SPIEL '24: Fünf Tipps für Brettspieler
Es ist wie verhext, ich komme in den letzten Jahren einfach nicht mehr nach Essen zur Spielemesse (Öffnet in neuem Fenster), die ja noch bis Sonntag läuft. Vermutlich, weil ich es mir immer nur spontan vornehme und dann - natürlich - immer was dazwischen kommt. Aber meine Liste mit interessanten Brettspielen vor Ort lege ich schon lange vorher an. Wir ihr euch denken könnt, ist die viel zu lang, aber unter Berichte (Öffnet in neuem Fenster) in der Kategorie Brettspiele taucht schon so einiges auf, darunter Podcasts, Rezensionen und Erkundungen. Außerdem füllt sich die Schatzkiste (Öffnet in neuem Fenster) langsam mit meinen zeitlosen Favoriten von Twilight Imperium bis Agricola.
Ich weise in dieser Erkudnung zur SPIEL 24 nur auf fünf Spiele aus diesem Jahr hin, die mich besonders neugierig machen oder die mich bereits sehr gut unterhalten haben - vielleicht ist ja was für euch dabei.
Ach so, ein kurzer Blick zurück auf die fünf (Öffnet in neuem Fenster), die ich letztes Jahr empfahl: Die Weiße Burg von Kosmos kann ich aufgrund seiner durchgetakteten Spielmechanik wärmstens empfehlen; wieso, weshalb, warum erfahrt ihr in dieser Rezension (Öffnet in neuem Fenster). Das Vermächtnis des Yu (Öffnet in neuem Fenster) von Schwerkraft ist ein sehr gutes Solospiel auf Grundlage chinesischer Geschichte mit toller dynamischer Kampagne, zu dem ich noch eine Besprechung plane. Kelp (Öffnet in neuem Fenster), Too Many Bones (Öffnet in neuem Fenster) und Weather Machine (Öffnet in neuem Fenster) habe ich bisher jedoch nicht spielen können.
So, jetzt aber zu meinen fünf Tipps für Brettspieler in alphabetischer Reihenfolge. Sie alle sind schon erhältlich oder erscheinen noch in diesem Jahr.
Civolution (1-4 Spieler, Pegasus (Öffnet in neuem Fenster))
Ihr mögt Spiele wie BoraBora, Trajan, AquaSphere, Rialto oder Burgen von Burgund? Dann könnte euch diese Neuheit von Stefan Feld interessieren. Aber Vorsicht: Hier braucht ihr deutlich mehr Zeit, mind. zwei bis drei Stunden. Denn es geht in Civolution wesentlich kleinteiliger und vernetzter zur Sache, zumal man die Entwicklung einer Zivilisation managt. Allerdings nicht in einer Reise durch die Geschichte wie in Through the Ages, sondern als Experiment, denn man schlüpft in die Rolle eines Studenten, der sich über vier Zeitalter auf einem künstlichen Kontinent quasi als Gott beweisen muss. Nur hat er keine Allmacht, sondern muss auf Zufälle reagieren, sich viele kleine Ziele setzen, um Schritt für Schritt etwas aufzubauen. Dabei kann er in eine Vielzahl an technischen und kulturellen Errungenschaften investieren, inklusive Rohstoffe und Karten. Das sieht samt modularer Weltkarte und Forschungsmeile komplexer als bisherige Spiele von Feld und wurde von Dennis Lohausen illustriert; Civolution wirkt fast wie eine stahlgrau mellierte XXL-Version von Terra Mystica. Ob ich mich mal da rantraue? Ihr findet es auf Deutsch bei Pegasus Spiele in Halle 3 3K112; der offizielle Verkauspreis liegt bei knapp 90 Euro.
Daitoshi (1-4 Spieler, Devir (Öffnet in neuem Fenster))
Dieses von Dania Garcia konzipierte und Marina Vidal illustrierte Spiel aus Brasilien konnte schon einige Vorschusslorbeeren einheimsen. Es hat auch mich auf den ersten Blick mit seinem tollen Spielplan neugierig gemacht, weil es mich in seiner Fülle an Farben und Symbolen an das sehr empfehlenswerte Bitoku (zur Rezension (Öffnet in neuem Fenster)) erinnert, das ja 2021 bei Devir erschien. Daitoshi stammt zwar von einem anderen Team, aber das Artdesign orientiert sich ebenfalls an Japan. Allerdings an einer moderneren Variante, denn es geht in diesem Arbeitersetzspiel samt Drehscheibe darum, eine Stadt mit Dampfkraft und Elektrizität zu entwickeln, indem man auch Wälder und Flüsse ausnutzt, die von den Yokai bewacht werden, den Geistern des Landes. Ob es da also negative Konsequenzen gibt, wenn man ihre Heimat abholzt? Noch gibt es keinen deutschen Publisher für Daitoshi, aber ihr findet es auf der SPIEL in Halle 3 3D611; der offizielle Verkaufspreis liegt bei knapp 70 Dollar. Und weil die Brasilianer fast immer gute Titel im Programm haben, seien auch die anderen Neuheiten erwähnt: Cities, Rock Hard 1977 und The White Castle Matcha - eine Erweiterung zu Die Weiße Burg (zur Rezension (Öffnet in neuem Fenster)), die ich letztes Jahr empfahl.
