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Wichtel, Trolle, & Horror in Bramble: The Mountain King (Öffnet in neuem Fenster)

Nach den ersten Schritten mit Olla auf der PS5 fühlte ich mich ein wenig an Nils Holgersson erinnert: Wie in Selma Lagerlöfs Roman von 1906, den einige vielleicht als japanische Zeichentrickserie der 80er kennen, ist man in Bramble: The Mountain King (Öffnet in neuem Fenster) als Winzling unterwegs in der Natur. Zwischen Pusteblumen läuft man als blonder Junge in volkstümlich anmutender Tracht durch eine Wiese, bevor man einen knuffigen Igel reiten kann, der von einer Regenwurm-Angel geführt in einem See umherschwimmt.

Trotz des märchenhaften Einstiegs in der Demo, in dem man sich aus der versteinerten Faust eines Trolls befreit, wirkt die ansehnliche Kulisse fast wie eine Naturdokumentation. Das Team von Dimfrost inszeniert sie nicht im Zeichentrickstil, sondern mit der Unreal Engine wie eine nordeuropäische 3D-Landschaft, in der man von der Baumrinde bis zu den Pilzsporen, von davon flatternden Vögeln bis zu Fischen viele realistische Merkmale erkennen kann - nur dass ab und zu auch Wichtel in roten Mützen und seltsame Kreaturen auftauchen.

Aber was wie ein unbeschwertes Märchen-Abenteuer für Kinder anmutet, das man an einem gemütlichen Nachmittag mit den Kleinen spielen kann, wird langsam unheimlicher. Man hüpft bald nicht nur unbeschwert über Seerosen, sondern über Abgründe in finsteren Höhlen. Und spätestens, wenn man von einer alptraumhaften Kreatur aus dem See verfolgt wird, die gar nicht mehr putzig aussieht, verwandelt sich die anfängliche Idylle in bedrohlichen Horror.

Sehr schön ist, dass man über diesen Näcken, der im Wasser haust und Wanderer mit seiner Musik anlockt, noch einiges an Hintergründen erfährt:

https://youtu.be/lO1-fCdaI_M (Öffnet in neuem Fenster)

Laut der schwedischen Entwickler stammen die Wesen wie etwa Rumpnissar aus Geschichten ihrer Kindheit, aus nordischen Sagen oder wurden als Neuschöpfungen von diesen angeregt. Dazu gehört auch der Lemus, eine glatzköpfige Steingestalt, die einem freundlich gesinnt ist. Sie existiert zwar nicht in der Folklore, aber wurde von einem Bild des Malers John Bauer (1882-1912) (Öffnet in neuem Fenster) inspiriert, zu dem es in Jönköping ein schönes Museum gibt - und der übrigens 1863 von Bayern nach Schweden auswanderte und sich auf Trolle spezialisierte:

Vermutlich gibt es in jedem zweiten skandinavischen Haushalt ein Märchenbuch, das von ihm illustriert wurde - er hat auch einige Gestalten aus Jim Hensons' Fantasyfilm Der dunkle Kristall inspiriert. Dabei wird die Darstellung in diesem Spiel samt Blut recht explizit, so dass nach dem ersten Bosskampf nicht mehr die gemütliche Geborgenheit einer Selma Lagerlöf, sondern eher die böse Ahnung Grimm'scher Märchen vorherrscht, in der Kinder als Helden mit Gewalt konfrontiert werden. Apropos: Der Junge namens Olla soll seine Schwester finden, die wohl von einem Troll gefangen wurde - und die haben bekanntlich großen Appetit; man soll übrigens so einiges über deren Verhalten erfahren. Falls ihr schon jetzt mehr über Trolle wissen wollt: Ich habe mit der Skandinavistin Rebecca Merkelbach im Podcast Auf einen Whisky (Öffnet in neuem Fenster) über sie gesprochen.

Spielmechanisch handelt es sich bei Bramble: The Mountain King um ein klassisches Action-Adventure, in dem man vor allem läuft, rennt und hüpft, schleicht oder sich duckt, um Ungeheuern oder tödlichen Fallen zu entkommen. Man trägt keine Waffe, aber bekommt irgendwann ein magisches Artefakt. Außerdem weht fast ein wenig Pikmin-Flair, wenn man von einer Gruppe Wichtel begleitet wird. Man kann die Atmosphäre vielleicht mit jener aus Little Nightmares vergleichen. Noch gibt es keinen Termin, außer dass es für PC, PS4/5, XBS und Switch in diesem Jahr erscheint. Nach der Demo hatten bei uns jedenfalls alle Lust auf dieses Abenteuer.
(Bilder, von oben: Wiese, Bramble: The Mountain King, offizielles Bild; Junge hüpft, Bramble: The Mountain King, offizielles Bild; Die Prinzessin und der Troll. From Bland Tomtar och Troll,. John Bauer, 1913.)

Kategorie Erkundung

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