanglosen Starre zurück in eine klare Aufmerksamkeit zu versetzen. Wie wertvoll dieser Frieden war. Wie wertvoll er i s t. Wie wertvoll wir alle.

Ich wünsche dir das Beste.

Deine Tante.

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