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Der 31. Mai in der Geschichte

Der Kaiser muss plötzlich weg, Albrecht stürzt in den Fluss und Gioachino muss schnell schreiben

455 - Der weströmische Kaiser Petronius Maximus kriegt mit, dass die Vandalen unter Geiserich gelandet sind und auf Rom marschieren. »Äh, ich muss weg«, sagt er und die römische Bevölkerung meint: »Du blöder Sack, lässt uns einfach hier zurück!« Während Petronius zu fliehen versucht, zieht ihn ein verärgerter Mob vom Pferd und steinigt ihn zu Tode.

1410 – Martin I. von Aragón, so etwas wie ein Vorläufer der spanischen Könige, stirbt in Barcelona. Sehr wahrscheinlich rafft ihn die Pest dahin, aber gerüchteweise war es eher so, dass er eine ganze Gans gegessen hatte und dann sein Lieblingshofnarr Borra einen Witz erzählte, der ihn so lachen ließ, dass er daran verstarb. Der Witz ist sogar überliefert und lautet: »Ich war drüben beim nächsten Weinberg, wo ich ein junges Reh sah, welches mit dem Schwanz vom Baum hing, als hätte es jemand bestraft, weil es Feigen geklaut hat.«

Ja, ein echter Kracher. Man fragt sich.

1578 – In Paris wird der Grundstein für die Pont Neuf (»Neue Brücke«) durch den König Heinrich III. gelegt. Ironischerweise ist die »Neue Brücke« heute die älteste Brücke in Paris.

1811 – Albrecht Ludwig Berblinger steht mit seinem selbstgebauten Flugapparat auf den Mauern der Adlerbastei in Ulm und findet, dass die Umstände seinem Versuch nicht wirklich gerecht werden. Das Publikum allerdings, darunter der hiesige Herzog und die Prinzen, werden langsam ungeduldig. Schließlich rempelt ihn ein Polizeidiener und Berblinger stürzt in die Donau. Berblinger wird zum Gespött der Leute und verarmt. Als »Schneider von Ulm« geht er allerdings in die Geschichte ein. Und mittlerweile hat man auch bewiesen, dass sein Apparat grundsätzlich flugtauglich war. Nur nicht an dem Ort, an dem die Vorführung stattfand.

1817 – Im Teatro alla Scala in Mailand findet die Uraufführung der Oper »La gazza ladra« (»Die diebische Elster«) von Gioachino Rossini statt. Das bekannteste Stück der Oper, die berühmte Ouvertüre, welche auch in zahlreichen Filmen und Serien Verwendung findet, wird allerdings erst an diesem Tag geschrieben. Rossini wird buchstäblich vom Direktor des Hauses gefangengesetzt und bewacht. Wie er selbst sagt: »Ich wurde von vier Maschinisten bewacht, die die Anweisung hatten, meinen Originaltext Blatt für Blatt den Kopisten aus dem Fenster zuzuwerfen, die ihn unten zur Abschrift erwarteten. Falls das Notenpapier ausbleiben sollte, hatten sie die Anweisung, mich selbst aus dem Fenster zu werfen.« Glücklicherweise blieb das Fenster unbenutzt.

1859 – Das Uhrwerk des Uhrenturms vom Westminster Palace wird erstmal in Bewegung gesetzt. Die große Glocke, die später den Namen »Big Ben« erhalten wird und dann auch in der Umgangssprache dem Turm den Namen gibt, hängt zwar schon, wird aber erst zwei Wochen später zum ersten Mal geschlagen. Es ist übrigens nicht ganz klar, woher der Name »Big Ben« eigentlich kommt. Eventuell stammt er von Benjamin Hall, der die Installation der Glocke überwacht hatte, oder vom Boxer Benjamin Caunt, der eine so imposante Erscheinung war, dass man alles, was irgendwie das Größte oder Schwerste war, »Big Ben« nannte. Bedenkt man, dass heute Boote nach Volksumfragen z.B. »Boaty McBoatface« genannt werden, scheint letztere Erklärung wahrscheinlich.

1873 – Heinrich Schliemann findet bei seinen Ausgrabungen im ehemaligen Troja den »Schatz des Priamos«, einen Fund von rund 8000 Gegenständen – zumeist Schmuck – aus Gold und Silber. Weil er keinen Bock hat, den Fund zu teilen, wie es eigentlich gang und gäbe ist, schafft er den Schatz heimlich außerhalb des Landes.

Die Osmanen hinterher: »Ey!«

Schliemann: »Äh, wie wäre es, wenn ich euch einfach einen Haufen Geld gebe und ihr dann vergesst, dass das alles nicht ganz legal war?«

Die Osmanen: »Hmm ... okili dokili!«

1884 – John Harvey Kellog lässt sich die von ihm und seinem Bruder entwickelten Cornflakes patentieren. Seine Hauptargumente für den Verkauf waren übrigens, dass sie bei Verdauungsstörungen helfen und das Verlangen nach Masturbation senken würden. Nein, das ist kein Witz.

1890 – Der Turm des Ulmer Münsters wird mit dem Aufsetzen der Kreuzblume vollendet. Mit 161,53 Metern ist das Gebäude damit heute noch die höchste Kirche der Welt ... zumindest bis der Bau der Sagrada Familia in Barcelona irgendwann mal beendet ist. Interessanterweise war der Bau bis 1530 als katholisches Gotteshaus geplant. Dann aber entschied man sich, eine evangelische Kirche daraus zu machen. Mit etwas Wohlwollen kann man also in dem Turm den Stinkefinger in Richtung Rom erkennen.

1906 – Während der Hochzeitsfeierlichkeiten des gerade mal zwanzig Jahre alten spanischen Königs Alfons XIII., geht eine Bombe hoch. Zwanzig Leute sterben, er selber überlebt aber. Vermutlich war es hinterher schwierig, wenn das Ehepaar vom »schönsten Tag in ihrem Leben« sprach.

1916 – Die Seeschlacht vor dem Skagerrak findet statt. Es ist die größte Seeschlacht des Ersten Weltkrieges zwischen der deutschen Hochseeflotte und der Grand Fleet der Royal Navy. Insgesamt rund 250 Schiffe beballern sich zwei Tage lang, obwohl sie nicht mal so genau wissen, wo sie sich, geschweige denn der Feind, eigentlich befinden. Am Ende haben die Briten rund 6000 Tote und 14 gesunkene Schiffe, die Deutschen rund 2500 Tote und 11 Schiffe zu beklagen. Am Ende beanspruchen beide Seiten den Sieg, aber im Grunde bleibt alles wie vorher. Na, das hat sich ja gelohnt.

2010 – Der deutsche Bundespräsident Horst Köhler erklärt seinen sofortigen Rücktritt. Zuvor gab es Kritik an seinen Äußerungen zum Einsatz der Bundeswehr im Ausland, was jetzt nicht sonderlich ungewöhnlich war. Aber er fühlt sich ungerecht behandelt und nicht genug respektiert, deswegen geht er in den Keller schmollen.