Endeavor: Die Tiefsee (1-4 Spieler, Frosted Games (Öffnet in neuem Fenster))
Einige von euch erinnern sich vielleicht an Endeavor: Segelschiffära von Carl de Visser und Jarratt Gray, das ich im März 2022 in einer Rezension (Öffnet in neuem Fenster) besprochen habe. Die Neuauflage von Magister Navis inszenierte damals ein flottes kompetitives Spiel, bei dem es um clevere Ausbreitung auf einer Weltkarte samt Personal- und Gebäude-Management geht, das dynamisch ineinander greift. An diese sehr gute Spielmechanik knüpft Endeavor: Die Tiefsee an, nur dass man U-Boote in einen modular aufgebauten Ozean schickt, den man mit Tauchern, Meeresbiologen und anderen Forschern erkunden kann, die ähnlich wie in Ruinen von Arnak einen Level aufsteigen können. Die Zonen des Meeres wurden sehr ansehnlich illustriert und es entsteht ein frisches Spielgefühl mit einigen tollen Kombinationseffekten sowie angenehm freien Taktiken für Rohstoff- und Punktgewinne, bei denen man sich im kompetitiven Spielmodus so einiges stibitzen und einen spannenden Wettlauf liefern kann. Ich habe erst zwei, drei Partien absolviert, aber kann es jetzt schon empfehlen und habe die Rezension auf dem Zettel. Ach so, es gibt auch einen kooperativen sowie einen Solomodus. Ihr findet Endeavor: Die Tiefsee bei Frosted Games in Halle 3 3B200; der offizielle Verkaufspreis liegt bei knapp 65 Euro. Und falls ihr dort seid, werft mal einen Blick auf Andromedas Edge, kompetitive Weltraumstrategie für 2 - 4 Spieler.
Harmonies (1-4 Spieler, Libellud (Öffnet in neuem Fenster))
Puh, es muss nicht immer komplex am Tisch werden! Manchmal will man einfach nur was aupacken und schneller Spaß haben. Zwar fällt Harmonies von Johan Benvenuto und Maëva da Silva in diese Kategorie, und ich würde es als Familienspiel ab zehn Jahren empfehlen. Aber das ist kein bunter Nobrainer für Tierfreunde - im Gegenteil: Trotz simpler Mechaniken entsteht auf engstem Raum zwischen Hexfeldern eine tolle, weil bis in die letzte Punkteffizienz verzahnbare Tüftelei! Nur wer die passende Landschaft aus Erde, Steinen, Flüssen, Gebäuden etc. erbaut, lockt damit spezielle Tiere an. Zwar setzt man sie nur als abstrakte orange Würfel ein, aber auf den dazu gehörigen Karten sieht man sie toll illustriert. Ich habe ja damals das thematisch ähnliche Cascadia empfohlen, aber die Sogwirkung von Harmonies ist deutlich größer, weil sich vieles kombinieren sowie verdichten lässt. Und weil eine Runde so flott gespielt ist, folgt schnell die nächste. Das hat uns jedenfalls alle recht schnell begeistert. Ihr findet Harmonies bei Libellud in Halle 6 6D200; es kostet knapp 35 Euro.
SPARTA!: Struggle for Greece (1-2 Spieler, Spielworxx (Öffnet in neuem Fenster))
Meine Favoriten unter den Duellspielen der Antike heißen Hannibal und Polis. Aber vielleicht ist dieses Wargame von Kris van Beurden einen Blick wert, denn er konnte einige Erfahrungen in diesem Genre sammeln und inszeniert quasi eine Konfiktsimulation über das Ausspielen von Karten, für die man zwei bis drei Stunden pro Partie enplanen sollte. Man übernimmt entweder Athener oder Spartaner und führt sie in den Krieg um die Vorherrschaft im Mittelmeer, samt Armeen, Flotten, Belagerungen sowie Helden wie Perikles, die sie von Sizilien bis nach Kleinasien auf einer Mittelmeekarte anführen. Auch Wirtschaft und Diplomatie sollen relevant und vier historische Szenarien samt Solomodus integriert sein. Auf der SPIEL in Essen könnt ihr es in Halle 3 3J210 bei Spielworxx bekommen; es kostet allerdings je nach Version 90 bis 130 Euro. Und bei diesem Verlag erscheint im 2. Quartal 2025 auch die deutsche Version von ARCS, die ihr dort vorbestellen könnt. Die erwähne ich hier extra für Leygo, der davon im Brettspiel-Thread (Öffnet in neuem Fenster) schwärmte und mich ansteckte.
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