Der 02. Juni in der Geschichte
Gemetzel hier, Gemetzel da, mehrere Eheschließungen und manchmal alles zusammen
455 – Die Vandalen unter Geiserich fallen in Rom ein und plündern zwei Wochen lang die Stadt und das nur, weil eine Heirat nicht so zustande kommen sollte, wie es Geiserich gerne gewollt hätte. Kaiser Valentinian III. hatte Geiserich nämlich versprochen, dass dessen Sohn seine Tochter Eudocia heiraten könnte, wenn die etwas älter wäre ... denn sie war gerade mal fünf. Dummerweise war neun Jahre später der Heermeister Flavius Aëtius der Meinung, sie sollte seinen Sohn und nicht irgendeinen Vandalen heiraten. Die Verlobung wurde schnell entgegen dem Willen von Valentinian durchgeführt, der daraufhin sagte: »Ey, wat zum Teufel macht ihr da ohne meine Zustimmung?«
Valentinian regte sich so auf, dass er Flavius Aëtius erschlug. Darauf reagierte das Heer von Flavius eher ungehalten und ermorderte den Kaiser, dem dann ein Senator folgte, der wiederum Eudocia mit seinem Sohn verheiratete.
Geiserich hatte sich das Ganze aus der Ferne angesehen und meinte dann: »Leute, da war aber was anderes abgemacht!« Stinksauer fällt er mit seinen Leuten in Rom ein und nimmt alles mit, was irgendwie von Wert ist. Darunter Eudocia, die er dann doch noch mit seinem Sohn verheiratet. Nicht die einfachste Verlobungszeit der Geschichte, möchte man meinen.
1098 – Nach langer Belagerung erobern Kreuzzügler Antiochia und richten ein Blutbad an der muslimischen Bevölkerung an. Und an den Christen, die sich in der Stadt befinden. Und überhaupt an jedem. Ja, so ist das, wenn man einer ganz friedlichen Religion anhängt.
1420 – Der Engländer Heinrich V. heiratet die Französin Katherina von Valois. Eigentlich sollte Heinrich ja ihre Schwester heiraten, aber die hat vorher lieber ihren Cousin geehelicht, weil die Leute damals vermutlich toll fanden, wenn ihre Kinder aussahen, als wären sie vom Bus angefahren worden. Aber wegen der guten Beziehungen zu England, welches im Grunde nur einen Vorwand suchte, um endlich in Frankreich einfallen zu können, meinten die Franzosen: »Unser König ist vielleicht verrückt, aber wenn er was konnte, dann war es Prinzessinnen machen ...« Also schlug man ihm Katherina vor, die im Alter von zwei Jahren schon mal mit jemanden anderen verlobt war, aber das nur am Rande.
Heinrich wackelte mit dem Kopf. »Ja, jut. Wat weiß ich. Machen wir. Aber nur wenn ihr uns mächtig Schotter mitgebt... und mit Schotter meine ich übrigens Gold.«
»Äh«, machten die Franzosen. »Schaut mal das Portrait der Prinzessin. Die ist doch echt superhübsch, oder? Wie wäre es nur mit halbmächtig Schotter?«
»Is nich«, sagten die Engländer. »Dann gibt es Krieg.«
Und die Franzosen so: »Manno.«
Also fielen die Engländer in Frankreich ein, metzelten sich ein wenig durch die Gegend und gewannen schließlich. Nach dem Sieg machte Heinrich Katherina wieder schöne Augen und es kam endlich zur Hochzeit. Kann auch nicht jeder behaupten, dass er für die Hochzeit gleich das Heimatland der Braut erobert hat.
1692 – Die Hexenprozesse von Salem beginnen. In dem Zuge stellt man fest, dass es nicht so toll ist, wenn Frauen a) ihre Meinung sagen und b) sich um ihre Belange kümmern. Nach drei Monaten kommen Geistliche dann doch auf die Idee, dass es besser sei irgendwelche Hexen frei herumlaufen zu lassen, als auch nur einen Unschuldigen zu töten. Den 25 Menschen – Männern und Frauen -, die gehängt, zu Tode gepresst wurden oder in der Haft umkamen, nützt das natürlich nichts mehr.
1878 – Karl Nobiling versucht, mit einer Schrotflinte den deutschen Kaiser Wilhelm I. zu erschießen. Er verletzt den Kaiser zwar, aber scheitert dabei ihn zu töten. Daraufhin versucht er, sich selbst umzubringen. Er schießt sich in den Kopf, aber auch er überlebt schwerverletzt. Im Anschluss hat er – mit einer Kugel im Kopf – überraschenderweise bei der Vernehmung im Polizeirevier nicht viel zu sagen. Mit der Zeit geht es ihm zwar besser, aber dann versucht er, sich noch einmal umzubringen. Auch das gelingt ihm nicht. Schließlich stirbt er drei Monate später an einer Hirnhautentzündung, die er sich durch die erste Kugel, die er sich in den Schädel jagte, zugezogen hat. Langsamster Selbstmord aller Zeiten. Vermutlich.
1886 – US-Präsident Grover Cleveland heiratet Frances Folsom im Weißen Haus in Washington. Es ist die erste und bisher einzige Hochzeit im Weißen Haus. Ein paar Jahre darauf wird mit ihrer Tochter Esther auch das erste Präsidentenkind im Weißen Haus geboren.
1953 – Elisabeth II. wird in der Westminster Abbey gekrönt und erstmals wird die Krönung im jungen Medium Fernsehen übertragen. So kann auch außerhalb der Abtei das Volk sehen, wie langweilig die ganze Zeremonie ist.
1967 – Während einer Demonstration gegen den Besuch des Schahs von Persien vor der Deutschen Oper in Berlin, wird der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen. Im Anschluss daran wird von der Polizei versucht, die wahren Umstände zu verschleiern. In der Folge erstarkt die Studentenbewegung in ganz West-Deutschland, mehrere Politiker treten zurück und linksextremer Terror sieht sich legitimiert, sodass es auf Jahre hinaus weiter Tod und Terror gibt. Der Todesschütze stellt sich später außerdem als inoffizieller Mitarbeiter der Stasi heraus. Wenn man irgendwas als »wildes Durcheinander« bezeichnen kann, dann wohl das.
1975 – In Frankreich besetzen Prostituierte für acht Tage die Kirche Saint-Nizier in Lyon. Vorausgegangen war der Aktion eine zunehmende durch polizeiliche Repressalien geprägte Zeit, in der die Sexarbeiterinnen sich mehr und mehr marginalisiert sahen. Durch die fehlende Unterstützung in der Bevölkerung und der Polizei kam es zu mehreren Gewalttaten gegen Prostituierte, darunter zwei Morde. Während der Besetzung der Kirche gehen die Prostituierten in den Streik, was dann selbst die Polizei nicht gut finden kann.
Der 2. Juni ist seitdem der internationale Hurentag. Romantisch.
1980 – Ernö Rubiks Zauberwürfel wird ab diesem Tag in Deutschland verkauft und kann so endlich auch im Land der Dichter und Denker die Leute in den Wahnsinn treiben.
1991 – Die Deutsche Bundesbahn setzt erstmals den ICE ein. Damit kommen Leute jetzt viel schneller zu spät.
