Bye, Bye, Torsun
Hallo,
fangen wir mit etwas wirklich Traurigem an: am 30. Dezember ist Torsun gestorben. Torsun war Sänger von Egotronic. Es gibt wirklich sehr, sehr gute Nachrufe, wie diesen von Klaus Lederer (Öffnet in neuem Fenster) oder den von Linus Volkmann (Öffnet in neuem Fenster), und noch viel mehr mag ich euch ans Herz legen, die Folge des “Und dann kam Punk”-Podcasts aus dem letzten Frühjahr anzuhören, in der Torsun zu Gast war. (Öffnet in neuem Fenster) Hört ihm zu, der Genosse war immer stabil, gegen Nazis, die rassistische Mitte und Antisemitismus. Ohne ihn gäbe es heute wahrscheinlich viel weniger Menschen in Beratungsstellen, Wissenschaft und Journalismus, die nicht erst bei NS-Verherrlichung erkennen, dass jemand antisemitisch argumentiert.
Von mir kann ich euch aus dieser Woche gar nicht so viele Texte präsentieren. Dafür sind schon zwei fertig, die in der nächsten Woche erscheinen. Im nd könnt ihr Montag was darüber lesen, was sich die diversen extrem rechten Akteure von den Bauernprotesten erhoffen. In der nächsten Jungle World, darf ich in der Disko für ein AfD-Verbot plädieren. Das passt auch zu einem kurzen Kommentar, den ich am Dienstag geschrieben habe. In einem Interview hatte Saskia Esken mal wieder gesagt, dass sie ein AfD-Verbot für bedenkenswert hält. Ich bin der Meinung, die SPD-Vorsitzende könnte mehr tun. (Öffnet in neuem Fenster)
In einem anderen Text (Öffnet in neuem Fenster) habe ich kurz auf den Exodus der Wuppertaler Linken geblickt. Da hat sich ein nicht unerheblicher Teil in Richtung Wagenknecht-Bündnis verabschiedet. Für die Linke in Wuppertal, oder in Duisburg, wo sich auch große Teile der Ratsfraktion verabschiedet haben, ist das natürlich kurzfristig nicht gut. Erfahrung, Kontakte und nicht zuletzt finanzielle Ressourcen gehen damit verloren. Trotzdem ist es auch eine Chance für die Partei. Viele, die jetzt gehen, haben, soweit ich es mitbekomme, in der Vergangenheit auch Diskussionen gelähmt und aufgehalten und mit ihrem in den 1980er Jahren hängengebliebenen Weltbild verhindert, dass die Linke angemessene Positionen zu den Fragen der Gegenwart findet.
Gut für Team Wagenknecht ist so, dass es in einzelnen Städten jetzt über Menschen verfügt, die zumindest wissen, wie man eine Partei im Lokalen organisieren muss. Ansonsten bin ich nicht unbedingt vom neuen Personal überzeugt. Fabio De Masi war eine Frage der Zeit. Die über Düsseldorf hinausgehende Prominenz von Thomas Geisel ist auch eher eingeschränkt.
Dinge, auf die ich euch noch aufmerksam machen mag:
Schwarz-Grün in Nordrhein-Westfalen baut die politische Bildung um. Verkürzt, weniger Geld für die Landeszentrale, mehr Geld für “Extremismusprävention”. Zahlreiche Akteur*innen aus dem Bildungsbereich haben der Landesregierung einen Brief geschrieben, in dem sie davor warnen, die politische Bildung werde so “verstaatlicht” und darauf reduziert als “freundliches Gesicht des Verfassungsschutzes” zu fungieren. Der WDR berichtet über den Protestbrief. (Öffnet in neuem Fenster)
Zu meinem Lieblingsthema, dem Rheinischen Revier, gibt es auch Neuigkeiten. Der Bund ist sich sicher, die Räumung und Abbaggerung von Lützerath war überflüssig. Die Umweltschutzorganisation hat sich die Jahreskennzahlen für die RWE-Braunkohlenkraftwerke angeschaut. Die Kraftwerke haben 2023 fast ein Drittel weniger Strom produziert als 2022. Für den Bund ist damit klar, die Räumung von Lützerath war “schlichtweg nicht energiewirtschaftlich zu rechtfertigen”. (Öffnet in neuem Fenster)
Passend dazu mag ich euch noch den Film “Eher fliegen hier UFOs” (Öffnet in neuem Fenster) empfehlen, der schon im November im linearen Fernsehen gezeigt wurde. In dem Film geht es darum, wie eine Familie in einem Dorf, das für die Kohle weichen soll, damit umgeht. Ein wenig kenne ich mich ja in den Kohledörfern aus, und die Filmgeschichte ist stark von realen Personen geprägt. Das führt zu einer Verdichtung, die Filmgeschichte ist trotzdem nicht total drüber, im Gegenteil ist es ein sehr ruhiger, nachdenklicher Film.
Das war’s für diese Woche, denkt dran, in den nächsten Tagen die Gummistiefel gegen lange Unterhosen zu tauschen.