Das letzte Cool Girl
Der einfachste Teil beim Buchschreiben ist das Streichen. Ich gehe gerade zusammen mit meiner Lektorin ein letztes Mal (um Himmels Willen, lass es das letzte Mal sein!) durch das Manuskript meines Buches (omg, es kommt im September raus!) und streiche ein paar Absätze, die nicht in der Geschichte gelandet sind, weil sie wesentlich für die Story wären, sondern, weil es so Spaß gemacht hat, sie zu schreiben.
Aber, das ist die Wahrheit: die meisten Bücher sind zu lang. Und wenn man clever ist, dann sind die Leute nach dem Lesen noch ein bisschen hungrig nach mehr. Ich streiche also wie verrückt, und ihr könnt euch freuen, denn ihr bekommt die B-Seiten von Rausch und Klarheit (omg, so wird es wahrscheinlich heißen!) auf einem Silbertablett serviert.
In dieser Episode beschreibe ich, wie ich baby sober nach Amsterdam fahre und dem letzten Cool Girl begegne, das ich so richtig beneide.
Das coolste Girl von allen treffe ich im ersten Herbst meiner Nüchternheit in Amsterdam.
Ein paar junge Kuratoren haben zum aktuell stattfindenden Amsterdam Dance Festival eine Gruppenausstellung organisiert, die sich mit Techno und Designkultur beschäftigt und ein paar meiner Collagen werden gezeigt. Weil ich noch nie in Amsterdam war, entscheide ich spontan, hinzufahren. Verreisen ist einer der großen Meilensteine der Nüchternheit, von denen ich so schnell wie möglich so viele wie möglich abhaken will. Ich habe mir ein kleines AirBnB gemietet, laufe durch die Stadt, schaue mir die vielen gut aussehenden Männer an, esse Falafel und mache Selfies auf pittoresken Brücken.
Am Tag der Ausstellung ist es grau und regnerisch. Ein paar der Künstlerinnen sind gekommen, darunter ein Illustrator aus Berlin, der neonbunte Fetischszenen malt, die offensichtlich von vielen ausufernden Parties im Berghain inspiriert sind. Ich gehe zu ihm rüber und frage ihn nach seiner Arbeit und seinen Einflüssen. Der Illustrator wird begleitet von einer schönen Blondine Mitte zwanzig, die cool guckt, cool raucht und angezogen ist, wie eine futuristische Superheldin, in einer Art rückenfreiem Kleid, das hauptsächlich aus recycelten Sicherheitsgurten zu bestehen scheint. Sie stellt sich als Ruby vor. Sie sei keine Künstlerin, sagt sie, sie studiere noch und arbeite nebenbei als Barmanagerin in einem Technoclub. Als die Ausstellung sich aufzulösen beginnt, beschließen wir, gemeinsam essen zu gehen.
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